Die damals junge „Karpatenrundschau“ überrascht auch heute durch die inhaltliche Vielfalt ihrer 16 Seiten, durch die Namen die als Mitarbeiter gewonnen werden konnten. Der Zeitungskopf war derselbe wie heute und ist dem Künstler zu verdanken. Es gibt zwar noch keine Farbfotos, aber die Wochenschrift verwendet abwechselnd verschiedene Farben für den Zeitungskopf, manche Titel, Trennlinien, Vignetten.
Es ist sicher von Interesse zu erfahren, wie die neue Publikation (die nach wie vor im Dienste der RKP stehen musste, um überhaupt zu existieren) bei ihren Lesern ankam. Die meisten Meinungen sind lobend und voller Freude, wobei auch der überregionale Charakter hervorgehoben wird. Es gab auch Stimmen, übrigens von bekannten Persönlichkeiten, die anders klangen: „Das ist doch keine Wochenschrift für Gesellschaft, Politik und Kultur, sondern ein regelrechtes Magazin! Warum hat denn die Redaktion ihr Kind nicht gleich von Anfang an mit Namen genannt? Der hätte nämlich mehr ihrem Niveau entsprochen“. (Prof. Thomas Nägler, Hermannstadt). „Große Raumverluste durch überproportionierte Titel und unnötige Leisten. Die einzelne Seite sollte nicht zum Mosaik werden. Eine solche Unruhe im Schriftbild wirkt sich auf den Leser ungünstig aus. Vom Kulturteil der Zeitschrift erwarten wir einen gepflegteren Stil.“ (Prof. Harald Krasser, Hermannstadt). „Die ‚Karpatenrundschau‘ gibt sich zu ernst. Mit ‚Niveau‘ allein ist nichts getan. Jeder Leser möchte etwas finden.“
Zu finden war aber allerhand – vor allem weniger Parteipropaganda (es war die Zeit des „Tauwetters“). In großen Reportagen wurde aus dem Land berichtet: Hans Schuller schreibt über die Weintradition im Kokelland; Helmut Kamilli über Galatz, wo das große Hüttenwerk gerade entsteht und über die Baustelle des Werkes neben Pitești, wo der hierzulande erste Pkw gebaut werden sollte. Noch ist der Name „Dacia“ nicht gefallen wie die rumänische Lizenz von Renault 8 Major heißen sollte. Reportagen aus dem Ausland schreiben vor Ort auch Alfred Wagner (Prag), Eduard Eisenburger (München), Carl Göllner (Albanien). Die KR hat einen starken Kulturteil („Literatur und Kunst“), wo z.B. der vor 6 Monaten gegründete „Kronstädter Literaturkreis“ präsent ist, wobei damals bekannte aber auch weniger bekannte Namen sich durch ihre Lyrik vorstellen, z. B. Hans Schuller als Redakteur aber auch Frieder Schuller „Student der Germanistik in Klausenburg“ oder Erika Hübner-Barth „Hausfrau in Kronstadt“. Veröffentlicht wird auf der Literaturseite eine Skizze von Franz Hodjak („Licht“) und eine Fabel von Bettina Schuller („Der Spatz und die Meise“). Kultur-Redakteur Hannes Schuster organisiert Rundtischgespräche, z. B. „Was wir von der Kunst erwarten“, wo Namen wie Helfried Weiss, Friedrich Bömches, Harald Meschendörfer, Viktor Stürmer oder Renate Mildner-Müller zu Wort kommen.Die Heimatkunde gewinnt an Niveau mit Beiträgen von Architekt Günther Schuller, Thomas Nägler, Heinz Heltmann, Michael Kroner, Gernot Nussbächer. „Heim und Familie“ ist eine andere Seite, die vor allem Frauen, aber auch Lehrer angesprochen haben müsste. Unterhaltung ist gut vertreten, wie auch Sport, wo Alwin Zweier zeichnet. Die meisten eigenen Fotos der KR stammen von Otto Winkler.
Der Start der jungen Wochenzeitschrift war vielversprechend weil auch die Erwartungen hoch waren – zu einer Zeit, wo die Presse einen anderen Stellenwert hatte als heute. Aber auch damals konnte das Fernsehen konkurrieren. Es war die Zeit als im einzigen Kanal des Staatsfernsehen am Mittwoch die Telekinemathek, am Samstag die Tele-Enzyklopädie und an anderen Tagen Serienfilme wie „Der Rächer“, „Die Wikinger“ oder „Thierry la Fronde“ zu sehen waren, wie das dem damaligen Fernsehprogramm der KR zu entnehmen ist.