Einmal im Jahr wird in Honigberg die Zeit zurückgedreht. Der Hof der Kirchburg ist mit Festzelten gefüllt, in denen traditionelles Handwerk betrieben wird. Zwischen den Stimmen der Besucher spielt mittelalterliche Musik, und spannende Ritterkämpfe vor der Burg lassen die Herzen der Besucher höher schlagen. Das von der Siebenbürger Sächsischen Gemeinde Honigbergs veranstaltete „Teutonic Fest Honigberg“ feiert die Gründung des Ortes durch den Deutschen Ritterorden im 13. Jahrhundert. Die Kirche, die den Mittelpunkt des Festes bildet, existiert seit jeher und ist dank konstanter Pflege und Erhaltungsmaßnahmen immer noch in gutem Zustand. Doch das „Teutonic Fest Honigberg“ ist nicht nur irgendein Mittelalterfest. Es zielt darauf ab, den Besuchern durch größtmögliche Authentizität ein bleibendes Erlebnis zu bereiten. Das Honigberger Mittelalterfest hat sich in den zwei Jahren seiner Existenz schon zu einem kulturellen Höhepunkt entwickelt und so einige Fans gewonnen.
Engagement für die Kirchenburg
Dan-Ioan Ilica-Popescu, Mitveranstalter des Festes, ist selbst großer Mittelalter-Fan. Seine Verbindung zur Region ist persönlicher Natur. Dan lebt erst seit 2016 in Honigberg. Während er aus dem Banat stammt, ist seine Frau Siebenbürger Sächsin aus Honigberg. Die beiden lernten sich in Bukarest kennen, lebten nach der Revolution lange Zeit in Deutschland und entschieden sich aus gesundheitlichen und familiären Gründen dazu, nach Rumänien zurückzukehren. Der Wandel der Arbeitskultur in seinem Unternehmen sowie eine Hirnblutung führten zu einer zunehmenden Unzufriedenheit mit seiner Arbeitssituation und schließlich zu einem Neuanfang: Dan-Ioan Ilica-Popescu engagiert sich heute hauptberuflich in der Siebenbürger Sächsischen Gemeinde von Honigberg. Die Kirchenburg ist seine Leidenschaft. Die Erhaltung der historischen Anlage, die Versorgung ihrer zahlreichen tierischen Bewohner sowie die Durchführung von Führungen für interessierte Besucherinnen und Besucher sind nur ein Teil seiner Aufgaben. Die gemeinsame Leidenschaft der Veranstalter für die Kirchburg und ihre Geschichte bildet das Fundament des Mittelalterfests. Ihr Anspruch ist klar: Beim „Teutonic Fest Honigberg“ sollen sich die Besuche-rinnen und Besucher in eine vergangene Zeit zurückversetzt fühlen. Ziel soll nicht der Konsum und die Gewinnmaximierung sein, sondern bleibende Erinnerungen zu schaffen. Die Einnahmen, die durch das Mittelalterfest generiert werden, kommen der Instandhaltung der Kirchenburg zugute. Eine neue Drainage wird benötigt, da Feuchtigkeit von unten in die Kirche eindringt und der Struktur schadet. Auch das Kirchengewölbe ist sanierungsbedürftig. Besucherinnen und Besucher bekommen also nicht nur ein spannendes Programm in historischer Atmosphäre geboten, sondern unterstützen gleichzeitig auch den Erhalt lokaler Kultur.
Authentizität steht im Mittelpunkt
Ein großes Problem, vor dem die Veranstalter dieses Jahr stehen, ist die Finanzierung. In den letzten Jahren wurde das Fest sowohl von Geldern des Rathauses als auch von privaten Spenden ermöglicht. Dieses Jahr sind jedoch einige Förderer weggefallen. Auch das Honigberger Rathaus hat seine Unterstützung eingestellt. Den Veranstaltern ist es sehr wichtig, dass das Mittelalterfest trotzdem wie geplant – und ohne Qualitätseinbußen – stattfindet. Dan erzählt, nach den Veranstaltungen der letzten Jahre viele positive Rückmeldungen bekommen zu haben. Auch dieses Jahr meldeten sich Besucher der vorigen Jahre, um sich nach dem nächsten Termin zu erkundigen.
Beim „Teutonic Fest Honigberg“ steht die Authentizität im Mittelpunkt. Von getöpferten Vasen über Holzhandwerk bis zu geschmiedeten Schwertern – alle Erzeugnisse sind per Hand und historisch korrekt hergestellt. Auch auf die Requisiten und Kostüme wird besonderer Wert gelegt. Das Programm des Fests nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Zeitreise in das mittelalterliche Leben in Friedens- als auch in Kriegszeiten. So fanden in den letzten Jahren Schaukämpfe mit Schwert, Speer und Lanze sowie Darbietungen mit Pferden und Bogenschießen statt. Abseits von spannenden Kämpfen konnte man das Alltagsleben jener Zeit durch Kunst, Essen, Handwerk und mittelalterliche Musik erleben.
Trotz der finanziellen Hürden sind die Veranstalter zuversichtlich, das „Teutonic Fest Honigberg“ auch dieses Jahr in gewohnter Qualität auf die Beine stellen zu können. Die Schausteller, so Dan, seien schon gebucht. Trotzdem hofft er, dass sich noch Unterstützer finden. Denn wenn das Mittelalterfest wie in der ersten Edition nicht kostendeckend ist, könnte die Zukunft der Veranstaltung gefährdet sein.