Nachdem sein erster Gedichtband 1978 unter dem Titel „Poeme despre“ (Poeme über) erschienen ist, war Ioan Suciu in den Publikationen der Zeit öfters präsent und weniger mit eigenen Gedichtsammlungen, was sich nach der Wende völlig ändern sollte. Durch seine bildliche Sprache, der oft unausgesprochenen Ideen, die zur Interpretierung seitens des Lesers und des Literaturkritikers anregen, fand er Anerkennung.
Schon vor seiner Erstveröffentlichung eines eigenen Bandes erhielt er 1977 den Jugendpreis beim Poesie-Festival „Miron Radu Paraschivescu“ in Vălenii de Munte, dem 1985 das Ehrendiplom der Kronstädter Kulturzeitschrift „ASTRA“ folgte, nachdem er im gleichen Jahr eine weitere Gedichtsammlung veröffentlichte. Ein Jahr darauf erhielt er den Preis der in Klausenburg erscheinenden Zeitschrift „Tribuna“, eine der prestigereichsten Publikationen der Zeit. Dieser Preis trägt den Namen eines der bekanntesten rumänischen Lyriker, George Co{buc, und wurde ihm bei seiner Teilnahme an dem gleichnamigen Poesie-Festival in Bistritz verliehen.
Nach der Wende zog Ioan Suciu bis 2000 durch drei weitere Neuerscheinungen die Aufmerksamkeit auf sich. Anschließend veröffentlichte er fast jährlich Gedichtbände in Verlagen von Klausenburg oder seiner Heimatstadt Kronstadt mit Versen der letzten Schaffenszeit. 2012 scheint sein reichstes Verlagsjahr gewesen zu sein, da er gleich vier Gedichtbände herausbrachte. Der letzte dieser Reihenfolge und sein 18., bisher veröffentlichter Band „Evergreen – Nevergreen“, im Limes Verlag Klausenburg bildet eine Auswahl von „verlorenen“ oder „wiedergefundenen“ Gedichten, die er in fünf thematische Kapitel gliedert. Zu den „Alten Geschehnissen“ nimmt er Texte wie „Kohlezeichnung“ – er selbst ist ein guter Grafiker – oder „Orgelkonzert in der Schwarzen Kirche“ auf. Für seine Gedichte muss man allerdings den erforderlichen „Schlüssel“ finden, um die Bildhaftigkeit seiner Verse genießen zu können.
Der Autor, der ein Verehrer einer der namhaftesten Dichter der rumänischen Gegenwartsliteratur, des verstorbenen Marin Sorescu ist, bietet in dem Band eine Auswahl „aus den letzten beabsichtigten Poeme von Marin Sorescu in der bildlichen Übersetzung von Ioan Suciu“, die sicher die Glanzleistung des Bandes bilden. „Glaube mir“, „Licht des Steins“, „Glück“, „Rundgang“ sind nur einige dieser die vom Ideenreichtum und der Sprachgewandtheit des Autoren zeugen. Besonderes schön ist das mit einem Fenster geführte imaginäre Gespräch im Gedicht „Vitraliu“.
Für seine zwei im Jahre 2005 erschienen Gedichtbände „[tiin]ele suave“ und „Privire spre timp“ erhielt er den Lyrikpreis der Kronstädter Filiale des rumänischen Schriftstellerverbands. Der ASTRA-Kulturverein von Hermannstadt verlieh ihm 2007, den Octavian Goga-Lyrikpreis für sein gesamtes Schaffen. Und dieses setzt Ioan Suciu nicht nur gewissenhaft, sondern mit viel Einfühlungsvermögen fort.