Das diesjährige Jubiläum der 800 Jahre seit der Berufung des Deutschen Ordens in das Burzenland fand seinen Ausdruck nicht nur in dem aus diesem Anlass in Kronstadt organisierten 21. Sachsentreffen am 17. September 2011, das ein breites positives Echo auch jenseits unserer Landesgrenzen fand, sondern auch in den zu diesem Anlass veröffentlichten Geschichtsforschungen und Studien in mehreren Bänden, der Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde in der Stadt unter der Zinne und der Akademiewoche von Studium Transylvanicum.
Einige dieser Forschungsbände und Neuerscheinungen stellten wir in unserer Wochenschrift schon vor. Im Folgenden möchten wir uns auf den von Bernhard Heigl und Thomas Şindilariu herausgegeben Band „Kronstadt und das Burzenland. Beiträge von Studium Transylvanicum zur Geschichte und Kultur Siebenbürgens“ beziehen, der vom Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde Heidelberg herausgegeben wurde und im Kronstädter aldus Verlag 2011 erschienen ist.
Beginnend mit der 23. Internationalen Siebenbürgischen Akademiewoche fanden auch die 25. im Jahre 2010 und nun die 26. im September 2011 in Siebenbürgen statt und gaben einen wichtigen Impuls diesen jungen Menschen, die ein so reges Interesse an der Geschichte, Kultur und Landeskunde Siebenbürgens sowie am gesamten Raum Ostmittel- und Südosteuropas zeigen.
Regelmäßig werden Seminare und Workshops von Studium Transylvanicum organisiert, in denen diesbezügliche Themen in Arbeitsgruppen, Diskussionen, Lesungen, Exkursionen ausführlich analysiert werden. Dieser Kreis, der seit 1986 aktiv ist, setzt sich aus Schülern der Oberstufe, Studenten, Doktoranden, jungen Akademikern, anderer interessierter junger Menschen zusammen, die aus vielen Fachbereichen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Ungarn und Rumänien kommen.
Alle stehen in enger Verbundenheit mit dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg. Der aufliegende Band konnte auch dank der Gewährung eines Druckkostenzuschusses seitens dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. an der Ludwig-Maximilians-Universität München veröffentlicht werden.
Nach einer kurzen Vorstellung des Arbeitskreises Kreis Studium Transylvanicum und einem Vorwort der Herausgeber, folgen 16 Studien von 14 Autoren – Thomas [indilariu und Friederike Mönninghoff sind mit je zwei Arbeiten vertreten –, die sich auf die Geschichte von Kronstadt, des Burzenlandes und Siebenbürgens beziehen. Ein Beitrag stammt von dem ehemaligen Kronstädter Stadtarchivar Friedrich Stenner (1851-1924), um diesen für die Forschung zu sichern.
Silvia Popa bezieht sich in ihrem Beitrag auf „Sachsen und ‘Teutsche’. Kronstadt und seine ‘unsichtbare Grenze’ im 18. Jahrhundert“, wobei sie sich auf die Abgrenzung bezieht, die zwischen Katholiken und Protestanten bestand. Flavius Ardelean setzt sich mit „Aspekte der Modernität bei den Kronstädter Rumänen am Ende des 19. Jahrhunderts“ auseinander, wobei er eine Analyse unternimmt, die soziale, kulturelle und berufliche Aspekte bei diesen umfasst.
Wie schon betont wurde von Friedrich Stenner sein 1900 verfasster Beitrag „Die Wandlungen der politischen Verwaltung bei der Stadt Kronstadt im 19. Jahrhundert“ in den Inhalt des Bandes aufgenommen, der sich auf die Vereinfachung der Staats- und Regierungsgeschäfte bezieht, die von Kaiser Josef II. eingeleitet wurden und auch die Zinnenstadt betrafen.
Florian Kührer geht vom Beispiel der Iorga-Straße aus und bezieht sich auf die Rumänisierung Kronstadts. Der Beitrag von Dionisie Arion, in dem er im Spiegel der Korrespondenz vom ehemaligen Stadtpfarrer Dr. Konrad Möckel, sich auf den Kampf um die Macht in der Honterusgemeinde bei den Stadtpfarr- und Presbyterialwahlen 1932/1933 bezieht, und das Auftreten dabei der sächsischen Nationalsozialisten unter die Lupe nimmt, spricht sicher viele Kronstädter, besonders jene der älteren Generationen an. Friederike Mönninghoff setzt sich mit der rumänischen Revolution 1989 aus der Sicht Kronstädter Zeitzeugen auseinander, wobei man aber gerade konkrete, hiesige Personenaussagen oder Berichte aus der Lokalpresse vermisst.
Petra Antonia Sârb macht den Versuch einer Dokumentation bezüglich der Außenwahrnehmung der Schwarzen Kirche in Kronstadt und deren touristische Rolle, wobei sie eine soziologische Studie, was Besucherzahl, Angebot des Verkaufsstandes, die Rolle des Fremdenführers u.a. unternimmt.
Das Kapitel „Burzenland“ umfasst drei Studien. Die erste stammt von Dr. Martin Armgart, der die „Burzenländer Kirchengeschichte – Ein Sonderfall von der Deutschordenszeit bis in die Frühe Neuzeit“ betrachtet.
Dabei bezeichnet er Siebenbürgen als ein „Land der Duldung“, eine „Pionierregion der Religionsfreiheit“ nach der Reformation. Als Glücksfall betrachtet er das Kirchenarchiv in Kronstadt, vermittels dessen man Einblick in die Kirchengeschichte bekommen kann. Timo Hagen, ausgehend vom Studentendenkmal bei Marienburg, geht auf Aspekte der Schlacht von 1612 ein, beschreibt dieses Denkmal sowohl was Baustil betrifft, wie auch seine Rolle als „Gedächtniskirchlein“ und Wallfahrtskirche.
Im anschließenden Beitrag „Erich Jekelius und das Burzenländer Sächsische Museum“ analysiert Thomas Şindilariu vor allem die Bedeutung, die dieses nach seiner Gründung 1908, bis zu seiner Auflösung, sogar international gespielt hat, wobei Erich Jekelius als Begründer und Leiter diesem großes Ansehen sichern konnte. Der Autor hat auch in anderen Referaten anlässlich von Symposien die Rolle dieses Museums und seiner Mitarbeiter hervorgehoben.
Unter dem Sammelbegriff „Siebenbürgen“ wird der dritte Teil des Bandes präsentiert und dieser wird ebenfalls mit einer Studie von Thomas Şindilariu eingeleitet, die sicher nicht nur den Historiker sondern viele Leser ansprechen wird: „Blau und Rot – Zur Geschichte der Farben der Siebenbürger Sachsen und ihrer Herkunft unter besonderer Berücksichtigung Kronstadts“.
Schwierig ist es, die Ergründung des Alters von Blau und Rot einzustufen, einschließlich in der Historienmalerei wie auch der sakralen Kunst. „Es war zu erwarten, dass je weiter die Frage nach der Identifikation der Siebenbürger Sachsen mit den Farben Blau und Rot zurückverfolgt wird, statt einem alles klärenden Ursprung der Farbwahl lediglich eine Vielzahl von teils sich widersprechenden Hinweisen zusammengetragen werden konnte“, gibt der Autor zu.
Zsofia Szirtes setzt sich mit siebenbürgisch-sächsischen Sagen zu den Kurutzenkriegen auseinander, Stephanie Danneberg bezieht sich auf die Geschichte der Rivalität zwischen Kronstadt und Hermannstadt, Petronela Soltesz geht auf das Spätwerk von Dimitrie Paciurea ein, Friederike Mönninghoff unternimmt eine interessante Wanderung zwischen zwei Welten, was einen Großteil unserer Landsleute betrifft u. zw. „Rumänien und Deutschland als doppelte Heimat der Siebenbürger Sachsen?“, wobei sie mehrere Fragen offen lässt, auf die unterschiedliche Antworten gegeben werden können.
Schließlich geht Jula Bruckbauer auf „Die Szekler – Zwischen Mythos, Revitalisierung und Autonomiebestrebungen“ ein. Ergänzt wird der Band mit einer reichen Illustration, zahlreichen Fußnoten zu allen darin enthaltenen Referaten, einem Verzeichnis der Abkürzungen und einem Personen- und Ortsnamenverzeichnis, was seinen Wert als Dokumentation weiter bestätigt.