Rund 40 Lehrlinge wurden innerhalb von 15 Jahren von der Schweizerischen Stiftung für Orgeln in Rumänien in der Orgelbauwerkstatt von Honigberg ausgebildet und für diese verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet. Vor 19 Jahren wurde die Stiftung von Ferdinand Stemmer gegründet, mit der Absicht einen Teil dieses wertvollen Kulturerbes durch die Vorbereitung von Orgelbauern in Rumänien zu retten. In den letzten 15 Jahren wurden 40 junge Frauen und Männer in diesem Fach ausgebildet. Von denen erhielten 29 Orgelbauer und Schreiner von einer staatlichen Kommission ihre Diplome in dieser Fachausbildung, wie Ernst Leonhardt, Vorsitzender des Leitungsrates der Schweizerischen Stiftung für Orgeln in Rumänien bei dem Festakt, der am Samstag, dem 13. Oktober in der Martinsberger Kirche von Kronstadt stattfand. Im Rahmen der Feierlichkeiten fand die Stabsübergabe an die hiesige Stiftung und die Orgelbaufirma COT statt.
An diesem besonderen Ereignis beteiligten sich zahlreiche hochrangige Gäste, die von Leonhardt aufs herzlichste begrüßt wurden: Der Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Bukarest Urs Herren, der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien Reinhart Guib, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) Dr. Paul-Jürgen Porr. Als Anerkennung dieser Aufgabe, die sich die Schweizerische Stiftung gestellt hat, wurde wenige Tage davor Ernst Leonhardt vom Staatspräsidenten Klaus Johannis im Schloss Cotroceni mit einem hohen Kulturorden ausgezeichnet.
An dem Festakt in Kronstadt beteiligten sich auch Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, zahlreiche Geistliche, der Kurator des Kronstädter Kirchenbezirkes A.B. Ortwin Hellmann, Stadtpfarrer Christian Plajer, Vertreter der Medien, Mitglieder des Leitungsrates des Schweizerischen Stiftung und ihrer rumänischen Tochterstiftung, Musiker, Ogelbauer Hermann Binder aus Hermannstadt, der langjärige ehemalige Dirigent der Kronstädter Philharmonie Ilarion Ionescu-Galați.
Botschafter Urs Herren betonte in seinem Grußwort, die Orgelkultur sei eng verbunden mit Siebenbürgen, mit der Orgellandschaft in diesem Land, das vor seinem 100. Jubiläum seit der Großen Vereinigung steht. Seit zweieinhalb Jahren, seitdem er sich in seinem Amt in Bukarest befindet, ist ihm die Stiftung ans Herz gewachsen, was auch aus seinen wiederholten Besuchen in Honigberg ersichtlich wurde.
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der Herr ist ein großer Gott.“ Von der Losung des Tages ausgehend, bezeichnete Bischof Reinhart Guib diesen Tag als Tag des Dankes, der Liebe an alle für ihre Arbeit, und wünschte Gesundheit und Schaffenskraft für die nächsten 15 Jahre, denn es ist noch viel Arbeit vorhanden. Die Klage nach der Wende bezüglich unserer Existenz, auch der der Orgeln, ist gewichen. Allein in den 15 Jahren wurden bisher 26 Orgeln restauriert.
Nicht zu vergessen ist auch die Unterstützung, die von der evangelischen Kirchengemeinde Honigberg geboten wurde, wobei diese den Pfarrhof zur Verfügung stellte, in dem 2002/2003 eine zweckentsprechende Werkstätte nach Plänen der Architekten errichtet werden konnte. Aus der Schweiz wurden die erforderlichen Ausstattungen und moderne Werkzeuge importiert. Vor genau 15 Jahren, im Oktober 2003, sind die ersten Anwärter eingetroffen, die in das berufliche Ausbildungsatelier aufgenommen wurden. Der Unterrichtsplan, der nach langen Tauziehen mit den Bukarester Behörden angenommen werden konnte, sieht 80 Prozent praktische und 20 Prozent theoretische Ausbildung vor. Für letztere hat die Kronstädter Fakultät für Holzverarbeitung die Lehrlinge einmal pro Woche in konzentrierten Kursen ausgebildet. Dafür wurde die Orgelstiftung für die Berufsausbildung in Rumänien gegründet. Vor vier Jahren wurde die Firma COT (Orgelbau und Schreinerei) an zwei der bestens ausgebildeten Handwerker Daniel Popovici und Arpad Magyar übertragen. Ab nächstem Jahr werden diese die gesamte Verantwortung für die Berufsausbildung im Namen der Stiftung tragen.
Über seinen Einstieg in die Orgellandschaft Siebenbürgens, die ersten Restaurierungen in Chendu, dann der Hesse- und Buchholzorgel in der Schwarzen Kirche, die Gründung 1999 der SSOR, deren Vorsitzender er damals wurde, sprach Ferdinand Stemmer. Er sprach seinen Dank den Mitarbeitern der Orgelbauwerkstatt von Honigberg, Barbara Dutli und dem Hermannstädter Orgelbauer Hermann Binder aus. Die an den Seitenwänden der Kirche angebrachte Fotoausstellung führte in die wichtigsten Etappen der Orgelbauer seit 2002 ein.
Ursula Philippi, die selbst mehrere Generationen Organisten ausgebildet hat, sprach ihre Anerkennung für Barbara Dutli aus, die 35 Orgeln aus ihrem „siebenbürgischen Schlaf“ erweckte. Magyar Arpad versicherte, dass er nicht wegen dem Fortbestehen der Firma besorgt sei, sondern wegen der Finanzen, und auch, dass die Anleiter und Ausbildner nicht mehr da sein werden.
Die gesamte Festveranstaltung wurde unter einem besonderen, ansprechenden musikalischen Rahmen ausgetragen. Einleitend und abschließend gestaltet von Brita und Jörg Leutert, die an der Orgel von Ursula Philippi begleitet wurden, vom Jugendbachchor, geleitet von Steffen Schlandt, von Elena (Violine) und Paul Cristian (Orgel), der selbst auch in den Orgelbau Einblick in Honigberg erhielt, wurde der Festakt zu einem bleibenden Ereignis. Auch erhielt man die Gewissheit, dass es eine Zukunft für die „Königin der Instrumente“ in Siebenbürgen gibt.