Die am 16. Oktober 1612 stattgefundene Schlacht von Marienburg, in der die Kronstädter unter der Leitung ihres Stadtrichters Michael Weiß dem Heer von Gabriel Bathory gegenüberstanden sind, um so die Belagerung zu verhindern, wurde zwar verloren, doch Kronstadt wurde nicht besetzt. Dieses Dank des Mutes ihres Anführers aber auch der 39 – nach anderen Angaben 22 – Studenten von der Honterusschule, die da ihr Leben gemeinsam mit Michael Weiß und anderen Mitstreitern opferten. Zu deren Erinnerung wurde im Herbst 1913 in Marienburg das Studentendenkmal eingeweiht. Danach wurden jährlich dort Gedenkveranstaltungen am 16. Oktober veranstaltet, für deren Organisation der Coetus Honteri und die Schülerverwaltung des Honterusgymnasiums verantwortlich waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg mußte auf diese Gedenkfeiern verzichtet werden, bis zum Jahr 1998, als das Denkmal durch die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung restauriert wurde. Seither werden da jährlich Gedenkfeiern am Stichtag oder in dessen unmittelbarer Nähe vom Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), der Evangelischen Kirche A.B., dem Johannes-Honterus-Lyzeum und dem Bürgermeisteramt von Marienburg veranstaltet.
Heuer fand diese amJahrestag, dem 16. Oktober, statt, als 405 Jahre seit der da stattgefundenen Schlacht begangen wurden. In seiner geistlichen Handlung betonte der Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer, dass wir derer gedenken, die ihr Leben am 16. Oktober 1612 lassen mussten, aber auch derer, die unter Diktatur ihr Leben verloren, aller unschuldigen Opfer des Terrors, derer die ihr Leben wegen der Verblendung der Nationen verloren, und bitten, dass der Welt der Frieden geschenkt werde.
Bei schönstem Herbstwetter, dem musikalischen Rahmen, geboten vor der Burzenländer Blaskapelle, dirigiert von Vasile Glăvan, den zahlreichen Anwesenden, die aus Kronstadt, dem Burzenland, aus der Gemeinde anwesend waren, fand die Feier auch den beeindruckenden Rahmen einer solchen Veranstaltung.
Zwei Schüler der Honterusschule, Valeria Orleanu (11.A) und Sebastian Sifft (12.C), führten die Anwesenden in die damaligen geschichtlichen Ereignisse ein. Zweisprachig deutsch und rumänisch, vergegenwärtigten sie die Heldentat der Kronstädter, die sich für ihre Freiheit und die ihrer Stadt opferten.
Einen aufrichtigen Dank richtete Wolfgang Wittstock an die Organisatoren und Mitwirkenden, an Stadtpfarrer Christian Plajer, an die anwesenden Vertreter der Honterus-Schule, der stellvertretenden Direktorin Raluca Petrăreanu, den ehemaligen Schulleiter Helmuth Wagner, an das Bürgermeisteramt der Gemeinde, an Bürgermeister Sorin Taus, der sich auf einer Auslandsreise zum Zeitpunkt befand und nicht anwesend war. Aber im Vorfeld hatte der Bürgermeister volle Unterstützung für die Gedenkfeier geboten, in dem die Wiese vor dem Denkmal gesäubert wurde, die notwendigen Eingriffe vorgenommen wurden, um Graffiti von der Wand des Denkmals zu beseitigen. Vertreten war das Bürgermeisteramt bei der Feier durch Mihaela Bolea, Leiterin des touristischen Informationszentrums der Gemeinde. Wolfgang Wittstock begrüßte weitere Ehrengäste wie den Dechanten des Kronstädter Bezirkskonsistoriums Ortwin Hellmann, Kreisrätin Caroline Fernolend, Stadtratsmitglied Christian Macedonschi, die zahlreichen Anwesenden. Hier in Marienburg wollen wir uns jährlich unserer Vorfahren erinnern, die da ihr Leben gelassen haben, aber auch derer, die in der 800-jährigen Geschichte Opfer von Terror und Diktatur wurden, im Krieg oder Deportation ihr Leben gelassen haben. So soll diese im Marienburg stattfindende Gedenkfeier in unserem Bewusstsein den Stellenwert eines Volkstrauertages der Burzenländer Sachsen einnehmen, betonte er.
Abschließend wurde den Anwesenden die Möglichkeit geboten, die wiederaufgebaute Ritterburg von Marienburg, die noch nicht offiziell für den Besuch eröffnet wurde, unter der Leitung von Gastgeberin Mihaela Bolea zu besichtigen. Die Restaurierung der Burg ist eine beeindruckende Leistung der Gemeindeleitung und des Kronstädter Kreisrates und wir werden diese in einer unserer nächsten Ausgaben vorstellen. Durch eine gemeinsame Zusammenarbeit zwischen Kirchenleitung und Bürgermeisteramt, sollte man von einem Wiederaufbau des Kirchturmes von Rothbach nicht absehen, wofür Bürgermeister Taus ein offenes Entgegenkommen zeigt.