Als der Magistrat der Stadt Kronstadt im März des Jahres 1890 den Antrag erbrachte, die Hauptversammlung des Ungarischen Reichsforstvereins im darauf folgenden Jahr in Kronstadt abzuhalten, wurde der damalige Stadtforstmeister Eduard Zaminer (1835-1900) beauftragt, die Festschrift für diesen Anlass zu verfassen. Aus terminlichen Gründen wurde die Hauptversammlung zwei Jahre später, für das Jahr 1893 in Kronstadt anberaumt.
Eduard Zaminer hatte sich vorgenommen, eine schon längst bestehende Informationslücke zu füllen und als Festschrift eine Geschichte des Waldwesens der Stadt Kronstadt zu diesem Anlass zu verfassen.
Nach einer etwas länger dauernden Krankheit und in Anbetracht der doch erheblichen Anforderungen für die geplante, sehr anspruchsvolle Festschrift, hatte sich Zaminer im Winter 1890 –1891 von seinem Amt zeitweilig beurlauben lassen, mit der Absicht sich ausschließlich dem Studium der Quellen über das Kronstädter Waldwesen zu widmen. Dabei ist ihm, nach eignen lobenden Äußerungen, der damalige Stadtarchivar Friedrich Stenner sehr hilfreich zur Hand gegangen.
Schon vor einigen Jahren hatte in Kronstadts Archiven eine groß angelegte Studie ihren Anfang genommen welche sich zum Ziel gesetzt hatte, die vorhandenen Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt zu sichten, zu ordnen und letztlich zu veröffentlichen.
Im Jahre 1890 waren die beiden ersten Bände schon veröffentlicht und Zaminer konnte diese für seine Festschrift einsehen.
Zum anderen wurde 1873 in Kronstadt der nach dem Modell der in der Schweiz, Österreich und Deutschland gegründeten Alpenvereine, der „Siebenbürgische Alpenverein“ ins Leben gerufen. Als dann im Jahre 1881 in Hermannstadt der „Siebenbürgische Karpatenverein“ gegründet wurde, trat dieser Alpenverein mit seinem Vermögen und seinen Erfahrungen diesem bei. Es entfaltete sich damals besonders in Kronstadt eine rege touristische Tätigkeit, die ehemals vernachlässigten Wege in die Schulerau wurden 1880 (der „gelbe Weg“ durchs „Heldental“/Valea Oabenului) und 1881 der „Serpentinenweg“ zu Fahrwegen konsolidiert und erweitert. Dadurch förderte man erheblich den touristischen Zugang auf den Schuler (Schulerau) vor allem auch durch neue markierte Wanderwege und hauptsächlich durch den Bau der ersten Hütten.
Das jährlich erscheinende „Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpatenvereins“ erweiterte in Wort und Bild die vielen touristischen und bergsteigerischen Möglichkeiten in den Karpaten.
Zaminer war zu jener Zeit einer der besten Kenner der Kronstädter Berge, der dortigen Wälder und Waldwiesen, der Zugangspfade dorthin, der vorhandenen Holzbestände und kannte die Mittel und Möglichkeiten einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Zu dem hatte Zaminer ein besonderes geschichtliches und heimatkundliches Interesse für die Kronstädter Berge und Gebirge. So darf es nicht verwundern, wenn er sich auch nach den Ursprüngen des sogenannten „Serpentinenweges“ in die Schulerau interessierte und versuchte in seiner Festschrift wenigstens eine Antwort auf die Frage zu finden, seit wann dieser Weg besteht (siehe E.Zaminer: „Geschichte des Waldwesens der kön. freien Stadt Kronstadt – Brasso“ Kronstadt, Johann Gött & Sohn Heinrich S.288).
Friedrich Stenner wird den in Archivangelegenheiten weniger erfahrenen Forstmeister auf die in der Zeitspanne 1532 – 1535 erschienenen „Schaffner Rechnungen“ in den „Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt“, Band 2, hingewiesen haben, wo die Bezeichnung „insula vulgo Awe“ („Schulerau“) erstmals schriftlich vorkam.
Die besagten „Schaffnerrechnungen“ verzeichnen Bezahlungen an Arbeiter, die in den Jahren 1534 – 1535 am Saumweg in der Schulerau Arbeiten durchführten was natürlich den Schluss zulässt, dass der alte Saumweg auf Geheiß des Magistrates damals repariert wurde. In weiteren Quellen (Band 4) wird geklärt, welches der Anlass dieser etwas ungewöhnlichen Maßnahme war: auf Empfehlung des damaligen Königs von Ungarn Johann Zapolya („König Hans“) sollte der 1534 zum Wojewoden Siebenbürgens ernannte Stephan Majlath in Kronstadt feierlich empfangen werden. Der Magistrat von Kronstadt hatte schon ein Jahr vor dem angekündigten Besuch einen kompetenten Kenner zur Inspektion des Zustandes des „Serpentinenweges“ in die Schulerau versandt, der einen niederschmetternden Bericht über den Zustand des Weges enthielt.
Den letzten Rest gab diesem wohl der am 24August 1526 in diesem Gebiet niedergegangene Jahrhundert–Wolkenbruch, der in wenigen Stunden durch eine aus der Talenge hervorschießende Wasserflut das gesamte Kronstädter Tal überschwemmte, Holzhäuser mit sich riss, die nach Südwesten gerichtete Stadtmauer zum Teil unterspülte, das obere Stadttor durchbrach und die gesamte „Innere mittelalterliche Stadt“ überschwemmte. Nach Ostermayers damaliger Chronik konnte man in der großen Marienkirche bei knietiefem Wasser „Fische fangen“. Der gesamte alte Saumweg in die Schulerau wird wohl größtenteils durch die damals zu Tale stürzenden Wassermassen zerstört worden sein.
Aus den sehr bescheidenen Summen, die für die Reparatur des Weges 1534 und 1535 gezahlt wurden, lassen sich über das Ausmaß der Zerstörung und über den materiellen Aufwand zur Wiederherstellung auch deswegen keine realistischen Angaben machen, weil zu solchen Arbeiten damals meistens sehr unqualifizierte Arbeiter eingestellt wurden (nicht selten Zigeuner) die dann oft, wenigstens teilweise „in natura“ entlohnt wurden. Mit Sicherheit lässt sich aus den Quellen entnehmen, dass der „Alte Saumweg“ in die Schulerau im Sommer 1534 wieder hergestellt war.
Der Siebenbürgische Wojewode Majlath, in der damaligen Zeit bekannt als eine extrem wankelmütige und zwielichtige Gestalt, der mehrmals zwischen den Lagern der beiden rivalisierenden Könige Ferdinand aus dem Hause Habsburg und Zapolya, der von den Türken eingesetzt wurde, je nach dem Versprechen persönlicher Vorteile die Fronten periodisch wechselte, der sächsische Gemeinden (z. B. Tartlau) plündern und kaltblütig Menschen in Burzenländer Gemeinden vertreiben und töten ließ, wurde im Hochsommer 1535 von den Kronstädtern mit sehr gemischten Gefühlen empfangen.
Im August 1535 verweilte er drei Tage lang in der Schulerau mit Familienangehörigen und Freunden und ließ sich auf Kosten der Stadt dort fürstlich verpflegen. Die bis heute noch erhalten gebliebenen Rechnungen legen Zeugnis davon ab. Über viele Jahrzehnte blieb der Ursprung des „Alten Saumweges“ in die Schulerau, fälschlicherweise auf das Jahr 1534 datiert.