Magazine und Zeitungen werden überall in der Welt eingestellt, die Lage des gedruckten Wortes verschlechtert sich von Tag zu Tag. Sind Jugendliche, die in der Ära von TikTok und Youtube aufwachsen, noch daran interessiert, eine Zeitschrift herauszugeben? Und wenn ja, gibt es Leser unter ihren Freunden und Kollegen?
Erstaunlicherweise lautet die Antwort: ja. Denn im Januar 2024 sind in Kronstadt gleich zwei deutschsprachige Zeitschriften erschienen, die von Jugendlichen gestaltet werden: „CuTimp : pentru tineri“ / „ZurZeit : Jugend“ (rumänisch und deutsch) und „Clique“.
Ein zweisprachiges Hochglanzmagazin
In der Cărturești-Buchhandlung am Marktplatz wurde Ende Januar die dritte Nummer der Jugendzeitschrift vorgestellt, die von Schülern des Honterus-Nationalkollegs und der Sportschule unter der Leitung von Petra Antonia Binder gestaltet wird und vom Verein „Cu timp pentru cultură“ herausgebracht wird. Die Zeitschrift, die wie ein Hochglanzmagazin auf hochwertigem Papier gedruckt wurde (man fragt sich, ob das wirklich nötig ist) und für dessen hochprofessionelle Grafik Anastralia Studio zuständig war (vielleicht wäre es authentischer gewesen, dass Jugendliche die Grafik selber gestalten) hat einen etwas seltsamen Namen: „ZurZeit: Für Jugend“. Darin berichten gegenwärtige und ehemalige Schülerinnen über ihren Alltag und ihre Ferien, über Mythologie, Literatur und Kulturveranstaltungen. Die erschienene Publikation ist das Ergebnis mehrerer Workshops für kreatives Schreiben. Laut Binder soll die Zeitschrift Raum für junge Leute schaffen, sich frei auszudrücken, literarische Texte zu interpretieren und kritisches Denken zu üben.
Es gibt Artikel über deutsche Minderheiten (z.B eine Filmkritik zum Dokumentarfilm „Ein Pass für Deutschland“, der vom Freikauf der Rumäniendeutschen während des Kommunismus handelt oder ein Artikel über die Zipser), Texte über die Sommerferien, die Tagebucheinträgen ähneln, literarische Analysen von Eminescu-Gedichten oder Camil Petrescu-Romanen), Berichte über den Besuch verschiedener Kulturveranstaltungen (eine Vernissage im Kronstädter Kunstmuseum, eine Fahrt nach Bukarest zum internationalen Tag der Minderheiten). Interessant ist eine Rubrik der Studenten, wo man unter anderen einen Tag aus dem Leben von Ioana Negu], Studentin in Berlin, miterleben kann.
Der Beitrag ist wie ein Filmdrehbuch konzipiert. In einer anderen Rubrik, „Der ewige Weg zur Schule“ beschreiben die Schülerinnen einen Weg, den sie jeden Tag zurücklegen, auf verschiedene Weisen. Die Redakteurinnen Ema Achim, Roberta Petenchea, Sophia Negruț und Stanca Maria Spiridon haben eine gute Arbeit geleistet. Trotzdem hat man das Gefühl, dass die Zeitschrift ein wenig zu seriös ist. Etwas mehr Witz und Lockerheit hätte ihr gut getan.
Die Clique ist wieder da!
Etwas lustiger und lebendiger geht es in der aktuellen Nummer der Honterusschüler-Zeitschrift „Clique“ zu. Hier hat man wirklich das Gefühl, eine echte Schülerzeitschrift in den Händen zu halten. Mit vielen Fotos, mit Beiträgen in mehreren Sprachen (Rumänisch, Deutsch, Englisch und Französisch), mit ehrlichen Meinungen, manchmal unperfekt aber dafür umso authentischer. In den 40 Seiten findet man eine tabellarische Geschichte des Lyzeums (die allerdings schon im Jahr 1959, also vor 65 Jahren, endet), einen interessanten Meinungsartikel zum Thema „deutschsprachiger Unterricht“, wo der Frage „Was ist übriggeblieben von der alten Honterusschule?“ nachgegangen wird, eine Reportage über die Tradition der Schulbasare mit einigen Umfragen, Berichte vom Honterusfest 2023, über den Wettbewerb „Gestalte das Maskottchen der Schwarzen Kirche“ und von mehreren Schüleraustauschen in Italien und Deutschland, Buch- und Filmrezensionen , ein Gedicht und sogar ein Rezept auf Französisch – es gibt vieles, worüber man schreiben und berichten kann, und je persönlicher, kreativer und ehrlicher es ist, desto besser.
Beide Zeitschriften erschienen mit der finanziellen Unterstützung des Departments für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien und das Demokratische Forum der Deutschen in Kronstadt.