Als die Bibliothek von Ale-xandria niederbrannte, verwandelte sich eine legendäre Stätte und Wissensplattform, wo die Werke der Persönlichkeiten der klassischen Antike zusammengetragen waren, wo sich aber auch einige der großen Namen getroffen haben, in Schutt und Asche. Heute befürchten die Wissenschaftler mehr einen Stromausfall als einen Brand, denn die Wissensplattformen und Treffpunkte von Ideen und Wissenschaftlern sind anno 2017 digital. Nicht nur gibt es Projekte, um die im Laufe der Jahrhunderte bereits in Druckausgaben erschienenen Werke zu digitalisieren (so etwa in unserem Land eine Bibliothek des Banats) und damit verbunden Arbeit und auch die Summen, die notwendigerweise in diese Projekte fließen, sondern neue Datenbanken werden eingerichtet. So sind die meisten Veröffentlichungen nun digital. Und es gehört mittlerweile zum Usus an den Universitäten, dass diese Datenbanken den Akademikern, den Bibliothekaren und anderen Nut-zern präsentiert werden, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Die Unibibliotheken sind nicht nur mit den klassischen Bücherregalen ausgestattet, sondern auch mit den sogenannten Terminals (lies Computer), von denen aus man nicht nur auf die Datei der Bibliothek zurückgreifen kann, sondern auch auf die abonnierten Datenbanken. Der Zugang ist mühelos und über ein Passwort auch aus dem Komfort der eigenen Wohnung möglich, kostet aber die Institutionen Geld, wofür in der Regel das Bildungsministerium und Unikonsortien aufkommen. Der Wettbewerb ist hart unter diesen Anbietern von Datenbanken, je mehr und qualitativ besseren Inhalt zu haben, aber auch je mehr Nutzer. Nicht zuletzt sind die Datenbanken auch ein florierendes Geschäft – so wurde vor gar nicht so langer Zeit eine sehr bekannte und große Datenbank, die in Amerika gestartet worden war, von einer chinesischen Firma gekauft. Wird es nun einen Unterschied für die Nutzer und vor allem für die Autoren machen, deren wissenschaftliche Arbeiten in der Datenbank integriert sind? Die nicht allzu weite Zukunft wird es zeigen.
Der Wettbewerb ist hart auch unter den Wissenschaftlern, die wünschen, dass ihre Publikationen in die höhere Liga von Datenbanken gelangen: mehr Prestige, mehr Publicity, bessere Benotung, wenn es darauf ankommt, eine höhere Stelle zu besetzen. Akademiker müssen überhaupt umdenken. Man greift zwar auch zu dem Buch im Regal in der öffentlichen Ausleihe, aber vermehrt – vor allem, wenn man sich um aktuelle Themen bemüht und den aktuellen Forschungsstand prüfen will – zu den Datenbanken. Mittlerweile sind nicht nur Texte in solchen immensen Speichern untergebracht, sondern auch Videos und Fotos. Es gibt Anbieter wie „Alexander Street“, eine Datenbank, die in der vergangenen Woche in der Zentralbibliothek Temeswar vorgestellt wurde, die zum Beispiel Dokumentarfilme, aber auch Theateraufführungen (als Video) im Archiv haben oder so ungewöhnliche wie zugleich auch wertvolle Dokumente wie etwa die Notizen des Anthropologen und Ethnografen Bronislaw Malinowksi. Über 500 Stunden Film nur in einem der Links oder über 50.000 Partituren – die Musiker sind auch im Mega-Speicher – das sind einige der Zahlen, mit denen eine Bibliothek aus dem 20. Jahrhundert nicht mehr Schritt halten kann.
Überwältigend, immens ist der Inhalt einer solchen Datenbank. Ähnlich wie beim Googeln im Internet muss auch der Nutzer der Datenbanken sich an Stichworte halten, das Filtern der Information wird von Bedeutung, denn alles, was zu einem Thema erschienen ist, kann man nun wirklich nicht lesen. Aber die Bibliothek von Alexandria bleibt auch weiterhin legendär: 200.000 Bücher sollen dort untergebracht gewesen sein, weitere Quellen pokern nach oben: sogar 700.000 Bände (so zumindest britannica.com).
Wichtig ist bei den Datenbanken von heute, ähnlich wie bei den Bibliotheken von damals, dass dieser Thesaurus der Menschheit erhalten bleibt.