Karansebesch – Im Stadtrat Karansebesch/Caransebeş sind auf der Dezembertagung eine Million Lei dem munizipalen Notfallkrankenhaus zugeteilt worden, „um Schulden bei Zulieferern zu begleichen”. Gleichzeitig wurden vier neue Ärzte begrüßt, die ab Februar in diesem Krankenhaus praktizieren werden. Die Sensation im Ort war, dass unter den vier auch ein Inder ist, der die plastische Chirurgie übernehmen wird. Das Krankenhaus hatte einen Wettbewerb zur Besetzung freier Posten ausgeschrieben, seit das Gesundheitsministerium und die Regierung wieder Neubesetzungen freier Posten im Gesundheitswesen erlauben, „und der Prüfungsausschuss des Krankenhauses, der die Ärzte zum Vorstellungsgespräch empfing, hat sie für geeignet befunden - auch unseren neuen Arzt aus Indien”, erklärte Bürgermeister Ion Marcel Vela.
Auf derselben Stadtratstagung schlug Bürgermeister Vela vor, für die vier jungen Ärzte, die nach Karansebesch kommen, zwei Mehrzimmer-Appartements in einem Neubaublock (für Jungverheiratete und Jugendliche bis 35 – ANL – im Neubauviertel Balta Sărată) zur Verfügung zu stellen, der dieser Tage übergeben wird. Bürgermeister Vela: „Ich habe auf meinem Arbeitstisch noch einige Gesuche junger Ärzte, die Dienstwohnungen haben möchten, weil sie bereit sind, nach Karansebesch zu kommen. Wir werden diese Gesuche mit größter Sorgfalt prüfen und möglichst positiv bescheiden.” Es handele sich um junge Ärzte, die bereits in anderen Ortschaften praktizieren und sich, auch aus Gründen der Berufsfortbildung und der Bewältigung neuer Herausforderungen gern ins Notfallkrankenhaus der Stadt transferieren möchten.
Die Gesundheitsbetreuung in Rumänien leidet an intensiven Abwerbungen und Abgängen junger, qualifizierter Fachärzte und von Pflegepersonal, die wegen des großen Lohngefälles nach Beendigung ihrer Ausbildung in die reichen westlichen Länder, nach Übersee und Australien/Neuseeland abwandern. Statistiken zufolge gehen von jedem Absolventenjahrgang der Fachärzte Jahr für Jahr binnen der ersten fünf Tätigkeitsjahre mehr als 50 Prozent ins Ausland, was nicht nur einen enormen materiellen Verlust des rumänischen Staates (an Ausbildungskosten der künftigen Ärzte) bedeutet, sondern mit Schuld ist am drohenden Kollaps des Gesundheitswesens, das 25 Jahre nach der Wende relativ gut ausgestattet dasteht, dem aber zunehmend die guten Fachärzte im entsprechenden Alter zur effizienten Nutzung der Ausstattung fehlen.
Es gibt Krankenhausabteilungen mittelgroßer rumänischer Spitäler, wo pro Jahr bis zu 100 Prozent des medizinischen Pflegepersonals und mehr als 50 Prozent der Fachärzte als Folge der Abwanderungen Richtung „reicher Westen“ ersetzt werden müssen. Und von den verbliebenen 50 Prozent der jüngeren Fachärzte – so ein auf Krankenhausmanagement spezialisierter Mediziner, der nicht genannt werden möchte – belegen mehr als die Hälfte Sprachkurse, um sich für Auslandsaufenthalte oder Auswanderung sprachlich zu qualifizieren (was unter anderen den Boom der Deutschkurse an deutschen Kulturzentren erklärt, wo viele der Kursteilnehmer Ärzte sind). In einem solchen Kontext sind Zuwanderungen von Ärzten aus der „Dritten Welt” nach Rumänien willkommen, obwohl man sehr wohl weiß, dass, global gesehen, auf diese Weise die Probleme bloss weiterverschoben, nicht gelöst werden.