Best of Brasov

„Kronstadt“ gehört aber nicht dazu

Das Beste in Kronstadt/Braşov, aus touristischer Perspektive, stellt die neue Publikation vor.

Der Titel verspricht nur das Beste. Das Beste für Touristen, die in Kronstadt/Braşov sind und einige Tage da und in der Umgebung bleiben sollen. Außer historischen, natürlichen, künstlerischen und was es noch sonst an Sehenswürdigkeiten gibt, sollen sie selbstverständlich auch das hiesig Beste an Hotels, Restaurants und Events (also auch Menschen) entdecken, genießen und weiterempfehlen.

Das wünscht sich die Tourismusbranche, die Gastgewerbeindustrie aber auch Museen, Konzert- und Festivalveranstalter. „Best of Brasov“ ist ein relativ dünnes (28 Seiten) Hochglanzprodukt, das in drei Sprachen (Rumänisch, Deutsch und Englisch) monatlich erscheinen soll und kostenlos in Hotels, Restaurants, Reisebüros, an öffentlichen Stellen angeboten wird.

Zum Mitnehmen, zum Durchblättern, zum Neugierigmachen auf Kronstadt. „Frisch, freundlich, eingängig“ oder „Fresh, friendly, catchy“ wie Chefredakteur Cătălin Bădulescu im Editorial der Juni-Ausgabe schreibt. Ihm zur Seite stehen Namen, die den Kronstädtern relativ bekannt sein dürften: der Wahlkronstädter Bernhard Moestl als Senior Editor, der mit „Braşov Walks“ die Stadtführungen durchs alte Kronstadt attraktiver und erfolgreicher als bisher gestalten will, der Architekt Gruia Hilohi – ein Experte betreffend Kronstädter Baugeschichte, der Wirtschaftsjournalist Ovidiu Vrânceanu und die lokale Fernsehjournalistin Felicia Popa (Kultur).

Der Vorsitzende des Kronstädter Förderverbandes für Tourismus (AJDP Braşov), Forums-Stadtrat Christian Macedonschi, der auch die Finanzierung dieser Publikation erfolgreich beantragt hat, ist mit dabei mit Empfehlungen für Kronstädter Restaurants. Kurze Beiträge, Toplisten von Reisezielen, Veranstaltungen, drei Interviews mit dem in Kronstadt geborenem ersten und bisher einzigen Raumfahrer, Dumitru Dorin Prunariu, mit der Architektin Silvia Demeter, die sich für den Erhalt traditioneller Architektur in Stadt und Land einsetzt und mit der Reiseleiterin Manuela Fozocos, Farbfotos aber auch historische Fotos, ein Veranstaltungskalender, und selbstverständlich Werbung sind unter anderem in dieser Zeitschrift enthalten, die sich selber als „Metropolitan Magazine“ bezeichnet.

Es ist Tourismus-Werbung mit all den damit verbundenen Klischees, Übertreibungen und dem zu erwartenden Subjektivismus. Was ein deutscher Leser aus Kronstadt und wohl auch das Kronstädter Deutsche Forum beanstanden könnte, ist die Tatsache, dass die deutschen Ortsbezeichnungen fast ausnahmslos ausgelassen werden. Das beginnt mit dem deutschen Stadtnamen Kronstadt der konsequent ignoriert wird. Es heißt aber auch „Festung Făgăras“ , „Kirchenburg Prejmer“, „Rupea Burg“ oder „zwischen dem Bucegi-Gebirge und der Piatra Craiului“, das „Bârsatal“. Dafür heißt es „Burg Rosenau“ und Prunariu ist „ein Kronstädter im Weltall“ und nicht ein Braşover. Warum diese Scheu vor den deutschen Namen? Zum Text in Deutsch passen sie nicht nur phonetisch hinzu; sie sind auch historisch relevant. Nicht zuletzt weisen sie auf die Multikulturalität der Stadt und der Region hin und würden Respekt bekunden gegenüber den da lebenden deutschen Mitbürgern.

Nicht zu vergessen: Kronstadt/Braşov kandidiert für den Titel der europäischen Kulturhauptstadt 2021. Sicher – an eine private Zeitschrift wie es „Best of Brasov“ ist, kann man diese Frage nur höflich stellen und auf eine sachliche Antwort hoffen. Ansonsten – was den Inhalt der Beiträge betrifft, so ist von einer solchen Werbepublikation nicht eine kritische Distanz zu den vorgestellten Themen zu erwarten und zu fordern. Manchmal wird es aber lustig, wenn z.B. die Meinung der Fremdenführerin Manuela Fozokos über Dracula wie folgt zitiert wird: „Viele sehen Dracula als Vampir, aber für mich ist er eine komplexe Persönlichkeit“.