Bukarest - Rumäniens Musiker haben viel zu bieten. In aller Welt touren sie mit ihrem Können und begeistern viele Musikfreunde. Doch kaum ein rumänischer Musikstudent sieht seine Zukunft in seiner Heimat. Zu wenig Geld bekommen Musiker hier-zulande, heißt es, und die Qualität der Orchester ist nicht befriedigend. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn die Guten alle ins Ausland gehen. Um die Musiklandschaft Rumäniens attraktiver zu machen, hat der bekannte rumänische Dirigent Christian Badea eine neue Stiftung ins Leben gerufen: Die Rumänische Stiftung für musikalische Ausnahmetalente (Fundaţia Română pentru excelenţă in muzică).
Zu den freiwilligen Mitarbeitern der Stiftung gehören Lehrer und Studenten des Bukarester Konservatoriums. Ihr Ziel ist, ein attraktives Angebot für den talentieren Nachwuchs zu schaffen um so langfristig auch das Niveau der klassischen Musik in Bukarest zu steigern. „Die Hoffnung ist die neue Generation“, meint Leonard Boga, Professor für Dirigieren an der Musikhochschule und Mitglied der Stiftung.
Viele Musikstudenten zieht es schon während des Studiums ins Ausland. Die Austauschbörse des Erasmusprogramms ist sehr beliebt, weil so erste Kontakte im Ausland für die spätere Karriere geknüpft werden können. Denn es ist nicht zu verschweigen, dass es sich zum Beispiel in deutschen Orchestern doch sehr gut leben lässt. Starke Gewerkschaften sorgen für ein stabiles und angemessenes Gehalt. Orchestermusiker müssen sich nicht wie hierzulande mit Zweit- und Drittjobs herumschlagen.
Auch für die Nachwuchsförderung spielt Geld eine große Rolle, dessen ist sich Christian Badea bewusst. In einem Interview für die rumänische Zeitung „Adevărul“ räumte er ein, dass der Stellenwert der Kultur insgesamt in der rumänischen Gesellschaft zu niedrig ist.
Auch wenn kein Mitwirkender der Stiftung diese gesellschaftlichen Voraussetzungen grundsätzlich verändern kann, wollen sie doch mit diesem Pilotprojekt beweisen, dass hohe Qualität kein Zufall ist. In ihrem ersten und bisher noch einzigen Projekt, luden sie verschiedene professionelle Musiker aus London ein. Darunter war auch der rumänische Violinist Remus Azoiţei, der nach seinem Grundstudium am Bukarester Konservatorium ins Ausland gegangen ist und seit 2001 als Professor für Violine an der königlichen Musikakademie in London arbeitet. Weitere sechs Mitglieder von Londoner Weltklassorchestern haben sich an dem Projekt beteiligt, die vor allem die Bläser unterstützen.
Eine Woche übten die rumänischen Studenten aus Bukarest gemeinsam mit den Profimusikern. Am Ende der Zusammenarbeit stand ein Konzert im Athenäum, zu dem viele hohe Persönlichkeiten der Stadt aus Politik und Wirtschaft eingeladen wurden, um das Resultat produktiver Förderung zu zeigen. Und zurecht können sie stolz sein. In der kurzen Zeit haben Musiker aus verschiedenen Ländern, mit völlig unterschiedlichem Erfahrungshintergrund und großen Altersunterschieden, einen homogenen Orchesterklang erzeugt, der sich im Vergleich mit Weltklasseorchestern nicht schämen muss.
Das Projekt beglückte nicht nur die Zuschauer, sondern vor allem auch die jungen Studenten. Eine „künstlerische Osmose“ nannte Christian Badea die Zusammenarbeit, die vor allem den Studenten einen Motivationsschub gab. „Wenn man unter der Leitung eines Profimusikers aus dem London Symphony Orchestra die Solopartie spielen darf, lernt man in einer Woche mehr als in einem Jahr gewöhnlichen Studiums“, ist sich der Dirigent sicher.
Das Projekt soll in Zukunft mit weiteren europäischen Orchestern realisiert werden. Auch eine Zusammenarbeit mit deutschen Orchestern wird von den Organisatoren in Erwägung gezogen.