Ein Abend voller Begegnungen

Tag der Deutschen Einheit in Temeswar gefeiert

Die neue deutsche Konsulin, Anja Zougouari, begrüßte die Teilnehmer am Tag der Deutschen Einheit in Temeswar. Seit drei Jahren beherbergt das AMG-Haus die vom Konsulat organisierte Feier. Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Am 2. Oktober füllte sich der Karl-Singer-Saal des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses in Temeswar/Timișoara mit festlicher Stimmung: Zahlreiche Vertreter der Banater deutschen Gemeinschaft kamen zusammen, um den Tag der Deutschen Einheit zu begehen. Eingeladen und organisiert vom Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, stand die Feier nicht nur im Zeichen der Erinnerung an die historische Wiedervereinigung, sondern auch im Zeichen des Miteinanders – alte Bekannte trafen sich wieder, neue Kontakte wurden geknüpft, und in angeregten Gesprächen spiegelte sich das lebendige Miteinander der Banater deutschen Gemeinschaft wider.

Der Saal war in diesem Jahr randvoll – mehr als 200 Menschen hatten ihre Teilnahme an dem Tag der Deutschen Einheit angekündigt. Grund war wohl auch die Tatsache, dass Temeswar seit rund zwei Monaten eine neue deutsche Konsulin hat: Seit dem 1. August ist Anja Zougouari in Temeswar dienstlich unterwegs. Sie wurde 1973 in München geboren und ist Mutter von zwei Kindern. Nach dem Abitur 1992 in Sankt Augustin absolvierte sie ein Fachhochschulstudium im Bereich Auswärtige Angelegenheiten und trat anschließend in den diplomatischen Dienst ein.

Ihre berufliche Laufbahn führte sie an zahlreiche Stationen rund um die Welt. Erste Auslandserfahrungen sammelte sie am Generalkonsulat in Genua sowie später an der Botschaft in Tokio. Es folgten Einsätze in Nouakchott, Ottawa, Sanaa, Tirana und Pristina, wo sie jeweils in den Rechts- und Konsularabteilungen tätig war und teilweise die Leitung übernahm. Auch in Berlin war sie für das Ausländer- und Asylrecht zuständig. Zuletzt wirkte sie am Generalkonsulat in Marseille als Kanzlerin, Kulturreferentin und Ständige Vertreterin der Generalkonsulin.

Die Konsulin übermittelte zu Beginn der Festveranstaltung eine traurige Nachricht. Der ehemalige deutsche Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn, verstarb am 24. September infolge eines Sturzes in seinem Haus in Deutschland. Rolf Maruhn war langjähriger deutscher Konsul in der Stadt an der Bega und prägte über mehrere Amtszeiten die deutsch-rumänischen Beziehungen im Banat nachhaltig. Geboren 1951 in Sponheim, Rheinland-Pfalz, setzte er sich während seiner Amtszeit besonders für die Förderung deutscher Kultur und Wirtschaft in der Region ein. Er unterstützte Bildungsprojekte, darunter die duale Berufsbildung, und beteiligte sich aktiv an Kulturveranstaltungen und Begegnungen mit lokalen Behörden. Für sein Wirken wurde er vom Demokratischen Forum der Deutschen im Banat gewürdigt und er erhielt die Ehrenbürgerwürde der Stadt Temeswar. Sein Engagement und seine diplomatische Erfahrung machten ihn zu einer wichtigen Persönlichkeit für die deutsch-rumänische Zusammenarbeit in der Region, wie auch Corina Dan vom Deutschen Konsulat in Temeswar hervorhob.

Die neue deutsche Konsulin, Anja Zougouari, wandte sich danach mit folgenden Worten an das Publikum: „Als ich vor einigen Wochen hier angekommen bin, war alles neu: die Stadt, die Straßen, die Menschen, die Sprache. Ich erinnere mich an meinen allerersten Spaziergang mit meinem Hund durch die schönen Parks. Ich war überwältigt von der Schönheit dieser Stadt und sehr neugierig darauf, was mich erwartet. Heute, einen Tag vor dem eigentlichen Tag der Deutschen Einheit, spüre ich: Ankommen heißt willkommen zu sein.“ Anja Zougouari sagte, sie habe in Temeswar Offenheit, Freundlichkeit und Wärme erlebt. „Der 3. Oktober ist für uns Deutsche ein Tag der Erinnerung: an Mut, an Zusammenhalt, an den Wert der Freiheit.

Und gerade hier, in Temeswar, wo Menschen 1989 mit so viel Entschlossenheit für ihre Freiheit eingetreten sind, spüre ich eine ganz besondere Verbindung. Deutschland und Rumänien sind heute enge Freunde und Partner – in Europa, in Politik und Wirtschaft, aber vor allem von Mensch zu Mensch. Ich glaube, das ist es, was unsere Beziehung so stark macht: die vielen Begegnungen, die kleinen Momente, die uns zusammenbringen“, sagte die Konsulin. Im Anschluss an ihre Rede gratulierte sie dem an jenem Tag 99 Jahre alt gewordenen Vorsitzenden des Vereins der Ehemaligen Russlanddeportierten, Ignaz Bernhard Fischer. Zu Wort kamen anschließend einige Vertreter der Behörden: Vizebürgermeisterin Paula Romocean, der stellvertretende Kreisratsvorsitzende Alexandru-Adrian Iovescu und der Vizepräfekt Deian Popov.

Die Abschlussrede hielt Johann Fernbach, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, der auf mehrere Aspekte der deutsch-rumänischen Partnerschaft aufmerksam machte. „Wir feiern diesen Tag, weil der 3. Oktober nicht nur Deutschlands Ost-West-Trennung aufgehoben hat, sondern auch symbolisch und faktisch für europäische Einheit steht. Diese Einheit hat auch Rumänien erneut auf die abendländische Landkarte gesetzt. Die Reisefreiheit war das erste Merkmal, das Rumänien wieder zu Europa gehören ließ“, sagte er. Und weiter: „Dies ist jedoch auch der Punkt, der vielleicht alle anderen, viel bedeutenderen Vorteile mit sich gebracht hat. Denn was wären die Banater Schwaben und eigentlich alle Rumäniendeutschen, ohne das Partnerland Deutschland? Wir haben das Privileg, über Sprache und Kultur ein gestandenes EU-Land an unserer Seite zu wissen.“ Der Forumsvorsitzende erwähnte die Unterstützung in der Sozialfürsorge, die Investitionen, die Arbeitsplätze in deutschen Unternehmen, den kulturellen Austausch und Deutschland als politischer Partner. „All dies ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und hat es im besten Sinne verändert. Verträge aller Art haben diese Zusammenarbeit besiegelt“, betonte er. „Die vielen Delegationsbesuche – allen voran Bundespräsident Frank Walter Steinmeier vor zwei Jahren, als Temeswar Europäische Kulturhauptstadt war – haben gezeigt, dass wir – trotz unserer leider zahlenmäßig kleinen Gemeinschaft – ein bedeutender Partner für die einzelnen Bundesländer und für die gesamte Bundesrepublik sind. Aus dieser Tatsache heraus erfolgt auch unsere Verantwortung gegenüber den deutschen Unterstützern, und nicht zuletzt gegen-über unseren hier lebenden Landsleuten. Für sie wollen wir da sein und als Brücke stehen – in all den Fragen, für die wir stetig eine Antwort suchen“, betonte Johann Fernbach, der schließlich auch dem Banater deutschen Politiker Ovidiu Ganț, der sich im Parlament für die Belange der deutschen Minderheit in Rumänien einsetzt, öffentlichen Dank aussprach.

Der Abend klang mit vielen interessanten Gesprächen in einer gemütlichen Atmosphäre im Foyer des AMG-Hauses aus. Die Gäste genossen ein Glas Wein, tauschten Erinnerungen aus und knüpften neue Kontakte, während sie sich an Gulasch und frischen Brezeln stärkten.