Hermannstadt - Ein Tagebuch ganz ohne Einträge habe seine Familie ihm auf die Reise mitgegeben, und im Kreuzfahrtdampfer wäre abends auch wirklich jede Menge Zeit frei gewesen, erzählte Fotograf Dan Tarcea Donnerstagabend, am 29. August, im fünften und obersten Stockwerk des Astra-Bibliothek-Neubaus. Aber „als ich wieder zuhause war, fiel es mir zunächst ganz schwer, andere Fotos zu machen“, so einer der ersten Sätze des Berufs-Ingenieurs aus Hermannstadt/Sibiu, der fast den gesamten Januar laufenden Jahres auf dem Ozean zwischen Argentinien, den Falkland-Inseln, Südgeorgien und der Antarktis verbracht hat. „Sie hat lange Jahre in meiner Bucket-Liste gestanden“, und es schaue überall etwa so aus „wie in Europa vor einigen hundert Jahren. Leider aber wird auch dort der Tourismus größer. In den letzten fünf Jahren hat er sich verdreifacht“, hielt Dan Tarcea zu verregneter Stunde seiner Buchvorstellung kritisch ein, „und es sind Schiffe unterwegs, die nach Krill fischen, der Hauptnahrung von Pinguinen und Walen. Auch und sogar norwegische Schiffe.“ Everest-Bezwinger Teodor Tulpan, von Bibliotheks-Direktor Răzvan Codruț Pop gleich nach Dan Tarcea aufgefordert, in die Podiumsdiskussion einzusteigen, ließ sich nicht zweimal bitten, den anthropozentrischen Charakter des Erkundens ferner Kontinente zu markieren: „Entdecken heißt erobern“, doch „warum sich statt eines teuren Autos nicht einmal eine Exkursion gönnen?“ Denn obschon der Mensch, „das höchste Tier“, alles zerstöre, gelte endlich auch für Rumäniens Staatsbürger Visafreiheit. Doch „in zehn Jahren werden wir glücklich sein, wenn es Schnee am Bulea-See gibt“, da jetzt schon eine Reihe Länder wie Spanien vor Trinkwasser-Problemen stehen. „Wir sind es, die in die Natur eingedrungen sind!“
„Durch Kaufen eines Elektro-Autos tun wir eher Schlechtes!“, warf Biologe Tiberiu Tioc, selber auch 2008 in die Antarktis gereist und Lehrer am Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium, in das Gesprächs-Feld ein. Aber es war natürlich nicht seine erste Bemerkung vor zig Zuhörern in Anwesenheit von vier Mitrednern an der räumlichen Spitze der Veranstaltung. Der Hinweis auf die Vogelgrippe-Krisen in den Pinguin-Populationen als „Folge der Erderwärmung“ dafür, womit Tiberiu Tioc seine Ausführungen eröffnete, war kein wenig überraschend. Krank außerdem werde man nach der Rückreise aus der Antarktis, wo extreme Außentemperaturen von bis zu minus 83 Grad Celsius möglich sind und Meerwasser minus 1,7 Grad Celsius kalt ist, grundsätzlich leicht. „Es gibt Eltern-Pinguine, die auf Suche nach Nahrung für ihre Jungen bis nach Südamerika gelangen“, und „Albatrosse mit einer Flügelspanne von 3,60 Metern können bis zu sechs Jahre lang fliegen, ohne zu landen. Sie schlafen im Flug durch Abschaltung einer Gehirnhälfte, können 70 bis 80 Jahre alt werden“, erklärte Tiberiu Tioc, dabei auch „das mehr als drei Kilometer dicke Festland-Eis der Antarktis“ als „Speicher von Millionen Jahre alten Bakterien“ erwähnend. „Das Buch von Dan Tarcea ist das einzige Antarktis-Fotobuch mit Informationen in rumänischer Sprache.“ Aber Achtung: das Reisen dorthin ist „eine Expedition und kein Ausflug!“
Als Podiums-Gast auf dem dritten und folglich zentralen von fünf roten Sesseln musste Fotograf und Profi-Kurs-Dozent Daniel Bălțat, bei dem früher vor Jahren sowohl Tiberiu Tioc als auch Dan Tarcea sich mit der Materie vertraut gemacht hatten, letztlich nur noch das Zweifache des Erkundens unterstreichen – als Entdecker wäre man äußerlich wie innerlich gleichermaßen darauf angewiesen, achtsam vorzugehen. „Es wird immer Entdecker geben, das liegt in unserer Natur“, hatte Răzvan Codruț Pop zu Beginn vorausgeschickt. Gut, dass Dan Tarcea seine anfängliche „Zurückhaltung“ bezüglich des Buches über seine Antarktis-Erfahrung überwunden hat. Wo „nur 70 Personen“ auf Kreuzfahrt gleichzeitig von einem Schlauchboot an Land gebracht werden dürfen, hat das hart gebundene Profi-Album mit Erlebnis-Berichten und nur dem Logo der Bau-GmbH „Dantarsib“ statt dem Namen eines Verlags soliden Bildungscharakter für Foto-Fans und Leser in gesamt Rumänien.