Ein langer Zug voller Tschechen

In Eibenthal findet bis am Wochenende das zehnte „Festival Banat“ statt

Prag/Eibenthal – In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag setzte sich in Prag der „längste Personenzug, der in den vergangenen 30 Jahren Mitteleuropa durchfuhr“ in Richtung Orschowa in Bewegung, mit Zwischenstopp im mährischen Brünn/Brno. In den 18 Waggons des Zuges reisten rund 1000 Tschechen in die kleine Tschechengemeinde Eibenthal in den nördlichen Randgebirgen des Donaudurchbruchs am Eisernen Tor. Sie wollen an der zehnten Ausgabe des „Festivals Banat“ teilnehmen, das ursprünglich von den sechs am Anfang des 19. Jahrhunderts in diesem Raum von Wehrbauern aus dem heutigen Tschechien gegründeten Tschechenniederlassungen gefeiert wurde (Sfânta Elena, Gârnic, Ravensca, Bigăr, Eibenthal und Șumița) und zunehmend auch zur Attraktion nationalbewusster und solidarischer Tschechen aus Tschechien wurde.

Vom Bahnhof Orschowa werden die Festivalteilnehmer aus Mitteleuropa mittels Bussen und diversen Fahrzeugen und Fuhrwerken ins rund 20 Kilometer entfernte Bergdorf geführt, wo sie weiteren geschätzt 500 Tschechen begegnen, die sich individuell auf die Reise nach Eibenthal gemacht haben oder mittels Bussen angereist sind. Ein Teil fährt über die Donau bis zum Golf von Dubova, von wo noch knapp zehn Kilometer bis Eibenthal zu bewältigen sind. Da in der Ortschaft Unterkünfte für so viele Gelegenheitsgäste fehlen, wird bis Sonntag hauptsächlich  in Zelten übernachtet. 

Tiberiu Pospisil, ein junger Tscheche aus Eibenthal – einer der wenigen, der nach dem Studium in Tschechien in seine Herkunftsortschaft zurückgekehrt ist – erklärte den Medien: „Wir feiern in diesem Jahr die zehnte Ausgabe einer Veranstaltung, die von Jahr zu Jahr an Umfang und Attraktion gewann. Zum Teil muss man sich gegenwärtig zur Teilnahme schon ein Jahr vorher vormerken lassen, da der Raum einfach beschränkt ist hier, bei uns. Hauptattraktion ist der Große Jahrmarkt und die Musik, Orte und Gelegenheiten der Begegnung zwischen den Gästen aus Tschechien und den noch in den sechs Tschechendörfern lebenden Tschechen dieses Teils Rumäniens. Dann werden alle sechs Dörfer besucht, man unternimmt Wanderungen durch diese einzigartige Gegend ehemaliger Bergmannsortschaften, man hört tschechische Musik – mit unseren hiesigen Ensembles und den (in diesem Jahr) rund 25 aus Tschechien angereisten – es gibt diverse Aufführungen auf den Freilichtbühnen, eine Vielfalt kulinarischer Angebote ist zu verkosten usw. Wir sind ganz stolz, dass unsere anfängliche Idee, uns Tschechen aus der Donauklamm durch ein Festival bekanntzumachen, so gezündet hat – und inzwischen auch zu einem handfesten Wirtschaftsfaktor wurde. Das Festival darf heute mit Fug und Recht als Hauptattraktion der Reisesaison in diesem Raum angesehen werden, wobei nach wie vor die Musik die Hauptattraktion ist. Kommunikationssprachen sind in dieser Zeit hier das Tschechische und das Englische.“
Der Sonntag ist für die meisten der Gäste Abreisetag.