Hermannstadt – Als sie an der Reihe war, sich über ihre eigene Ausstellung zu äußern, sprach aus Künstlerin Irina Minodora Ene auch die berufliche Qualifikation zur klinischen Psychologin, und natürlich machten Alexandra Runcan und Alexandru Chituță aus ihrer hohen Zufriedenheit über die am 24. August in der Parterre-Halle der Abteilung für Zeitgenössische Kunst schließende Expo kein Geheimnis; die Spannbreite der Skulpturen, Installationen, Videoschnitte und Zeichnungen nämlich ist nicht zu überbieten. „Ich nähre mich aus euren Fragen und der Art, wie ihr euch im Nonverbalen verhaltet“, eröffnete Irina Minodora Ende Samstag, am 19. Juli, abends den Zuschauern ihrer Ausstellung „Să vezi cu toți ochii“. Einen derart reichen Querschnitt durch das artistische Schaffen nur einer einzigen professionell tätigen Person bekommt man im Brukenthalmuseum tatsächlich nicht alle Tage zu Gesicht: wer sehen möchte, wie viele Fußtritte ein Mensch aushalten kann, ist sicher gut beraten, sich das Erdgeschoss auf der Quergasse/Str. Tribunei nicht entgehen zu lassen, und auch für einige klare Bilder von maximaler Kuss-Verträglichkeit ist gesorgt. „Ich habe auch die Emotionen meiner Arbeiten behandelt“, führte Irina Minodora Ene aus, die Samstag, am 9. August, um 18 Uhr durch eine Performance inmitten der Exponate mehr über ihre Tätigkeit verraten wird. „Die mit Lippenstift geschaffenen Porträts“ – gemeint jene der Eltern der Ausstellenden – „sind während der Pandemie entstanden“, nannte Alexandra Runcan, nachdem Alexandru Chituță verdient zum Lob einer „Autodidaktin“ ausgeholt hatte, „die nicht dem Kitschigen zu verfallen sucht“. Die Stärke ihres künstlerisch bildenden Umgangs nicht allein mit Freuden, sondern auch und gerade Traumata rührt alles andere als von ungefähr: „Auf den Etiketts stehen nicht bloß Angaben zur Technik, sondern auch die Bedeutungen“, unterstrich Irina Minodora Ene am Abend der Vernissage. Satirisch ihre Kritik am schwindenden Kunst-Verständnis der Breitengesellschaft, und freundlich gegenhaltend die Anmerkung von Kuratorin Alexandra Runcan, dass „es mir eine Freude bedeutet, an einem Samstag hier zu sein“, nachdem Kulturminister András Demeter wenige Tage zuvor angezeigt hatte, dass bald ab Herbst landesweit wegen der sich verschärfenden Finanzkrise Veranstaltungen von staatlichen Einrichtungen an Wochenend- und Feiertagen wegfallen könnten.