Friedlicher Himmel von Kinderhänden gemalt

Ein Kriegsflüchtling macht über Kunst auf sein Land aufmerksam

Vier Frauen der ukrainischen Diaspora am Abend der Vernissage in der Astra-Bibliothek. Ganz links in der Reihe das Bild eines Jungen aus Mariupol, der einen Menschen gezeichnet hat, der aus der roten Hölle dem Licht entgegen zu entkommen versucht. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Alexandra Mihalcea vom Verein für Freiheit und geschlechtliche Gleichberechtigung A.L.E.G. hilft einem 62 Jahre alten Mann und dessen Familie aus der Ukraine privat mit ihrem eigenen Wohnraum in Hermannstadt/Sibiu aus. Stanislav Lypovskyi aus Kiew ist seit 2016 Vorsitzender des Jugendvereins „Healthy Ukraine“ und hat für die Flucht vor dem Krieg nicht nur die dringendsten Habseligkeiten für seine zwei Kinder, seine Frau und sich selbst, sondern auch 19 Malereien anderer Kinder aus der Ukraine einpacken können. Es sind neue und teils auch schon ältere Bilder von kleinen Zeichnerinnen und Zeichnern, die bereits zwei Jahre nach der Annektierung der Krim-Halbinsel durch Russland unter Anleitung von Stanislav Lypokvskyi anfingen, die Aktualität künstlerisch aktiv zu verarbeiten. Und es ist beeindruckend, wie viel Schönes ihnen dabei trotz all ihrer traumatischen Erfahrungen gelungen ist und noch immer gelingt. Am Donnerstagabend, dem 24. März, wurde im Foyer der Astra-Bibliothek Hermannstadt ihre Ausstellung „Peaceful Sky over Ukraine“ eröffnet. Die Hoffnungen und Ängste, die aus diesen Bildern sprechen, könnten genauso gut auch von Erwachsenenhand gemalt sein. Noch bis Donnerstag, den 7. April, bleibt die Ausstellung in Hermannstadt. Anschließend soll sie weiter nach Suceava, Bukarest, Deutschland, die Slowakei und andere europäische Länder auf Wanderschaft gehen. So wie auch Stanislav Lypovskyi, dem die Flucht vor dem Krieg fast gar nicht anzusehen war.

„Es ist immer sehr bewegend, über von Kindern erzeugte Dinge zu sprechen, weil es dabei um Leben geht, die gerade erst anfangen. Mehr noch, wenn Kinder durch ein von Erwachsenen erzeugtes Inferno gehen müssen. Wenn es Kindern in einer solchen Situation gelingt, Schönes zu schaffen, ist das für uns Menschen die Chance. Die Ukraine ist das Überthema des Planeten schlechthin in diesen Tagen“, sagte Schriftsteller Radu Vancu, Vorsitzender der Filiale Rumänien des Weltverbandes PEN. Profi-Zeichner Dan Perjovschi pflichtete ihm bei und erwähnte vergleichsweise das Tagebuch der Anne Frank. „Die Darstellungen der Kinder fördern auch uns darin, unsere gute Seite zu entdecken“, gab der Karikaturist der Zeitung „Revista 22“ frei heraus zu Protokoll. „Zeichnungen von Kindern sind mir die allerhöchste Messlatte. Eigentlich sollten die Kinder den Lehrern beibringen, was Wahrheit ist.“ Die Veranstalter der Vernissage hatten an alles gedacht. Für die Übersetzung aus dem Ukrainischen in das Rumänische und umgekehrt war Interpretin Tetiana Toma zur Stelle.