Bukarest - Die Ausstellung „Rezzori zu Hause“ wurde Dienstag im Schiller-Haus eröffnet. Nachdem die Leiterin des Schiller-Hauses, Mariana Duliu, die Gäste begrüßt hat, präsentierte Prof. Dr. Mariana Lăzărescu den Autor Gregor von Rezzori.
Anwesend dabei waren unter den Zuhörern Unterstaatssekretärin und Repräsentantin des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien im Departement für interethnische Beziehungen, Christiane Gertrud Cosmatu, und die Kulturattachée der Österreichischen Botschaft, Elisabeth Marinkovic.
Prof. Lăzărescu hob die Lebensstationen hervor, die auch in der Ausstellung belegt sind. Sie erwähnte die „menschenfressende Fürsorglichkeit“ von Rezzoris Mutter. Das Schwarz-Weiß-Bild, das zu den ersten der 60 Fotos zählte, ließ davon nichts erkennen, es zeigt nur eine wunderschöne Frau mit unschuldigen Augen im langen Epochenkleid. Auf einem anderen Bild schien das Kleinkind glücklich in den Armen der Mutter zu sein – zusammen mit Rezzoris Schwester sitzen sie im Garten und sind von Hunden umgeben.
Kaum zu fassen, dass sich Rezzori einer solchen Mutter entfremden würde. Sein Vater, von dem die Frau sich trennte, als der Bub Grischka nur acht Jahre alt war, ist auf einem Bild stolz über einem (wahrscheinlich) von ihm getöteten Hirsch festgehalten. Die Jugend hat Rezzori teilweise in Rumänien verbracht: drei Jahre in Kronstadt/ Braşov und vier Jahre in Bukarest. Danach arbeitete er als Rundfunkredakteur in Deutschland und erzählte in einer Nachtsendung seine berühmten „Maghrebinischen Geschichten“.
Aus der Periode, in der Rezzori sich als Gelegenheitsschauspieler betätigt hat – sogar in einem Film mit Brigitte Bardot („Viva Maria!“, 1965) – gibt es auch Beweise: Mit verschiedenen Filmemacherinnen und Filmemachern ließ Rezzori sich fotografieren. Man bemerkt aus den Bildern, dass mit der Zeit das Gesicht Rezzoris immer sanftmütiger wird. Der anerkannte Schriftsteller hat in seinen letzten Lebensjahren für verschiedene mondäne Zeitschriften geschrieben, so wie „Elle“ oder „Playboy“.
Aber einen Genussmenschen (so wie er etikettiert wurde) hätte man sich doch völlig anders vorgestellt. Eine Diskrepanz lässt sich feststellen, der Mann auf den Fotos scheint nicht derjenige zu sein, von dem die Professorin erzählt. Er scheint ein einfacher, irgendwie naiver Mann gewesen zu sein, der besonders „Il dolce far niente“ genoss: Wenn er nicht alleine beim Spaziergang oder im Wald abgebildet wird, finden wir ihn zusammen mit Ehefrau Beatrice. Romantisch gehen sie einen einsamen Weg, gefolgt von einer Menge Hunde, oder liegen glücklich auf einem Blumenbeet zusammen und schauen beide Richtung Himmel.
Es lohnt sich, die Fotos im Schiller-Haus in aller Ruhe näher zu betrachten. Die Stimme der Professorin Mariana Lăzărescu klang noch im Ohr, als ich Bild für Bild das fragmentierte Leben dieses facettenreichen und letztendlich geheimnisvollen Mannes zu rekonstruieren versuchte. Informationen aus der Präsentation mit den visuellen Belegen zu verknüpfen, war ein Genuss. Die Ausstellung ist sicherlich empfehlenswert, sie kann bis am 31. Oktober besichtigt werden.