Temeswar - „Wie erlaubt ihr euch, für mich zu bestimmen, wo und wann ich meine Einkäufe tätigen soll? Hindert mich zurzeit jemand daran, das Angebot der Supermärkte abzulehnen und vom Kleinladen um die Ecke einzukaufen – von den vermeintlichen lokalen Agrar- und Lebensmittelproduzenten!?“ Nicolae Robu, Bürgermeister der Stadt Temeswar/Timişoara, machte seinem Ärger auf der eigenen Facebook-Seite Luft. Seine Reaktion kam, als er über den Vorschlag zweier Parlamentarier und Parteikollegen erfuhr, die ein neues Ladenschlussgesetz für Supermärkte im Parlament vorgestellt hatten.
Die Liberalen Nini Săpunaru und Tinel Gheorghe präsentierten vor Kurzem einen Gesetzesentwurf, der vorsieht, dass alle Großläden und Supermärkte am Sonntag und an den gesetzlichen Feiertagen geschlossen bleiben müssen. Das rumänische Gesetz Nr. 321/2009 zur Lebensmittelvermarktung sollte einige Änderungen erleben. Dadurch könnte „der traditionelle Handel wiederbelebt werden“, glauben die Parlamentarier, wobei die Bürger ihre Einkäufe während der Arbeitswoche bzw. am Samstag tätigen und ihre Sonntage der Familie, der Bewegung im Freien und der Kultur widmen sollten.
„Ist es wohl nicht klar genug, dass nach so vielen tristen geschichtlichen Beispielen von Kontrollen und Verordnungen durch den Staat, nur der freie Wettbewerb, das Gesetz von Angebot und Nachfrage die Sachen in Ordnung bringen können?“, kritisierte Bürgermeister Robu. Er findet auch, dass die lokalen Produzenten durch die Einrichtung von Bauernmärkten gefördert werden. Knapp zweieinhalb Monate ist es her, seitdem das Nachbarland Ungarn ein ähnliches Ladenschlussgesetz eingeführt hat.
Durch die neue Regelung bleiben in Ungarn seit dem 15. März alle Geschäfte mit mehr als 200 Quadratmetern an Sonn- und Feiertagen geschlossen. Neben dem Schutz des Familienlebens sollte niemand gezwungen werden, am Sonntag zu arbeiten, hatte die ungarische Regierung die Neuregelung begründet. In vielen anderen EU-Ländern werden ähnliche Ladenschlussgesetze seit Jahren angewandt.