Hermannstadt – So viel kultige Nüchternheit wie Freitagabend, am 19. April, im 60 Zuhörer-Plätze fassenden Apfelhaus-Pub-Salon von Michelsberg/Cisn˛dioara bekommt die siebenbürgische Indie-Folk-Band „Mano & Gregor“ sehr wahrscheinlich nicht alle Tage zu spüren. Ihr Pianino, ihre Mikrofone, ihr Schlagzeug, ihre E-Gitarren und die zwei großen Lautsprecher einschließlich Mischpulten dafür waren nicht einfach so wahllos aufgestellt worden, und Bandleader „Gregor“ Gergö Petri sollte Recht behalten: grenzwertig laut wurde es im sonst wohl eher ruhigen Wintergarten der gesuchten Pension und Gaststätte mit Panorama-Blick über eines der wohlhabendsten Dörfer bei Hermannstadt/Sibiu. Ihren Hit zum neuesten Clip „One Of Us“, den sie am vorletzten März-Wochenende auf dem Gelände der Farm „Albota“ und in der dunklen Basilika der Michelsberger Burg gedreht hatten (die ADZ berichtete), legten die fünf Profis aus Klausenburg/Cluj-Napoca zwar leider nicht auf – dass er aber „das einzige Musikvideo in vier Sprachen“ bedeutet, machte zu Start des Abends Thomas Emmerling stolz klar. Und nachdem die Gäste eine Stunde lang in die Vollen gegangen waren, brach bei nicht wenigen Zuhörern der Kaufrausch am antiquarischen Reise-Lederkoffer aus, den die Live-Auftritt-Könner vorausschauend mit ihren USB-Stick-Schlüsselanhängern aus Holz befüllt hatten. Manche dieser kleinen Teile nämlich sind Träger des ansteckenden Hits „One Of Us“ über den kulturellen Reichtum Transsylvaniens auf Ungarisch, Deutsch und Rumänisch, den „Mano & Gregor“ durch das Englische gezielt auch international bewerben.
„Krampusz“ Zoltán J. Kadar und „Gregor“ Gergö Petri als Gitarre-Matadoren erkannten genauso wie auch Ausnahme-Sänger „Mano“ Botond Ráduly am Klavier im Nu, dass ihr vom Altersdurchschnitt her augenscheinlich zu Bequemlichkeit neigendes Publikum sicher nicht gleich vom ersten Song weg in euphorische Rage zu bringen sein würde. Im Quintett mit Schlagzeuger Árpád Szekeres und E-Bass-Dauerbrenner Tamás Kis aber sprang irgendwann doch der Funke über. „Mano & Gregor“ entschieden sich kurzerhand auch für etwas Italienisches und brachen mit einem irischen Rundtanz, dessen Länge ein gutes Dutzend Frauen und Männer nicht in die Knie zwingen konnte, auch die letzten Restwiderstände. Dass ihr Live-Auftritt wegen des Kälte-Einbruchs wenige Tage zuvor von draußen nach drinnen verlegt hatte werden müssen, war zu Ende der Begegnung im Apfelhaus bei regnerisch klammer Dunkelheit längst vergessen.