Neuer Zürcher Kammerchor tourt durch Süd-Siebenbürgen

Hermannstadt – Exil und Heimat ohne alle Schnittmengen klar auseinanderzuhalten, ist gar nicht so einfach und meist unmöglich. Das Sammelplakat der Siebenbürgen-Tournee des Neuen Zürcher Kammerchores in vier Stationen mit dem Querschnitt je eines reifen Apfels und eines Granatapfels über der Titelzeile klärt bildlich sehr passend über den schwer aus Schale und Frucht zu lösenden Kern der Sache auf. Sprachliches, kulturelles und nationales Bewusstsein kann eine doppeldeutige Lebenshaltung bedeuten, die inklusive als auch exklusive Überzeugungen mit sich bringt. Der Neue Zürcher Kammerchor und sein Dirigent Beat Schäfer wissen nur zu genau, dass „man im Exil eine Heimat finden und auch in der Heimat im Exil leben kann“. Die 1945 vom Dresdner Kreuzkantoren Rudolf Mauersberger auf Zeilen aus den Klageliedern Jeremias gesetzte Trauer-Motette „Wie liegt die Stadt so wüst“, das raue „Székely Keserves“ von Zoltán Kodály und das von Burkhard Kinzler für Chor bearbeitete Chanson „Mensch ohne Pass“ von Otto Weissert stehen nicht von ungefähr an zentraler Stelle des Programms, mit dem der Neue Zürcher Kammerchor Sonntag, am 17. Juli, um 17 Uhr die „Michelsberger Spaziergänge“ 2022 eröffnet. Montag, am 18. Juli, wird er um 19 Uhr in der evangelischen Margarethenkirche Mediasch und Dienstag, am 19. Juli, um dieselbe Uhrzeit auch in der evangelischen Stadtpfarrkirche Hermannstadt/Sibiu begrüßt. Donnerstag, am 21. Juli schließlich, sind Beat Schäfer und der Neue Zürcher Kammerchor um 18 Uhr zu Gast in der Schwarzen Kirche Kronstadt/Bra{ov. Wo das Programm jeweils mit der „Finlandia“ von Jean Sibelius, der schweizerischen Nationalhymne „Trittst im Morgenrot daher“ und dem Siebenbürgen-Lied von Johann Lukas Hedwig beginnt, endet es an allen vier Aufführungsorten mit drei Volksliedern, davon eines aus dem Land der Kantone und zwei aus Rumänien.