Bukarest (ADZ) – „Geschichte des Holocaust und der jüdischen Bevölkerung“ wird in allen Lyzeen Pflichtfach. Das Gesetz hierzu hat das Parlament Rumäniens am 15. November verabschiedet. Den Gesetzesentwurf eingebracht hatten die Abgeordneten der jüdischen und der deutschen Minderheit, Silviu Vexler und Ovidiu Ganț. Unterstützt haben die Initiative Marcel Ciolacu (PSD), Interims-Unterrichtsminister und Senator Sorin Cîmpeanu (PNL), Anca Dragu (USR), Kelemen Hunor (UDMR) und Varujan Pambuccian (Fraktion der nationalen Minderheiten). Den Lehrplan und das Schulbuch sowie die Unterrichtsmethodologie sollen vom Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit dem nationalen „Elie-Wiesel“-Institut sowie in- und ausländischen Institutionen und Einrichtungen ausgearbeitet werden.
Bekanntlich sind in der letzten Zeit mehrere Gesetze angenommen worden, auf Grund derer die Reparationsleistungen für die Holocaust-Überlebenden und ihre Nachkommen ausgeweitet wurden.
Als „historisches Moment nicht nur für das Gedenken an die Opfer des Holocaust sondern auch Rumäniens“ bezeichnete Silviu Vexler die Annahme des Gesetzes, aufgrund dessen die Geschichte des Holocaust und der jüdischen Bevölkerung zum Pflichtfach in den Lyzeen wird. Dadurch werde die Grundlage für die gemeinsame Zukunft gelegt, da die jungen Leute verstehen lernen können, welches Unrecht in der Vergangenheit begangen wurde. Das Verstehen als Teil der Erziehung sei das beste Instrument, um Demokratie und Freiheit zu fördern und gegen Antisemitismus, Intoleranz und Extremismus anzukämpfen, so der Abgeordnete der jüdischen Gemeinschaft im rumänischen Parlament. Dieses Gesetz habe desgleichen symbolische Bedeutung für eine richtige Betrachtung der Geschichte und der Identität der Juden in Rumänien. Auch trage es dazu bei, dass das infolge der totalitären Regimes in Rumänien während des Holocaust erlittene Leid der Juden öffentlich bekannt wird, so MdP Vexler.
„Ich bin geehrt, dazu beigetragen zu haben, dass ein solches Gesetz ins Parlament gebracht wurde“, sagte dessen Ko-Initiator Ovidiu Ganț. Er bezeichnete es als „Zeichen der Normalität“, dass alle demokratischen Parteien im rumänischen Parlament die Gesetzesinitiative unterstützt haben. Der Abgeordnete der deutschen Minderheit begrüßte die freundschaftliche und gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Gemeinschaften und ihren Abgeordneten.
Erste Schritte zur Anerkennung der Bedeutung der Geschichte der Juden und ihre Bekanntwerdung waren das Gesetz für die Gründung eines Nationalen Museums für jüdische Geschichte und Holocaust in Rumänien sowie die Zugänglichmachung der Unterlagen betreffend die Geschichte der jüdischen Gemeinschaften und Organisationen in Rumänien im Nationalen Historischen Archiv in der gesamten Zeitspanne 1938-1989 gewesen. Das nun verabschiedete Gesetz instituiert desgleichen den Constantin-Karadja-Nationalpreis, benannt nach dem Diplomaten, der vermutlich tausenden Juden die Flucht aus Staaten mit faschistischen Regimes ermöglichte und sie somit vor der Deportation in Exterminierungslager bewahrte. Der Preis soll für besondere Leistungen und Bemühungen beim Bekanntmachen und Bewahren des Gedenkens an die Holocaust-Opfer, im Kampf gegen Antisemitismus und die Förderung der Geschichte, Kultur und Traditionen der jüdischen Gemeinschaften in Rumänien verliehen werden.