Reschitza – „Ich möchte das Dilemma durch Kommunizieren lösen, ich probiere es, denn es gibt eine falsche Perzeption in der Stadt, ich spüre die. Es gibt sogar mir nahestehende Menschen, Menschen, die ich seit vielen Jahren kenne, die keine blasse Ahnung haben, was oben in den Bergen passiert, die sich nicht zusammenreimen können, wieso Reschitza Nutznießer von Geschäftsaktionen auf dem Semenik sein könnte. Die Riesenkonfusion besteht im Dilemma zwischen meiner Person, der ich im alpinen Raum als natürliche Person und Unternehmer investiert habe, und dem Projekt der Stadt Reschitza und dem Kreisrat als Investoren dort oben. Ich kann nur hoffen, dass es uns gelingt, mit diesen Verdachtsmomenten und Verdächtigungen aufzuräumen – ich fürchte aber, das wird sich erst – wohl von selbst – ergeben, vom Augenblick an, wo das Projekt für die Stadt Geld abwirft.“
Man kann in der Tat das Dilemma des Reschitzaer Bürgermeisters Ioan Popa nachvollziehen. Doch dieses Dilemma existierte praktisch vom Augenblick an, als er sich entschieden hatte, als Bürgermeisterkandidat aufzutreten. Popa ist vorsichtig und versucht, sich keine Blöße zu geben. Aber: „Gäbe es diese Ungewissheiten nicht und diese Verdachtsmomente, hätte ich auf der Februartagung des Stadtrats eine Beschlussvorlage zum Kauf der drei aufgelassenen Hotels am Semenik – „Gozna“, „Nedeia“ und „Semenicul“ – meinen Stadträten vorgelegt. Das kann ein Bombengeschäft werden, unter Bedingungen, wo in den drei Hotels pro Aufenthaltsperiode bis zu 2000 Wochenendler untergebracht werden könnten – wenn die Hotels in Ordnung gebracht werden. Dieser Kauf wäre nicht nur normal, er wäre auch nützlich. Und geldbringend. Es ist doch absurd, wenn wir als Stadt und Kreisrat in die Infrastruktur investieren – dafür gibt uns die EU Geld – und wenn wir nicht versuchen, oben auch direkt von dieser Investition in die Infrastruktur zu profitieren. Selbst wenn wir diese Hotels kaufen würden, bloß um sie nachher per Versteigerung weiterzuverkaufen, wäre es ein Geschäft. Wer uns vorwirft, dass wir lieber asphaltieren sollen, der hat keine Ahnung davon, dass die EU niemand Geld gibt, um zu asphaltieren. Das müssen wir immer aus anderen Quellen schaffen. Betreffs touristischer Nutzung des Semenik-Hochplateaus müssen wir Überzeugungsarbeit leisten, Verdacht entkräften, Vertrauen aufbauen in unsere guten Absichten. Das kann leider dauern.“
Reschitza und Karasch-Severin sowie die Gemeinde Franzdorf/Văliug haben an den Hängen des Semenik die längste Abfahrtspiste Rumäniens in Betrieb genommen, bauen die längste Seilrutsche Rumäniens, sind dabei, wieder eine Seilbahn zwischen Franzdorf und dem Hochplateau einzurichten, die Skipisten mit neuen Sesselliften auszustatten – kurz: aus der Bergregion Rumäniens, wo erfahrungsgemäß die längste Skisaison der rumänischen Karpaten herrscht, eine Top-Wintersportregion zu machen. Das möchte der Reschitzaer Bürgermeister als Top-Einnahmequelle für die Stadt nutzen.
An dieser Stelle soll daran erinnert werden, dass das Vermögen des kommunistischen Kreisbüros für Tourismus (OJT), bestehend hauptsächlich aus den drei erwähnten Hotels sowie dem Hotel Semenic im Zentrum von Reschitza, seinerzeit vom Unternehmer Gruia Stoica um 500.000 Dollar gekauft wurden – eine Bagatelle – um danach einige Jahre ohne jede Instandhaltung genutzt (also abgewirtschaftet) zu werden, um nachher, gesperrt, dem Verfall preisgegeben zu werden. 2011 wurde Turist Semenic insolvent erklärt, 2019 ist die Firma für pleite erklärt worden. Der Gerichtsprozess vor dem Kreisgericht Reschitza zur Pleiteerklärung ist aber noch nicht abgeschlossen. Gibt es ein Urteil – und das soll kurz vor der Spruchreife sein - dann kann, ja muss verkauft werden, um Schulden abzuzahlen.
Diesen Augenblick möchte Bürgermeister Popa nicht verpassen.