Siebenbürgisches und mehr

Band Nr. 55 der „Forschungen zur Volks- und Landeskunde“

Hermannstadt - Kurz vor Jahresende erschien der Band für 2012 der „Forschungen zur Volks- und Landeskunde“. Die vom Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften in Hermannstadt/Sibiu im Verlag der Rumänischen Akademie herausgegebene Publikation umfasst elf Beiträge aus unterschiedlichen Forschungsbereichen, die von Mitarbeitern des Institutes sowie anderen Wissenschaftlern aus Rumänien und Deutschland verfasst wurden. In der Sparte Chronik wird sodann die Volkskundlerin Dr. Irmgard Sedler anlässlich ihres 60. Geburtstages gewürdigt und Dr. Zeno-Karl Pinter, der Schriftleiter der Fachzeitschrift, zeichnet einen Nachruf auf Dr. Thomas Nägler, den einstigen Leiter des Institutes.

Eingeleitet wird der Band durch zwei Beiträge aus der Archäologie: Dr. Sabin Adrian Luca und Cosmin Urian untersuchen gemeinsam neue archäologische Funde im Kreis Temesch/Timiş - u.a. im Dorf Diniaş (Gemeinde Neupetsch/Peciu Nou) aber auch dem Kreisvorort Temeswar/Timişoara – und gehen Fragen zur Einordnung der Kulturgruppe Foieni-Mintia in Siebenbürgen nach. Dr. Zeno-Karl Pinter präsentiert die Erforschungsergebnisse der mittelalterlichen Rotunde am Huetplatz in Hermannstadt, wo im Jahr 2000 Fundamente eines Sakralbaues aus dem 12. Jahrhundert entdeckt worden waren, der im 17. Jahrhundert verschwunden ist.

Mit Grabplatten bzw. Grabinschriften befassen sich die nächsten beiden Artikel: Dr. Ioan Albu untersucht die in Birthälm/Biertan bewahrte Grabplatte des Pleban Johannes Baccalaureus de Byrthalben, während die Sprachforscherin Dr. Doina Filimon Doroftei dem Stil mehrerer lateinischer Grabinschriften in Kirchen Siebenbürgens nachgeht. Weitere Aspekte aus siebenbürgischen Sakralbauten werden sodann in den beiden nächsten Beiträgen des Bandes vorgestellt: Dr. Sebastian Corneanu schildert die Darstellung des Lebensbaumes auf den Portalen der evangelischen Kirchen in Salzburg/Ocna Sibiului, Burgberg/Vurpăr und Draas/Drăuşani und Dr. Mihaela Sanda Salontai den Emporenhallenkirchen am Beispiel der evangelischen Stadtpfarrkirche von Hermannstadt.

In die Geschichte der Rumäniendeutschen im 20. Jahrhundert führen ebenfalls zwei wissenschaftliche Artikel ein. Auf das Schicksal der Deutschen im Altreich zwischen nationaler Identität und Rhetorik des Krieges in den Jahren 1914-1916 geht Dr. Claudiu-Lucian Topor ein, Dr. Annemarie Weber schildert die Internierung Burzenländer Bauern in Straf- und Arbeitslager in einer Aktion der „Frontul Plugarilor“ im Sommer 1945.

Das Heft umfasst ferner je einen Beitrag aus den Bereichen Kunstgeschichte, Linguistik und Soziologie. Mit der bildenden Kunst der Rumäniendeutschen von 1949 bis 1989 im Spiegel deutschsprachiger Periodika befasst sich Dr. Gudrun-Liane Ittu. Die Sprache der Siebenbürger Sachsen erforscht Dr. Sigrid Haldenwang, die in ihrem Beitrag diesmal auf einige Wortartikel im Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuch eingeht. Eine Analyse der transnationalen und globalen Veränderungen der ethnischen Identität bei den Siebenbürger Sachsen in der Gegenwart bietet der Soziologe Christian Rausch aus Marburg. In Hermannstadt hat er einen „Wandel von rivalisierender zu kooperativer Einstellung zur je anderen Ethnie“ festgestellt, was dazu führte, dass „Partikulare Ethnizität statt eines Problems für den sozialen Frieden“ zum Integrationsfaktor in der Gesellschaft geworden ist.

Das Heft ist im Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften (Schewisgasse/B-dul Victoriei 40) erhältlich.