Klausenburg – Im 25. Jahr seit Gründung der Lehrgänge zur Ästhetik des Jazz, die der Lyriker und Hochschullehrer Prof. Dr. Virgil Mihaiu an der Klausenburger Musikhochschule „G.Dima“ monatlich bestreitet, wird der Jazzkenner am Donnerstag einen Sondergast begrüßen: Lucian Ban, der erste Jazzman aus Rumänien, der sich in der Jazzhauptstadt des Mutterlands des Jazz, in New York behaupten konnte.
Lucian Ban unternimmt jährlich Tourneen durch Eu-ropa und trat gelegentlich auch in Rumänien auf. Seine Karriere aber begann in Klausenburg, im Umfeld von Jazzkennern wie der Folklorekenner Ion Mu{lea, der Jazzman Zsolt György oder der Gastgeber des Abends, Gil Mihaiu, einer der besten Jazzkenner und -theoretiker Rumäniens. Ban studierte Komposition an der Nationalen Universität für Musik in Bukarest und konzentrierte sich auf die Einflüsse des Jazz auf George Enescu, die er im Rahmen von Improvisationen kreativ ver- und aufwertete. 1999 zog er nach New York und wurde relativ rasch in den Kreisen des avangardistischen Jazz integriert. Er arbeitete u.a. zusammen mit Abraham Burton, Nasheet Waits, Louis Sclavis, Barry Altschul, John Surman, Mat Maneri, Billy Hart, Alex Harding, Gerald Cleaver, Bob Stewart, Badal Roy, Pheeroan Aklatt oder Theo Bleckmann.
Bereits 2013 bringt das im Jazzbereich weltweit wohl einflussreichste Studio, ECM, sein Album „Transylvanian Concert“ heraus. 2016 wird Lucian Ban zum ersten Jazzman Rumäniens, dessen Album „Songs for Afar“ mit fünf Sternen von der amerikanischen Fachzeitschrift „DownBeat“ notiert wird. Zu den höchstbeachteten Projekten von Lucian Ban gehören diejenigen, die er seinem Lehrmeister gewidmet hat: „Enesco Re-Imagined“ und „Oedipe Redux“, aber auch Jazz-Bearbeitungen der Folklore, die (der zuletzt ebenfalls in New York lebende) Béla Bartók in Siebenbürgen und im Banat Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgezeichnet hat. Eingespielt hat sie Lucian Ban (Klavier) zusammen mit John Surman (Bass-Klarinette und Sopran-Saxophon) und Mat Maneri (Viola).
Anlässlich des Besuchs von Lucian Ban bei Virgil Mihaius Jazz-Lehrgang am Donnerstag um 19 Uhr im dafür bewährten Saal der Musikhochschule werden seine Ausführungen und Antworten illustriert mit Audio-/Video-Aufzeichnungen einiger seiner Kompositionen und Improvisationen, die er zusammen mit Paul Bley, Ahmad Jamal oder Giorgio Gaslini eingespielt hat. Auch wird er auf den Einfluss und die Inspirationen eingehen, die er sich vom rumänischen symbolistischen Lyriker George Bacovia (1881-1957) zu eigen machte.
Für Virgil Mihaiu ist das Schicksal und die Karriere von Lucian Ban „eine gute Gelegenheit, sich aus befugtem Mund klarzuwerden, wie ein stark persönlich geprägtes musikalisches Schicksal aufgebaut werden kann in diesen Zeiten kaum erwägbarer Gefahren und massiver Bedrohungen der Freiheit und der individuellen Kreativität.“