Temeswarer Behördenkrieg geht in neue Runde

Streit um Sanierung und Erweiterung der Bischofsbrücke

Temeswar (ADZ) – Der Krieg zwischen dem Temeswarer Bürgermeisteramt und dem Kreiskulturamt geht in eine neue Runde; neuer Zankapfel ist die Sanierung der 1913 gebauten Bischofsbrücke, die gegenwärtig den Namen „Andrei-Șaguna-Brücke“ trägt, im Volksmund jedoch als Mihai-Viteazu-Brücke bekannt ist, weil sie die Innenstadt mit dem Mihai-Viteazu-Boulevard in Richtung Elisabethstadt/Elisabetin verbindet. Bereits vor fünf Jahren hatte die Stadtverwaltung die Sanierung in die Wege geleitet, geplant war nicht nur die Instandsetzung des Tragwerks, sondern auch die Erweiterung um neue Fahrradwege. Ende April verweigerte das Kreiskulturamt die Genehmigung für die geplanten Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten, weil es laut Behördenleiter Sorin Predescu eigentlich nicht um die Sanierung eines denkmalgeschützten Baus geht, sondern um die Errichtung einer neuen Brücke und die Zerstörung der alten.

Nachdem das Bürgermeisteramt vom Kreiskulturamt für die neuen Innenstadt-Gehsteige stark kritisiert wurde und die Behörde auch Strafanzeige erstattet hatte, geht nun die Stadtverwaltung in die Offensive. Drei Jahre lang habe man mit dem Amt über das Brückenprojekt debattiert und versucht, die dortigen Beamten zu überzeugen, dass die historische Substanz der Bischofsbrücke erhalten bleiben werde. Vorgeschlagen wurde die Erweiterung der Brücke um zwei zusätzliche Fahrspuren, zwei Spuren für Fahrräder und neue, 1 Meter breite Gehsteige in beiden Richtungen. Das Kreiskulturamt schlussfolgerte, dass die neue Brücke sechs Fahrspuren haben werden, so dass vom alten Bau nicht mehr viel übrig bleiben könne und lehnte das Projekt ab. Mehr noch: Die Kultur- und Denkmalschutzbehörde forderte eine umfangreiche Nachhaltigkeitsprüfung, die sie bei keinem anderen Vorhaben verlangt haben soll, so dass mittlerweile kein Entwurfsbüros und Bauunternehmen mit der Stadt zusammenarbeiten wolle, wenn es um Arbeiten im denkmalgeschützten Areal gehe. Immer wieder würde das Kreiskulturamt wichtige Investitionen Jahre lang verzögern und unrealistische Auflagen beschließen, hieß es im Bürgermeisteramt.

Weil die jahrelange Verzögerung der Arbeiten an der Bischofsbrücke nun die Verkehrssicherheit beeinträchtigt, sieht sich die Stadt gezwungen, die Brücke für den Schwerverkehr zu sperren und eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 Kilometern pro Stunde zu verhängen. Dies werde zu großen Staus im innerstädtischen Bereich führen, dafür sei allein das Kreiskulturamt verantwortlich. Deshalb habe die Stadt Temeswar eine Beschwerde beim Kulturministerium eingereicht und gleichzeitig Strafanzeige wegen Amtsmissbrauch und Gefährdung der Verkehrssicherheit erstattet.

Kulturamtsleiter Sorin Predescu sagte daraufhin, dass seine Behörde und die Regionale Denkmalschutz-Kommission die Erweiterung für nicht notwendig erachten. Gegen die Sanierung habe niemand etwas einzuwenden, aber eine Erweiterung, die im Endeffekt darauf abziele, die alte mit einer neuen Brücke zu ersetzen, könne nicht erlaubt werden. Man habe die Erweiterung von Bega-Brücken in der Josefstadt genehmigt, weil diese Objekte als solche nicht unter Denkmalschutz standen, sondern nur das umliegende Areal. Bei der Bischofsbrücke handele es sich um eine erhaltenswerte Konstruktion, so Predescu. Es gehe einfach um den richtigen Denkmalschutz, nicht um seine persönliche Meinung über die Temeswarer Stadtverwaltung oder den Bürgermeister. Wenn die Stadt der Ansicht sei, dass auch Fahrradfahrer eine sichere Bega-Brücke bauen, könne zum Beispiel eine neue Brücke nur für Fahrradfahrer hinter der orthodoxen Kathedrale gebaut werden.

1913 hatte die damalige Verwaltung unter Bürgermeister Karl Telbisz eine alte Holzbrücke, die aus dem 18. Jahrhundert stammte, abreißen und die neue Bischofsbrücke bauen lassen. Vier Statuen für vier wichtige römisch-katholische Tschanader (Temeswarer) Bischöfe, allen voran der Heilige Gerhard von Sagredo, sollten die Brücke zieren, doch durch den Ersten Weltkrieg und den Anschluss des Banats an Rumänien konnten diese nicht mehr hergestellt werden.