Temeswar – Sie haben Anklage wegen Leichen- und Grabschändung gegen die Veranstalter der umstrittenen Ausstellung „Our Body“ (Unser Körper) erhoben: Die Mitglieder der Timişoara-Gesellschaft fordern die sofortige Schließung der Expo, die in der Temeswarer Theresienbastei plastinierte menschliche Körper zur Schau stellt. Die Störung der Totenruhe findet sich im Art. 383 des rumänischen Strafgesetzbuchs. Noch vor der Ausstellungseröffnung wandte sich die Timişoara-Gesellschaft mit einem offenen Brief an die Medien, in dem mehrere Fragen hinsichtlich der Herkunft der Körper geäußert wurden. Es ist kein Geheimnis, dass die Menschen, deren Leichen plastiniert und nun im Rahmen der Ausstellung „Our Body“ in der ganzen Welt gezeigt werden, aus China stammen – ein totalitäres Land, in dem politische Häftlinge immer noch hingerichtet werden. Dass es sich bei den ausgestellten Leichen auch um solche Menschen handeln könnte, sei nicht auszuschließen, heißt es bei der Timişoara-Gesellschaft. Außerdem kamen auch mehrere Ethik-Fragen auf: Dürfen denn tote Menschen so ausgestellt werden? Ist es normal, dass damit Profit erzielt wird?
Einige der Fragen konnten bei der Vernissage beantwortet werden, allerdings nicht auch mit Beweisen belegt werden. Heidi Pinchal, die seitens der Universal Exhibition Group mit der Vermarktung der Ausstellung beauftragt ist, versicherte die Mitglieder der Timişoara-Gesellschaft, dass sie das schriftliche Einverständnis der Verstorbenen besitzt – die Papiere könne sie aber aus Datenschutzgründen niemandem zeigen. „Die Ausstellung wird vom Banater Museum organisiert.Wir haben in der öffentlichen Agenda dieser Institution keine derartige Ausstellung für das Jahr 2016 gefunden, also scheint es eine private Initiative des Direktors dieses Museums gewesen zu sein, die ohne eine vorherige Beratung umgesetzt wurde“, betonte Alin Gavreliuc seitens der Timişoara-Gesellschaft. Die Organisation möchte auch eine Online-Petition starten, in der die Schließung der Ausstellung „Our Body“ gefordert wird. Trotz Kontroversen ist die Ausstellung, die bis Anfang April geöffnet bleibt, gut besucht: Rund 2.600 Personen betraten bereits die dunklen Räume der Theresienbastei, in der die rund 500 Exponate – plastinierte menschliche Organe und Ganzkörper – ausgestellt sind.