TMK Artrom fordert feinere Differenzierungen

Reschitza/Slatina - Unter den 770 Arbeitnehmern des Reschitzaer Elektro-Stahlwerks der TMK-Artrom-Gruppe grassiert die Sorge wegen der Schließungsgefahr infolge der Sanktionen gegen Russland, das einen Aggressionskrieg gegen die unabhängige Ukraine angezettelt hat. Mehrheitsaktionär von TMK Artrom ist die in Deutschland registrierte TMK Europe GmbH, die 99 Prozent des Gesellschaftskapitals der Rumänienfiliale hält. Kontrolliert wird TMK Europe vom russischen Milliardär Dmytry Pumpianskyi (laut Forbes hat er ein Vermögen von rund 1,3 Milliarden Dollar), der als Putin-Vertrauter gilt.

Adrian Popescu, der Generaldirektor von TMK Artrom mit Hauptsitz in Slatina, behauptete gegenüber „Ziarul Financiar“, die Rumänienfiliale des Konzerns arbeite „autonom“ gegenüber ihrer Muttergesellschaft. „Sie finanziert sich und versorgt sich mit Ressourcen ausschließlich vom EU-Markt, wo sie – neben Amerika - auch ihre Absatzmärkte hat. Ihr Umsatz liegt bei 1,45 Milliarden Lei, von denen 85 Prozent aus Exporten in die EU und Amerika kommen. Wir haben unsere eigenen Verkaufsfirmen und appellieren nicht ans TMK-eigene Verkaufsnetz.“

Aus Russland habe man „in den vergangenen Jahren Komplementärprodukte importiert, die weder wir noch verwandte Firmen produzieren und die wir weiterverkauft haben als Roh- und Werkstoffe an andere Firmen in Rumänien: Walzgut aus Stahl, Autozubehör, Bestandteile für den Maschinenbau und die Energiewirtschaft. In der Regel sind das Produkte gewesen, an denen auf dem EU-Markt Mangel herrscht“, versichert der TMK-Artrom-Generaldirektor. „Sie machen weniger als ein Prozent unseres Umsatzes aus. Deshalb hat die Blockierung aller Geschäftsbeziehungen zu Russland durch die weltweiten Sanktionen uns nicht besonders getroffen. Hingegen sind Firmen betroffen, denen wir nun nicht mehr die gewünschten Profile liefern können, die wir selber zum Weiterverkauf importierten.“

Laut Generaldirektor Adrian Popescu „treffen uns am schlimmsten die Kommentare aus Rumänien, die aufhetzen zur Blockierung der Werke, wo es in Rumänien russisches Gesellschaftskapital gibt. Der ungerechte Krieg Russlands gegen die Ukraine hat Folgen. Wir sind auch nicht einverstanden damit, dass aus Firmen mit russischem Kapital Dividenden nach Moskau fließen. Und das geschieht in unserem Fall auch nicht. Aber eine bedingungslose Schließung unserer Werke zu fordern – das geht zu weit. Solche öffentlichen Erklärungen verscheuchen unsere Kunden, unsere Zulieferer, die Banken, mit denen wir arbeiten – sie bauen Emotionen auf, eine Hysterie, von denen es dann nicht mehr weit ist bis zum Geschäftsverlust.“ TMK Artrom sei inzwischen zu einem Werk gediehen, „wo sehr oft zwei Generationen am selben Arbeitsplatz tätig sind. Die Perspektive einer Schließung trifft tausende Familien unserer 2300 Arbeitnehmer. Der Kern des Managements arbeitet mit mir seit über 25 Jahren zusammen. Wir sind solide auch durch Stabilität.

Eine Schließung hätte fatale soziale Folgen für unsere Arbeitnehmer. Aber auch auf der Horizontalen hätte sie Auswirkungen, denn wir sind in Rumänien Zulieferer für sehr viele Firmen, die ganz von uns abhängen. Ich glaube nicht, dass Bukarest oder Brüssel einen klaren Unterschied machen zwischen Firmen, die russisches Kapital haben aber nur für den EU- bzw. den rumänischen Binnenmarkt produzieren, und denjenigen, die nach Russland liefern und dorthin auch ihre Gewinne ausschütten.“