Reschitza - Rund 150 Schüler der neunten Klasse beginnen ab Herbst (Schuljahr 2017/18) den Unterricht in sechs dualen Berufsschulklassen in Reschitza, teilten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag das Rathaus Reschitza, das Generalschulinspektorat Karasch-Severin und die beteiligten Firmen mit. Die sechs dualen Unterrichtsklassen werden vom Wirtschaftskollegium des Banater Montangebiets, vom Technischen Kollegium Reschitza und von Colegiul Tehnic Bănăţean/Banater Technischen Kollegium betreut. Donnerstag, vor der Pressekonferenz, wurden im Reschitzaer Rathaus die entsprechenden Rahmenverträge dazu unterzeichnet. Die dualen Berufsschulklassen sollen Schritt für Schritt die Nachwuchsversorgung mit qualifizierten Arbeitskräften der in Reschitza und dem Banater Bergland tätigen Handelsgesellschaften übernehmen.
Im ersten Anlauf werden diese dualen Schulklassen Dreher, Schweißer, Elektriker, Personal für numerisch gesteuerte Bearbeitungsmaschinen, Köche, Zuschneider für die Textilindustrie, Kellner und Bäcker/Zuckerbäcker ausbilden, teilten Bürgermeister Ioan Popa (PNL) und Generalschulinspektor Adrian Doxan (PSD) mit. Neben den staatlicherseits zugesicherten Berufsschulstipendien von 200 Lei/Monat steuert das Rathaus Reschitza monatlich ein Stipendium von 100 Lei bei, das allen Berufsschülern zusteht, die in Schülerheimen untergebracht sind. Zusätzliche Arbeits- und Ausbildungsstipendien werden den Schülern von den Betrieben ausgezahlt, mit denen sie Vorverträge bezüglich ihres künftigen Ausbildungs- und Arbeitsplatzes abgeschlossen haben. Des Weiteren stehen den in der dualen Berufsschulausbildung stehenden Schülern Gratismahlzeiten in Kantinen zu bzw. es wird ihnen der Transport von zuhause zur Schule/zum Arbeitsplatz verrechnet.
Etwas enttäuscht zeigte sich Bürgermeister Popa, dass im letzten Moment die beiden Reschitzaer Großbetriebe, das Stahlwerks TMK und das Maschinenbauwerk UCMR absprangen (ursprünglich hatte Popa nach den Vorgesprächen mit acht dualen Ausbildungsklassen und rund 180-200 Schülern gerechnet): „Ich hoffe weiterhin, dass in den kommenden Jahren sich auch TMK und UCMR uns anschließen werden“, sagte er. „Diesmal sind sie uns verlorengegangen. Wir erwarten aber nach wie vor viel von ihnen und hoffen, dass sie in den nächstfolgenden Jahren an unserer Seite stehen werden.“
Die dreijährige duale Berufsschulausbildung (mit Hauptgewichtung auf das praktische Lernen an künftigen Arbeitsplätzen, nachdem im ersten Schuljahr noch 80 Prozent des Unterrichtsprogramms aus Theorie bestehen) bedeutet laut Bürgermeister Popa (der auch die von ihm gegründete Pangram – den zweitgrößten rumänischen Produzenten von Nudelwaren – ins Programm eingebracht hat) „...eine praktische Neugründung und Wiederaufnahme einer der erfolgreichsten Traditionen von Reschitza, der effizienten praxisorientierten Berufsschulausbildung.
Nicht jede/jeder ist dazu geboren, eine Hochschule mit aller Gewalt abzuschließen (wie sich das leider viele Eltern für ihre Sprösslinge wünschen) – und, traurigerweise, vielleicht anschließend bei McDonalds zu arbeiten und mit Hochschuldiplom Bratkartoffeln zu verkaufen... Wir können der Sogkraft westlicher Arbeitsmärkte nur entgegenwirken, indem wir selber laufend gut ausgebildete Arbeitskräfte produzieren. Alles andere wäre Zwang. Wir müssen unseren Arbeitskräftemarkt weiter mit qualifizierten Kräften füttern, wenn wir Schritt halten und uns auch entwickeln wollen. Dazu ist der duale Unterricht, mit seinen vielfältigen finanziellen Engagements gegenüber den Auszubildenden, aber auch mit seinen guten Berufschancen und Zukunftsaussichten, ein ausgezeichnetes Mittel.“
Werner Kremm