Passbusch (Carl Hesse, 1861). Wollte man ein Inventar aller Orgel erstellen, die einst im Gebiet um Bistritz standen und jetzt an anderen Orten zu finden sind, dann wäre das eine lange Liste von Namen! Dass ein ganzes Instrument es unverändert schaffte, war die Ausnahme. Die Orgel aus Passbusch/Posmuş, zunächst in einem Notquartier im Turm untergebracht, das sie mit Tauben und Nagetieren teilen musste, hatte das Glück, nach vielen Jahren in der Schwarzen Kirche zu Kronstadt/Braşov aufgestellt zu werden. Von den meisten Orgeln des Nösnerlandes existierten nach dem Krieg mit seinen besonders üblen Folgen für die Gemeinden in dem Gebiet nur noch Reste. In evangelischen Kirchen finden sich heute Orgelteile aus Dürrbach/Dipşa in Zeiden/Codlea, aus Minarken/Monariu in Arbegen/Agârbiciu, aus Mettersdorf/Dumitra in Langenthal/Valea Lungă oder aus Wermesch in Bukarest. Eine der Königinnen, die Orgel aus Kallesdorf, schaffte es über die Karpaten nach Oituz, eine andere (Kleinbistritz) nach Tg. Secuiesc.
Allein die Carl Schneider-Orgel aus Jaad/Livezile (1865) steht und liegt noch an Ort und Stelle. Zwei Versuche, das imposante Instrument zu verlagern, scheiterten am entschiedenen Protest vor Ort. Das Schicksal dieses und anderer Instrumente, oft spannend wie ein Krimi, mit aktuellen und historischen Fotos, Zitaten aus Akten und Beschreibungen des Zustands, kann bei der Orgeldatenbank der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien nachverfolgt werden
Halwelagen (Samuel Joseph Maetz, 1819). Verlässt eine Königin ihr Reich, dann wühlt das starke Gefühle auf. Beim Abbau der Orgel aus Halwelagen/Hoghilag , die via Restaurierung in Deutschland ihre neue Heimat in der Musikhochschule Klausenburg/Cluj-Napoca fand, hagelte es Protest von orthodoxen Dorfbewohnern. Die Polizei im Kreisvorort wurde alarmiert. Kronleuchter waren schon aus der Kirche verschwunden, und nun wurde am helllichten Tag die Orgel in Teilen herausgetragen. Auch sonst hat diese Königin Tränen gesehen, nicht allein bei zahllosen Prüfungen, denn sie ist seit über 20 Jahren das Übungs- und Konzertinstrument derer, die in Klausenburg Orgel studieren. Vor wenigen Jahren stand eine Dame aus Deutschland mit Familie ganz ergriffen im Orgelsaal und konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Sie war vor der Wende, als blutjunges Mädchen, die letzte Organistin in Halwelagen gewesen. Auswendig spielte sie noch einige Stücke von damals, zeigte ein Foto und erinnerte sich an kleine und größere Krankheiten „ihrer“ Königin, die jetzt nach zwei Verjüngungskuren viel aushalten muss: Musik von Buxtehude bis Messiaen wird ihr täglich abverlangt, ohne große Rücksicht auf das fortgeschrittene Alter!
Hadad (Ferdinand Komornyik, 1860). Als die Orgel nach einer dramatischen Rettungsaktion, aber auch unsachgemäßer Lagerung, endlich restauriert und in der Hermannstädter Johanniskirche eingeweiht wurde, freuten sich nicht alle. Inzwischen war die Hadader Kirche repariert, um den eingestürzten Turmbereich verkleinert, aber benutzbar. Es hätte zu diesem Zeitpunkt keine akute Gefahr mehr für das Instrument bestanden und so stellte der Vertreter der Hadader HOG bitter fest, dass der Freudentag für die einen ein trauriger Tag für die anderen sei, die „ihr“ Instrument am „fremden“ Ort erklingen hören.