Medizin, Kunst, Geschichte oder doch lieber Kriminalistik? Die Vorstellungen der jungen Leute über ihre künftige Karriere schwanken von einem Moment zum anderen. Doch egal, ob die Fachrichtung schon feststeht oder nicht, eines ist sicher: Es soll ein Studium im Ausland sein. Was möchten sie aber wirklich studieren? Wo? Und vor allem: Wie viel kostet ein Studium in Großbritannien oder Holland? Auf diese Fragen konnten die jungen Interessenten eine Antwort bekommen. World Education Fair beschäftigt sich gerade damit, potentielle Kandidaten zu beraten und deren Fragen zu beantworten. Die Internationale Hochschulmesse fand vor Kurzem in Temeswar/Timişoara statt. Zahlreiche Schüler kamen ins Hotel Timişoara, um die Angebote zu analysieren.
In der ersten Etage des Timişoara Hotels herrscht an diesem regnerischen Tag ganz großes Gewimmel. Zahlreiche junge Gesichter blicken fragend auf die Informationstafel vor den Ständen mit pompösen Namen wie „University of Derby“, „Oxford Brookes University“, „Cesar Ritz Colleges“, „Zealand Institute of Business and Technology“ usw. Einige haben schon Gelegenheit, mit den Vertretern dieser Universitäten ins Gespräch zu kommen, andere warten noch auf ihre Reihe, um sich an den Tisch zu setzen. Allen wird die notwendige Zeit zur Verfügung gestellt. Einmal hingesetzt, können sie sich mit den Vertretern von Universitäten und Studentenorganisationen unterhalten und dabei wichtige Informationen vor Ort bekommen. Wie ein Bienensummen hört man die Gespräche im Saal. Die Vorstellungen der jungen Schüler zum Thema „Hochschulstudium“ sind sehr unterschiedlich und meistens sind sie auch noch unentschieden. Viele träumen aber von einem Studium, so wie sie es in den Filmen gesehen haben - Großbritannien oder die Niederlanden, Dänemark, die Schweiz oder die Vereinigten Staaten – Universitäten aus diesen Ländern können aber Träume wahr werden lassen. Dafür sorgen auch die Fachberater der jeweiligen Universitäten im Ausland. „Sie sind erneut nach Rumänien gekommen, um hier den künftigen Studenten ihr Angebot zu präsentieren. Aber es geht nicht nur ums Verteilen von Broschüren. Interessenten bekommen Beratung im Bereich des Studiums, aber auch im Bereich der Studiumsfinanzierung“, sagt Svetlan Danev, internationaler Koordinator des World-Education-Programms. Viele Universitäten bieten Studienkredite an, die dann in einer bestimmten Anzahl an Jahren rückerstattet werden müssen. Eine Bedingung jedoch für das Erstatten des Kredites ist, dass die Studenten während des Studiums arbeiten und Geld verdienen.
Ana Şerban (17) ist zusammen mit ihrer Kollegin Maria Florea (17) zur Messe gekommen. Beide besuchen die elfte Klasse an der Abteilung für Sozialwissenschaften des „Jean Louis Calderon“-Lyzeums in Temeswar. Kriminalistik - diese Fachrichtung klingt für beide Schülerinnen sehr interessant. Jedoch sind sie noch unentschieden hinsichtlich ihrer Karriere. „Einerseits würde ich mir ein Studium im Medizinbereich bzw. Kriminalistik vorstellen, andererseits mag ich auch Geschichte sehr. Ich denke aber, ich werde das ausschließen müssen“, sagt Ana. Die britischen Unis aus Greenwich und Derby waren die Universitäten, deren Angebot Ana [erban am interessantesten schien. „In Greenwich, zum Beispiel, bieten sie Studienkredite für Studenten an und finden uns auch Jobangebote, damit man sich alleine finanziell durchschlagen kann. Das finde ich ganz gut“, sagt die Schülerin. Doch ob es letztendlich England sein wird, dass weiß die 17-Jährige nicht so genau. In der Schule lernt sie intensiv Französisch. „Wenn ich mich doch noch für ein Medizinstudium entscheide, dann glaube ich, dass ich eher in Frankreich studieren werde. Dies auch, weil ich die Sprache so gut beherrsche“, so Ana [erban.
Das Ausland bietet mehr Chancen und gezielte, fachorientierte Ausbildungen – das ist ein Fakt für die jungen Studienanwärter. Auch Maria Florea würde sich gern für ein Medizinstudium entscheiden. Im Ausland wird der Schwerpunkt mehr aufs Praktikum gesetzt, weiß sie zu schätzen. „Ob ich mich für die Unis, die sich heute vorgestellt haben, entscheide, das weiß ich noch nicht. Aber es hilft mir bestimmt, mir eine Meinung zu bilden“, sagt Maria Florea.
Eveline Mărăşoiu (21) ist Studentin im vierten Jahrgang bei „Safety and Security Studies“ und besucht gleichzeitig auch die Studien im dritten und vierten Jahrgang der Fachrichtung „International and European Law“ an der Uni von Den Haag. Die Bukaresterin entschied sich vor drei Jahren für ein Studium in den Niederlanden. „Ich strebte von Anfang an ein Studium im Bereich der Justiz. Nun mache ich ein doppeltes Studium“, sagt Eveline. Die junge Studentin gibt bei der Hochschulmesse Informationen über die Universität in Den Haag weiter. „Ich kann diese Uni erstens für ihre interkulturelle Umwelt weiterempfehlen –150 Nationalitäten studieren an unserer Uni. Diese Erfahrung wird sehr in den internationalen Großunternehmen geschätzt, aber auch, wenn man im öffentlichen Bereich arbeiten möchte“, sagt Eveline Mărăşoiu. Die 21-Jährige wünscht sich, nach dem Studium in Holland zu arbeiten: „Der Grund dafür ist der höhere Lohn im Vergleich zu Rumänien. Dass ich später trotzdem in meine Heimat zurückkehren würde, das schließe ich nicht aus“.
Schon seit 2009 werden in Rumänien solche Messen für pädagogische Beratung (Unterrichtsberatung) unter dem Namen „World Education Fair“ veranstaltet. Insgesamt vier solche Messen werden in Bukarest, Temeswar und Konstanza abgehalten. Die Lieblingsbereiche der rumänischen Kandidaten sind Fachrichtungen wie Jura, Medizin, Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Naturwissenschaften und Ingenieurwesen. Die beliebtesten Unis für rumänische Studenten sind Coventry University in Großbritanien und Hague University of Applied Sciences in Holland.