Besuch im NATO-Hauptquartier

Deutschsprachige Journalisten reisten nach Brüssel

Eine Gruppe deutschsprachiger Journalisten besuchte vergangene Woche den NATO-Sitz in Brüssel.
Foto: privat

„Das letzte strategische Konzept der NATO stammte aus dem Jahr 1999. Doch seitdem hat sich die Welt grundsätzlich verändert – die neuen Herausforderungen sind globaler geworden“, sagte Dr. Knut Kirste, Public Diplomacy Officer bei der NATO-Filiale in Brüssel. Vergangene Woche besuchte eine Gruppe Journalisten aus Ost- und Mitteleuropa die belgische Hauptstadt und führte in der NATO-Niederlassung Gespräche über die aktuelle Strategie der Nordatlantikpakt-Organisation, die im vergangenen Jahr beschlossen wurde.

Es war ein regnerischer und leicht windiger Septembertag, an dem die Journalisten im NATO-Headquarter in Brüssel eintrafen. Die 18 Mitglieder des Vereins Europäischer Journalisten kamen aus Deutschland, Italien, Frankreich, Rumänien und Ungarn. „Wenn heftiger Wind weht, dann drehen sich alle Flaggen in dieselbe Richtung“, sagte der Journalist Konrad Freytag, der den Besuch bei der NATO organisiert hatte, und deutete damit nicht nur wortwörtlich auf die Flaggen der 28 Mitgliedstaaten, die bei dem Besuch tatsächlich in dieselbe Richtung wehten, sondern hauptsächlich auf die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern der Allianz, die in Krisensituationen zustande kommt.

Für weltweiten Frieden und Sicherheit wurde 1949 die Nordatlantikpakt-Organisation gegründet. Die zwölf Gründerstaaten, die den Pakt unterzeichneten, waren Belgien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Island, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Großbritannien und die USA. 1952 kamen Griechenland und die Türkei hinzu, 1955 unterzeichnete auch Deutschland den Nordatlantikpakt. Nach und nach wurde die Allianz erweitert, sodass 2004 auch Rumänien der NATO beitrat.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Allianz, denn auch die Herausforderungen, die auf die Mitglieder zukamen, veränderten sich. Voriges Jahr stellte die NATO nach elf Jahren ein neues Konzept auf, in dem sie sich zu der atomaren Abrüstung bekennt. „Die heutige NATO hat mit der NATO des Kalten Krieges nichts mehr zu tun“, sagte Martin Erdmann, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei der Nordatlantikpakt-Organisation in Brüssel. Die deutsche Delegation in Brüssel ist die zweitgrößte und zählt 130 Mitarbeiter.

Die 28 Bündnispartner einigten sich November 2010 in Lissabon auf ein gemeinsames Raketenabwehrsystem. In einem ersten Schritt soll bis 2020 das bestehende Abwehrpotenzial der Mitgliedsstaaten zu einem gemeinsamen Gefechtsstand verknüpft werden. Parallel rüsten sich die Bündnispartner mit Abfangbatterien auf. Auch in Rumänien wurde ein Standort für ein Raketenabwehr-System festgelegt: In Deveselu, Verwaltungskreis Olt, sollen bis 2015 insgesamt 24 Boden-Luft-Abwehrraketen vom Typ SM-3 aufgestellt werden.

Die NATO-Strategie für die kommenden zehn Jahre stützt sich auf drei Säulen: kollektive Verteidigung, Krisenmanagement und nachhaltige Wahrung der Sicherheit durch Zusammenarbeit. Das Konzept sieht vor, dass im Kampf gegen die neuen Bedrohungen neue Partnerschaften angestrebt werden. Für eine vernetzte Sicherheit soll die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen, der Europäischen Union, der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds, aber auch mit lokalen Organisationen und NGOs gestärkt werden. „Die NATO ist Teil eines globalen Sicherheitsnetzwerkes unter dem Schirm der UN und ein Stabilitätsfaktor im euro-atlantischen Raum“, sagte Botschafter Martin Erdmann. Bei der NATO gilt das Einstimmigkeitsprinzip, wenn es um militärische Einsätze und andere wichtige Entscheidungen geht, denn immerhin ginge es um Leben und Tod, erläuterte Knut Kirste von der NATO Public Diplomacy Division.

Bei dem Besuch im NATO-Hauptquartier konnten die Journalisten mehr über den NATO-Tv-Kanal erfahren. Für den Natochannel (natochan-nel.tv) arbeiten sieben Journalisten – vier sind in Afghanistan und drei im Hauptquartier in Brüssel tätig. Von der Webplattform können Sender die journalistischen Beiträge herunterladen und mit Angabe der Quelle für informative Zwecke nutzen. Leiterin des TV-Kanals der NATO ist Zornitza Venkova, ebenfalls Mitglied des Vereins Europäischer Journalisten. Die NATO-Niederlassung in Brüssel wird zurzeit ausgebaut. In vier Jahren soll direkt gegenüber des derzeitigen Standortes ein neues Hauptquartier stehen.