In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spannungen und wachsender Herausforderungen durch Extremismus, Populismus und Demokratieverdrossenheit spielt das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ eine entscheidende Rolle. Seit seiner Einführung im Jahr 2015 hat das Programm einen wesentlichen Beitrag zur Förderung demokratischer Werte, zur Stärkung von Zivilgesellschaft und zur Bekämpfung von Diskriminierung in Deutschland geleistet. Mit der Neuauflage für 2025 setzt das Programm neue Akzente und präsentiert eine klare Vision für die kommenden Jahre.
Die Ausrichtung des Programms 2025 berücksichtigt neue gesellschaftliche Herausforderungen und vertieft bestehende Ansätze. Politische Bildung bleibt eine zentrale Säule. Workshops, Schulprojekte und Fortbildungen sollen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Internets und Onlinemedien werden vor allem auch Projekte unterstützt, die die Medienkompetenz stärken, Fake News bekämpfen und digitale Partizipation fördern. In strukturschwachen Regionen sollen Partnerschaften für Demokratie helfen, soziale Spannungen zu entschärfen und Integration voranzutreiben. Projekte, die den interkulturellen Dialog fördern und Vorurteile abbauen, sollen kommendes Jahr besondere Aufmerksamkeit erhalten.
Budget und Reichweite
Für das Jahr 2025 stellt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) rund 150 Millionen Euro bereit. Diese Mittel sollen sowohl bestehende als auch neue Projekte finanzieren. Über 600 lokale Partnerschaften für Demokratie und mehr als 100 Modellprojekte profitieren direkt von der Förderung. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf Nachhaltigkeit: Vorrangiges Ziel ist es, lokale Initiativen langfristig zu stärken und ihnen die Möglichkeit zu geben, eigenständig weiterzuarbeiten.
Priorität: Strukturschwache Regionen
In ländlichen Gebieten und Regionen mit hohen Arbeitslosenzahlen sieht sich die Gesellschaft oft besonderen Spannungen ausgesetzt. Hier möchte das Programm „Demokratie leben!“ gezielt ansetzen. So sollen vor Ort bestehende Vereine, Bildungsinitiativen und kommunale Netzwerke unterstützt werden, um demokratische Werte zu vermitteln und Extremismus vorzubeugen.
Förderung digitaler Medien- und Demokratiekompetenz
Die digitale Transformation prägt nicht nur den Alltag der Menschen, sondern auch die Demokratie. Fake News, Hasskommentare und algorithmische Verzerrungen stellen die Meinungsbildung vor große Herausforderungen. „Demokratie leben!“ 2025 reagiert mit innovativen Ansätzen auf diese Entwicklungen.
Um Jugendlichen und jungen Erwachsenen den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln, werden zahlreiche Bildungsangebote unterstützt. Dazu gehören Schulungen zum Erkennen von Desinformation, die Förderung kritischen Denkens und die Nutzung seriöser Informationsquellen. Auch Eltern und Lehrkräfte werden einbezogen, um Kinder und Jugendliche auf die Risiken und Chancen der digitalen Welt vorzubereiten.
Künstliche Intelligenz und Meinungsbildung
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer größere Rolle in sozialen Netzwerken und bei der Informationsverbreitung. Mit neuen Projekten sollen junge Menschen lernen, wie Algorithmen Meinungen beeinflussen und wie man Manipulationen durchschaut. Workshops und Forschungsinitiativen widmen sich der Frage, wie KI demokratisch und ethisch eingesetzt werden kann.
Digitale Partizipation
Zusätzlich werden innovative Beteiligungsformate gefördert, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ermöglichen, sich digital an politischen Prozessen zu beteiligen. Plattformen für Online-Debatten und digitale Petitionen sind nur einige der Ansätze, die dabei im Fokus stehen.
Die Menschen hinter den Projekten
Hinter jedem geförderten Projekt stehen engagierte Menschen, die sich für eine gerechte und offene Gesellschaft einsetzen. Ein Beispiel ist das Modellprojekt „Jugend entscheidet“, das junge Menschen in die Kommunalpolitik einbindet. In über 200 Städten und Gemeinden haben Jugendliche bereits Vorschläge eingebracht, die von lokalen Behörden umgesetzt wurden – von neuen Freizeitangeboten bis hin zu umweltfreundlichen Verkehrskonzepten.
Ein weiteres Vorzeigeprojekt ist „Vielfalt im Dialog“. Hier treffen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen aufeinander, um im direkten Austausch Vorurteile abzubauen. Besonders in Städten mit hoher Zuwanderung hat dieses Projekt nachhaltige Erfolge erzielt.
Das Projekt „Netzwerk gegen Hate Speech“ zeigt, wie wichtig der Einsatz gegen digitale Hetze ist. Durch Kampagnen und rechtliche Unterstützung setzt das Netzwerk klare Signale gegen Hass und Intoleranz im Internet.
Herausforderungen und Chancen
Trotz seiner Erfolge steht das Programm „Demokratie leben!“ vor großen Herausforderungen. Polarisierungen in der Gesellschaft, ein zunehmender Vertrauensverlust in politische Institutionen und die Verbreitung von populistischen Narrativen erschweren die Arbeit. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben diese Spannungen weiter verschärft. Gleichzeitig zeigen jedoch viele der geförderten Projekte, dass Veränderung möglich ist, wenn Menschen sich aktiv für demokratische Werte einsetzen.
Nachhaltigkeit als Schlüssel
Ein zentraler Punkt für die Zukunft bleibt die langfristige Finanzierung. Viele Initiativen sind auf kontinuierliche Mittel angewiesen, um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Hier muss die Politik klare Prioritäten setzen, um sicherzustellen, dass Erfolge nicht nur kurzfristig wirken.
„Demokratie leben!“ mit Vorbildfunktion
Das Programm wird nicht nur in Deutschland, sondern auch international als Modell für Demokratieförderung betrachtet. Die Kombination aus lokaler Verankerung und nationaler Steuerung hat sich bewährt und könnte auch in anderen Ländern als Inspiration dienen. Insbesondere die Einbindung der Zivilgesellschaft und die Förderung von Diversität gelten als richtungsweisend.
Ausblick: Eine gemeinsame Verantwortung
Das Bundesprogramm ist weit mehr als ein Förderprogramm – es ist ein gesellschaftliches Versprechen. Es fordert junge Menschen dazu auf, aktiv an der Gestaltung einer offenen und gerechten Gesellschaft mitzuwirken. Gleichzeitig zeigt es, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern Engagement und Bildung erfordert.
Die Neuauflage für 2025 setzt ein starkes Zeichen: In einer Zeit der Unsicherheiten bleibt die Förderung von Demokratie eine zentrale Aufgabe. Mit klarem Fokus, innovativen Ansätzen und der Unterstützung engagierter Menschen leistet „Demokratie leben!“ einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherung unserer demokratischen Zukunft.
Auch Initiativen aus Rumänien könnten partizipieren
Das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ ist primär auf die Förderung von Demokratie und Zivilgesellschaft in Deutschland ausgerichtet. Grundsätzlich werden Projekte gefördert, die auf deutscher Ebene lokale, regionale oder nationale Wirkung entfalten. Internationale Kooperationen, insbesondere mit anderen europäischen Ländern wie Rumänien, sind im Kern des Programms offiziell jedoch nicht vorgesehen.
Allerdings gibt es potentielle Möglichkeiten, in denen Initiativen und Institutionen aus Rumänien indirekt beteiligt sein könnten.
Deutsche Organisationen oder Kommunen, die am Programm teilnehmen, könnten Kooperationen mit rumänischen Institutionen eingehen, um gemeinsame Projekte durchzuführen. Diese Partnerschaften müssten einen klaren Bezug zu den Zielen von „Demokratie leben!“ haben, beispielsweise durch interkulturellen Dialog oder den Austausch bewährter Methoden zur Demokratieförderung.
Viele der durch „Demokratie leben!“ geförderten Projekte arbeiten in europäischen Netzwerken, die Institutionen aus verschiedenen Ländern zusammenbringen. Rumänische Partner könnten sich über solche Netzwerke indirekt beteiligen, etwa durch Wissensaustausch oder gemeinsame Veranstaltungen.
Rumänische Institutionen könnten auch von EU-weiten Förderprogrammen profitieren, die ähnliche Ziele wie „Demokratie leben!“ verfolgen, beispielsweise das EU-Programm „Citizens, Equality, Rights and Values“ (CERV). Hier können Organisationen aus allen EU-Mitgliedsstaaten Anträge stellen, um Projekte zur Demokratieförderung, zu Grundrechten und Antidiskriminierung umzusetzen.