„Keine(r) ist gut genug für mein Kind!“ Nicht selten ist da schon mal der Wurm drin, wenn es um die Partner der eigenen Kinder geht. Neben den üblichen Beziehungstipps für Partner oder Eltern und Kinder, besonders in schwierigen Entwicklungsphasen, sprühen Magazine nur so über von Tipps, wie man eine gute Beziehung auch zur Schwiegermutter aufrecht hält. Mal ist es ein Psychologe, mal eine glückliche Schwiegertochter oder der Schwiegersohn, die da zu Wort kommen. Dass diese Beziehung auch im Leben der Ehepartner eine wichtige Rolle einnimmt, scheint keineswegs hinterfragt zu werden. Die Konflikte mit den Schwiegereltern können schnell die Partnerschaft belasten. Manchmal sind die Streitigkeiten so heftig, dass einige darüber nachdenken, sich von ihrem Partner zu trennen. Sogar die Webseite der Caritas beschäftigt sich mit solchen Fragen: Wie die Partnerschaft Konflikte mit Schwiegereltern übersteht oder was hilft bei Zwist mit den Schwiegereltern? Im Folgenden die verbreitetsten Ratschläge, mit denen man die Beziehung zum Schwiegerelternteil nachhaltig verbessern kann:
Gegenseitiger Respekt
Selbst wenn die Schwiegereltern sich mal wieder zu weit aus dem Fenster lehnen, ist ihnen mit Höflichkeit und netten Worten zu begegnen. Allerdings nicht schmeichlerisch und falsch, sondern aufrichtig und freundlich. Mit ein bisschen Glück spiegeln diese das Verhalten und behandeln einen ebenso mit Respekt. Ungefragt will keiner Ratschläge erhalten. Gerade, wenn Kinder dazukommen, mischen sich manche Schwiegermütter jedoch vermehrt ein. Schließlich haben sie Erfahrung in diesem Thema und glauben, ihr Rat sei nun gefragt. Darüber hinaus dürfen bei unpassenden Äußerungen die Grenzen deutlich angesprochen werden, denn Beleidigungen müssen trotz aller Meinungsverschiedenheiten nicht sein.
Ruhe bewahren
Wer in Erziehungsfragen ungebetene Ratschläge von der Schwiegermutter erhält, wird vermutlich ärgerlich, fühlt sich gekränkt oder kritisiert. Außerdem fühlt man sich oftmals schneller kritisiert, wenn man unsicher ist – und das sind die meisten frisch gebackenen Eltern. Wird man in Erziehungsfragen selbstsicherer und spricht sich ab, um als Elterneinheit geschlossener zu wirken, nimmt man die ungebetenen Ratschläge der Schwiegereltern nicht als Angriff, sondern erkennt eventuell das dahinterstehende Anliegen, indem man beispiels-weise in Ruhe nachfragt: „Du wünschst dir, dass es unseren Kindern gut geht?“ „Ja.“ „Wunderbar, dann sind wir uns einig. Dein Sohn und ich kümmern uns darum, dass es deinem Enkelkind gut gehen wird. Du kannst uns vertrauen.“
Offen Gefühle an- und aussprechen
In jeder Beziehung ist die Kommunikation das A und O. Zunächst sollte mit dem Partner über die eigenen Gefühle gesprochen werden. Allerdings ist Behutsamkeit geboten, schließ-lich spricht man über dessen Mutter oder Vater. Senden von Ich-Botschaften ist genau so wichtig, wie mit nachvollziehbaren Argumenten eigene Gedanken vorsichtig offen zu legen. Macht man dem Partner klar, wie unwohl man sich fühlt und eine Veränderung herbeiwünscht, kann er sogar als Vermittler in der Situation dienen. Aber auch ein Gespräch mit der Schwiegermutter selbst kann Wunder bewirken. Meist merkt sie nicht, dass sie einem auf die Füße tritt. Denn nicht wenige Schwiegereltern sorgen nicht absichtlich für Probleme, sondern wollen eigentlich nur das Beste für ihr Kind und sind deshalb oft überfürsorglich und überengagiert. Sie neigen dazu, sich in alles einzumischen und alles besser zu wissen. Dabei hegen sie keinerlei böse Absichten, sondern möchten nur helfen.
Eigenes Verhalten und Vorurteile hinterfragen
Dem eigenen Verhalten darf man gerne ab und an einen Spiegel vorhalten. Gibt es Momente, bei denen man versehentlich in Fettnäpfchen getreten ist? Würde man sich wünschen, dass die eigene Schwiegertochter sich so benimmt wie man es selbst tut? Ein bisschen Demut tut an der ein oder anderen Stelle mit Sicherheit gut. In einem ruhigen Moment kann man über die Kritik nachdenken, sich mit dem Partner besprechen und dann entscheiden, ob das Feedback der Schwiegermutter für einen relevant ist oder nicht.
Man sollte darauf achten, sich nicht selbst vom Vorurteil der bösen Schwiegermutter beeinflussen zu lassen. Um das Eis zu brechen, können ernstgemeinte Komplimente, zum Beispiel zu ihren Kochkünsten, helfen. Auch persönliche Geburtstagswünsche – nicht nur vom Partner ausgerichtet – und gemeinsame Aktivitäten können das Verhältnis zueinander verbessern.
Beschwert man sich beim Partner über die Frechheiten der Schwiegermutter oder schimpft gar über sie, bringt das auch ihn in eine missliche Lage. Denn unsere Eltern sind früher unsere wichtigsten Bezugspersonen gewesen. Wir lieben sie.
Auf Vorwürfe wie „Mein Sohn hat etwas Besseres verdient“ ist mit einem bestimmten „Das ist deine Meinung“ zu antworten. Man verdeutlicht damit, dass der Partner mit einem zusammen sein muss und nicht die Schwiegermutter. Sie darf diese Entscheidung anders empfinden. Kritik, die persönlich formuliert ist, sollte nicht einschüchtern. Der Partner möchte mit einem zusammen sein, und das ist das, was zählt.
Grenzen setzen
Regeln sind wie Kommunikation auch wichtig und nicht nur im Spiel. Jeder weiß selbst am besten, wo die Grenzen sind: unangekündigte Besuche, Nörgeln an der Sauberkeit, an den ungebügelten Hemden oder wiederholte Kommentare zum Aussehen. Wenn es zu viel wird, muss man darauf reagieren und Regeln aufstellen, die für ein harmonisches Miteinander sorgen sollen. Partner und Schwiegereltern müssen unterrichtet werden, dass diese Grenzen wichtig sind und dass eine Überschreitung Konsequenzen mit sich bringt. Die Regeln sollten natürlich im Einvernehmen mit dem Partner festgelegt werden. Unterscheiden sich da vielleicht die Ansichten, ob Freunde oder Familienmitglieder unangemeldet zu Besuch kommen dürfen? Und umgekehrt? Eltern wünschen sich Zeit mit ihren Kindern, das gilt auch für die Schwiegermutter. Gerade, wenn Menschen nicht mehr im Berufsleben stehen oder keine weiteren Aufgaben haben, suchen sie nach neuen Lebensinhalten. Das persönliche Problem einer solchen Schwiegermutter ist offensichtlich: Sie fühlt sich einsam und möchte etwas mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung haben. Deshalb ist für viele Schwiegermütter „Zeit“ als Geschenk sehr viel mehr wert als materielle Geschenke. Die Lösung sollte jedoch für alle Beteiligten fair ausfallen. Die Schwiegereltern sollten trotz gesteckter Grenzen das Gefühl bekommen, dass sie von nun an nicht völlig vom Leben ihres Kindes ausgeschlossen sind. Wer das Gefühl hat, erwünscht zu sein, wird vermutlich von sich aus weniger stark klammern.
Kein Entweder-Oder
Die gute Beziehung zu den eigenen Eltern ist wertvoll. Wenn ein Partner allerdings nicht mit den Schwiegereltern klarkommt, dann ist ein Punkt besonders wichtig: Es sollte keine Entscheidung zwischen den Parteien erzwungen werden. Wenn die Vermittlungsversuche nicht fruchten, dann sollte zumindest der Partner noch weiterhin guten Kontakt zu seinen Eltern halten. Ergreift der Partner Partei für seine Mutter, wird der Haussegen für das Paar schief hängen – auf der anderen Seite wird das Verhältnis zur Mutter und Schwiegermutter getrübt sein. Auch, wenn es sich für den Partner anfühlen kann, als stünde er zwischen den Stühlen, ist eine klare Positionierung dennoch wichtig für alle Beteiligten.
Bei persönlicher Kritik geht es häufig um die Bedürfnisse der Person, die Kritik übt. So kann der Vorwurf lauten: „Seitdem ihr zusammen seid, kümmert sich mein Sohn nur noch um dich!“ Gemeint ist vielleicht, dass sie sich wieder mehr Zeit mit ihrem Sohn wünscht. Hier sollte man sich nicht auf Konkurrenzkämpfe einlassen. Stattdessen könnte eine mögliche Antwort lauten: „Wenn du mehr Zeit mit deinem Sohn haben möchtest, solltest du mit ihm sprechen.“ Es mag sein, dass in der persönlichen Kritik der Schwiegermutter etwas steckt, das ihr wichtig ist. Wenn man die Schwiegereltern in diesem Punkt ernst nehmen kann und die Kritik nicht persönlich auf sich selbst bezieht, ist das sicher gut für das gemeinsame Verhältnis. Dennoch muss man sich nicht alles gefallen lassen, denn die Art und Weise, wie jemand Kritik übt, kann trotzdem wertschätzend und respektvoll sein.
Partner in jeder Beziehung
Um gut mit spitzen Bemerkungen der Schwiegermutter umzugehen, kann es auch hier hilfreich sein, mit dem Partner zu sprechen. Zuerst sollte geklärt werden, wie genau die Bemerkung gemeint war. Im zweiten Schritt geht es um Grenzen: „Ich möchte so nicht angesprochen werden. Wie ist das denn in eurer Familie üblich? Wie reagiert man gut auf solche Bemerkungen?“ Gemeinsam als Paar besprechen, welche Antworten bei der Schwiegermutter wie ankommen könnten wäre das nächste und eine Strategie sitzt mit dem Partner fester im Sattel, denn schließlich kennt er seine Eltern ein paar Jahre länger. Hilfreich sind „Standard“-Antworten, die nahezu in jeder Situation passen, wie beispielsweise: „Für uns ist es so, wie es ist, genau richtig“, „Darüber möchte ich im Moment nicht sprechen“, „Es tut mir leid, wir haben uns anscheinend missverstanden“ oder „Du tust uns doch schon so viel Gutes! Jetzt versuchen wir es mal alleine.“Offen bleiben für die Sichtweise des Partners und sich ja nicht zurückziehen, sondern immer wieder das Gespräch suchen und dabei möglichst konstruktiv und wertschätzend agieren, das dürfte der Schlüssel zum Partnerglück mit schwierigen „Miteltern“ sein.
Fazit
„Keine Schwiegermutter kommt mit verletzendem Verhalten oder Beleidigtsein weiter, wenn ihr Sohn zu seiner Frau steht. Und dem Mann fällt es leichter, loyal mit seiner Partnerin zu sein, wenn diese nicht immer über seine Eltern herzieht, sondern versucht, gemeinsam mit ihm eine faire Lösung zu finden,“ so Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, Ulrike Fuchs.