Dutzidutzidu!

Als ich einst mit meinem Hund in einem Münchner Vorort Gassi ging, spazierte auf der anderen Straßenseite eine Frau mit Kinderwagen vorbei. Sie beugte sich zum Wagen hinunter, deutete auf mein Hundetier und rief begeistert aus: „Schau mal - ein Wauwau!“ Postwendend ertönte aus dem Inneren ein glockenhelles Stimmchen: „Schäferhund!“ Was für eine Ohrfeige für die Mutter! Auch die Paare, die sich gegenseitig mit „Mutti“ und „Vati“ ansprechen, obwohl die Kinder längst aus dem Haus sind, verdeutlichen, dass sprachliche Vereinfachungen den Kleinen zuliebe  langfristige Nebenwirkungen haben können. Man stelle sich nur vor, während Klein-Fritzchen längst an der Sorbonne Vorlesungen über Sozialpädagogik in Französisch hält, stecken seine Eltern immer noch in der Eideidei und Dutzidutzidu Phase fest.

Ohnehin ist mir schleierhaft, wofür die Vereinfachungen gut sein sollen? Meint man, die zarte Kinderseele vor dem schädlichen Einfluß von Verben bewahren zu müssen? Oder warum sagt man zu Kleinkindern „Heia machen“ statt schlafen, „Aua machen“ statt weh tun und „Ata Ata machen“ anstelle von sich verabschieden? Oder „A-A machen“! Was, bitte, ist ein „A-A“ und wieso heißt das andere Geschäft dann nicht „B-B“? Woher solche Vereinfachungen kommen, ist ethymologisch wohl nicht aufzuklären. Oder warum sprechen Mütter mit Kleinkindern oft wie in Indianerfilmen in der dritten Person? „Winnetou wird Old Shatterhand für immer ein Bruder sein.” „Soll die Mama der Susimaus den Nuni holen?“  „Ja, dann hol den dummen Schnuller halt“, hör ich die kleine Suse entnervt denken, nur dass ihr Kehlkopf die schweren Laute noch nicht formen kann.

Oder soll Babysprache dazu dienen, die Sprößlinge länger dumm zu halten, damit es nicht so schnell peinlich für die Eltern wird? Wie gut, dass kleine Kinder meist intelligent genug sind, allen Verblödungsversuchen zum Trotz doch noch richtiges Deutsch zu lernen! Also liebe Eltern, traut euren Kleinen ruhig mehr Grips zu und hütet euch lieber selbst vor den Tücken der Babysprache. Es könnte etwas hängenbleiben. Na denn, Ata-Ata, bis zum nächsten Mal!