Eheliche Spiritualität – Hauskirche als Antriebskraft

Fortbildung für katholische Familien, die selbst formen wollen

Zu zweit oder einzeln, die Teilnehmer des Wochenendseminars waren und sind füreinander da. | Fotos: Enikö Sipos

Der 81-jährige Don Renzo Bonetti weilte zum wiederholten Mal in Temeswar, nachdem er bereits im April Vorträge zum Thema Familienpastoral gehalten hatte. Die Vorträge wurden durch Frage- und Antworteinheiten ergänzt, bestimmte Aspekte auch in Einzelgesprächen zwischen den missionarisch agierenden Teilnehmern geklärt.

Griechisch- und römisch-katholische Priester feierten gemeinsam den Abschlussgottesdienst beim Fortbildungskurs für Familienpastoration.

Vom 25. bis 27. Oktober dieses Jahres fand im Kolping-Gesellenhaus in Temeswar/Timișoara ein Kurs zur geistlichen Bildung für ausbildende Familien statt. Veranstalter war das Diözesanbüro für Familienpastoral der römisch-katholischen Diözese Temeswar. An diesem Treffen nahmen 83 Personen aus den griechisch-katholischen Diözesen Großwardein/Oradea und Lugosch/Lugoj bzw. den römisch-katholischen Diözesen Großwardein und Temeswar teil. Gastredner war Msgr. Renzo Bonetti, ehemaliger Direktor des Nationalen Büros für Familien der italienischen Bischofskonferenz. Don Renzo, wie er von den Anwesenden angesprochen wurde, hat die Stadt an der Bega bereits in der Vergangenheit besucht und nun eine Reihe von Konferenzen zum Thema der ehelichen Spiritualität abgehalten.

Die Vorträge wurden von Pfr. Mihai Tegzeș, zuständig für die Erwachsenen- und Familienseelsorge in der griechisch-katholischen Diözese Großwardein, und Maria Christine Surdu von der Diözese Temeswar ins Rumänische übersetzt. Pfr. Valentin Macedon Hiticaș, Seelsorger in Reschitza-Govândari, zuständig für die Familienpastoral der Diözese, der auch Hauptzelebrant der Abschlussmesse am Sonntag, 27. Oktober, war, Schw. M. Böbe Tari, Schönstätter Marienschwester und Dechant-Pfarrer Marin Matieș, Seelsorger in Karansebesch, mitverantwortlich für die Familienpastoral, moderierten die Veranstaltung.

Insgesamt sechs Vorträge hielt Don Renzo. Hier nur einige der wichtigsten Elemente oder Zitate der Meditationen (Interessenten können die ganzen Katechesen über die Links der direkten Übertragungen auf der Facebook-Seite und dem Youtube-Kanal der Diözese Temeswar verfolgen).

1. Der Weg der Ehefrauen in ihrer spezifischen Spiritualität

Die Ehe ist eine Berufung. Sie bedeutet, dass zwei verliebte Menschen, ein Mann und eine Frau, auf ihrem Weg als getaufte Erwachsene eine weitere Berufung erhalten. Sie sind berufen, eine neue Gegenwart und ein neues Gesicht Jesu durch ihre Ehe zum Ausdruck zu bringen.

Die Ehe stützt sich auf die Taufe. Die Gnade der Ehe ist eine Konkretisierung der Taufgnade. „Die christliche Ehe ist ein Zeichen, das nicht nur zeigt, wie sehr Christus seine Kirche in dem am Kreuz besiegelten Bund geliebt hat, sondern diese Liebe auch in der Gemeinschaft der Eheleute gegenwärtig macht. Durch ihre Vereinigung in einem Leib stellen sie die Vermählung des Sohnes Gottes mit der menschlichen Natur dar“ so in der päpstlichen Enzyklika Amoris Laetitia (S.73) nachzulesen.

2. Die Rolle des Heiligen Geistes bei der Eheschließung

In der Ehe kann die Spiritualität nicht mehr von der Beziehung zum Ehepartner getrennt werden, denn jeder von beiden ist während des ganzen Lebens für das gemeinsam empfangene Geschenk der Gemeinschaft verantwortlich. In Familiaris Consortio steht: „Die Ehe ist ein wirkliches Symbol des Heilsgeschehens, aber auf ihre eigene Weise. Die Eheleute nehmen an ihr als Eheleute, als Paar teil, und zwar so, dass die erste und unmittelbare Wirkung der Ehe nicht die übernatürliche Gnade an sich ist, sondern das christliche Eheband, eine Gemeinschaft von zwei Personen, die typisch christlich ist, weil sie das Geheimnis der Menschwerdung Christi und das Geheimnis seines Bundes darstellt.“

Das Sakrament ist nicht nur ein Moment, der dann Teil der Vergangenheit und der Erinnerung wird, denn es übt seinen Einfluss auf das gesamte Eheleben in dauerhafter Weise aus. Die zeugende Bedeutung der Sexualität, die Körpersprache und die Gesten der Liebe, die in der Geschichte eines Ehepaares erlebt werden, werden zu einer ununterbrochenen Kontinuität der liturgischen Sprache, und das Eheleben wird in gewissem Sinne zur Liturgie.

3. Mittelpunkt der Spiritualität in der Ehe im Alltag 

Zwei Schwerpunkte beziehungsweise Impulse sollten dieses Thema begleiten: das Bewusstsein, dass die Ehe ein Sakrament ist, das zu hegen und daher die bleibende Gegenwart Jesu bei den Eheleuten zu pflegen ist; und die Ehebeziehung im Licht der Gegenwart Jesu in ihrer Mitte zu entwickeln. Das christliche Ehepaar wächst durch das Wort Gottes, die Versöhnung, die Eucharistie, das Gebet, den gewöhnlichen Alltag, der sich in Möglichkeiten des Wachstums in der Liebe verwandelt.

4. Spiritualität für eine spezifische Mission in der Kirche und in der Welt 

Man könnte sagen, dass die Eheleute durch ihr Verhalten sprechen, sie sind das Wort des Körpers, denn durch ihr Verhalten leben sie das Geschenk, das sie erhalten haben. Die Spiritualität des Alltags macht das gewöhnliche Leben der Eheleute zu einer ständigen Mission, wo immer sie sich befinden.

Die Familie wird zum Ort, an dem die gegensätzlichsten Verschiedenheiten zusammenkommen: männlich und weiblich, Großeltern und Kinder, verschiedene Charaktere usw. Darüber hinaus nimmt diese Art von Komplementarität die besonderen Gesichter der familiären Liebe an, nämlich das miteinander Teilen und die Mitverantwortung, bis hin zu dem Punkt, dass diese Gegenseitigkeit der Liebe ein so hohes Niveau erreicht, dass die eventuelle Abwesenheit oder Entfernung einer Person von der Familie sie noch präsenter in den Herzen derer macht, die sie lieben. Geprägt wurde der Begriff der Ko-Präsenz.

Jede Vater- und Mutterschaft stammt von Gott, auch wenn Väter und Mütter dies nicht wissen; christliche Eheleute, die sich bewusst sind, dass sie den Heiligen Geist in der Ehe empfangen haben, wissen, dass ihre Vater- und Mutterschaft ein Geschenk Gottes ist. Entsprechend ist der Umgang mit den Kindern zu pflegen.

5. Ziel der ehelichen Spiritualität: 

Durch eine kleine Familie die Kirche aufzubauen, die die große Familie der Gotteskinder ist.

Ein authentisches geistliches Leben der christlichen Eheleute führt dazu, dass eine kleine Familie zu einem Motor wird, der ständig in Bewegung und aktiv ist, um die große Familie der Kinder Gottes anzukurbeln. Deshalb steht in verschiedenen Zitaten des kirchlichen Lehramtes, der Gesamtheit der katholischen Lehren geschrieben, dass die Familie die Grundzelle des kirchlichen Lebens ist, ein ständiger Motor, der in der Lage ist, kraft des empfangenen Geschenkes der Kommunion eine konkrete Gemeinschaft in Worten und Taten zu fördern. Amoris Laetitia 324: „Die Familie lebt ihre spezifische Spiritualität, indem sie zugleich Hauskirche und lebendige Zelle für die Umgestaltung der Welt ist“.

6. Pastorale Früchte eines Weges der ehelichen Spiritualität

Die Eheleute geben der Kirche und der Welt das Ideal des christlichen Paares zurück. Es ist dringender denn je, jungen Menschen und Erwachsenen die Schönheit und das Ideal der christlichen Ehe wieder näher zu bringen. Es ist schwierig, über Berufung zu sprechen, wenn es keine konkreten Modelle des verwirklichten Lebens von Eheleuten gibt, die einen anziehen.

Die Spiritualität bereitet die Eheleute darauf vor, ihr Haus als Hauskirche zu öffnen. Aber für die christliche Familie ist ihr eigentlicher Name Hauskirche, ein Ausdruck, der gleichzeitig und konkret sowohl ihre Identität als ständiges Sakrament als auch ihre eigentliche Mission offenbart. Genau dies geschieht mit dem Wort „Priester“, das gleichzeitig Identität und Sendung bezeichnet. Diese Art, Familie zu sein, erlaubt es auch zu verstehen, dass die Kirche eine Erfahrung ist und nicht eine Reihe von Ideen, moralischen Verpflichtungen oder Ritualen, dass die Kirche eine Erfahrung der Liebe in Geschwisterlichkeit ist, mit der Gegenwart Christi in ihrem Zentrum, und dass die Familie ihre authentische Manifestation ist (Amoris Laetitia 67).

Meinungen, Zeugnisse und Kommentare

„Wir gehen nach Hause und versuchen, gemeinsam mit Jesus zu beten, und wir müssen gemeinsam sagen, dass Jesus unter uns lebt, und wir müssen es jeden Tag sagen. Ohne Gebet können wir nicht evangelisieren.”

„Das Wichtigste ist, dass wir unseren Blick auf den auferstandenen Jesus richten, der uns liebt und nur darauf wartet, in uns wirken zu können. Seien Sie einfach offen, damit er wirken kann.”

„Don Renzo hat letztes Jahr etwas gesagt, was ich seither im Herzen trage: Wenn man ein Paar sieht, das sich an den Händen hält, Mann und Frau, vor allem, wenn sie auch Kinder haben, ist das die größte Schönheit der Welt. Und noch ein Gedanke, der mich berührt hat: Wenn die menschliche Quelle der Liebe versiegt, ist es immer die göttliche Quelle, die sie wieder auffüllt.”

„Man hat uns einen Spiegel und andere ‚Brillen‘ gegeben, was unsere Rolle in der Kirche betrifft. Bis jetzt haben wir für uns selbst gebetet, für unsere Familie, aber wir haben nicht erkannt, dass wir zusammen mit den anderen Familien Teil des ‚Aufbaus‘ der Kirche sind.”

„Als Priester denke ich: Wie kann ich jungen Menschen helfen, die heiraten wollen? Was soll ich ihnen sagen? – Schaut euch nicht so sehr gegenseitig an, sondern schaut nach vorne, denn ihr habt eine Mission. In den Konferenzen habe ich Dinge gehört, die ich schon kenne, die ich aber noch vertiefen muss, wie meine persönliche Beziehung zu Jesus.”

(Redaktionelle Anpassung: Astrid Weisz)