Ein falscher Freund

Zum Artikel „Annäherung zwischen Ost und West. Theater und Eingemachtes als Hauptgericht“ von Aurelia Brecht (ADZ, 19. Juli 2023)

Über eine Podiumsdiskussion zum Thema „Brückenbauen in unsicheren Zeiten. Die Rolle des deutschen Theaters in einer multikulturellen Region“, die zum Programm des diesjährigen Internationalen Theaterfestivals in Hermannstadt gehört hatte, berichtete Aurelia Brecht in ihrem in der ADZ vom 19. Juli d. J. veröffentlichten Beitrag. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das über drei Jahre laufende internationale Theaterprojekt „New Stages South-East“ des Goethe-Instituts Bukarest vorgestellt, in dessen Rahmen – ist hier zu lesen – „junge Dramaturginnen und Dramaturgen aus Südosteuropa zusammen(kamen), um sich im kulturellen Dialog auszutauschen und ihre Theaterstücke weiterzuentwickeln“. Im weiteren Verlauf des Artikels steht, das es „vor allem um die Förderung der Vernetzung und der Zusammenarbeit unter den Autorinnen und Autoren gegangen“ sei.

Das alles ist schön und lobenswert. Weniger schön und lobenswert ist, dass in diesem auf Deutsch verfassten Artikel Autorinnen und Autoren von Theaterstücken als Dramaturginnen und Dramaturgen bezeichnet werden. Jedes Lexikon der deutschen Sprache unterscheidet eindeutig zwischen den Begriffen „Dramaturg“ und „Dramatiker“. Der Dramatiker ist der Stückeschreiber, der Autor von Theaterstücken, während der Dramaturg in einer knappen Formulierung als literatur- und theaterwissenschaftlicher Berater der Theaterleitung bezeichnet werden kann. (Alle männlichen Berufsbezeichnungen werden hier generisch gebraucht und schließen die weibliche Form mit ein).

In unserem rumäniendeutschen Sprachgebrauch, auch in der ADZ, kommt die Verwechslung von Dramaturg und Dramatiker, die Bezeichnung des Autors von Theaterstücken als „Dramaturg“ leider immer wieder vor. Das liegt hauptsächlich daran, dass der Dramatiker, der Stückeschreiber im Rumänischen „dramaturg“ genannt wird. Hingegen wird der Dramaturg, der künstlerische Berater der Theaterdirektion, in den Organigrammen rumänischer Theater unter der Berufsbezeichnung „secretar literar“ oder auch „referent literar“ geführt. Bei der Verwendung des Wortes „Dramaturg“ in der deutschen Sprache im Sinne von Dramatiker, von Stückeschreiber handelt es sich um einen sogenannten „falschen Freund“, ein Tautonym. Damit bezeichnet man in der Interlinguistik (jener Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit Aspekten der Kommunikation zwischen Sprechern unterschiedlicher Sprachen beschäftigt) Wortpaare aus verschiedenen Sprachen, die sich äußerlich stark ähneln, aber in ihrer jeweiligen Sprache eine unterschiedliche Bedeutung haben.