Seit fast zehn Jahren kämpft der Kreis Maramuresch darum, ein modernes integriertes Abfallmanagementsystem (SMID) zu realisieren, welches die regionale Abfallwirtschaft revolutionieren soll. Im Zentrum steht das Integrierte Abfallmanagementzentrum (CMID) in Sârbi (Gemeinde F˛rca{a), das seit seiner Vertragsunterzeichnung im Jahr 2015 im Mittelpunkt politischer, technischer und finanzieller Schwierigkeiten steht. Inzwischen drohen nicht nur erhebliche finanzielle Verluste, sondern auch rechtliche Konsequenzen auf europäischer Ebene, sollte das Projekt nicht bis Ende 2024 abgeschlossen werden.
Am 17. Juni 2015 wurde der erste Vertrag zur Errichtung des CMID Sârbi-F˛rca{a unterzeichnet. Auftragnehmer war das Unternehmen Victor Construct aus Boto{ani, das den Bau innerhalb von zehn Monaten abschließen sollte. Das Projekt sollte über 64 Millionen Lei kosten und wurde teilweise aus EU-Mitteln finanziert. Die Hoffnung auf eine schnelle und effiziente Umsetzung wurde jedoch rasch durch unvorhersehbare Schwierigkeiten erschüttert.
Große Hoffnungen und erste Hürden
Eine der größten Herausforderungen war der Ort des Deponiegeländes. An der Schnittstelle dreier Hügel gelegen, begann das Gelände aufgrund von Erdrutschen instabil zu werden. Trotz dieser Warnsignale wurden die Arbeiten fortgesetzt, bis sie 2019 abrupt gestoppt werden mussten. Der ursprüngliche Vertrag wurde wegen dieser geologischen Probleme und unzureichender Fortschritte gekündigt. Die zuständige Firma ging in Insolvenz, und das Projekt, das angeblich zu 84 Prozent fertiggestellt war, blieb unvollendet zurück.
Zweiter Anlauf: Neues Unternehmen, neuer Vertrag, selbe Probleme
Im April 2022 wurde ein neuer Vertrag zur Fertigstellung des CMID unterzeichnet, diesmal mit einer rumänisch-türkischen Unternehmensgruppe, angeführt von Conteh Barengott SRL. Die Baukosten hatten sich inzwischen auf über 156 Millionen Lei erhöht. Dieser Vertrag sollte die Stabilisierung des Geländes, die Fertigstellung der Deponiezelle und die Installation der notwendigen Abwasserbehandlungsanlagen umfassen. Die Arbeiten sollten bis Ende 2023 abgeschlossen sein, doch auch dieser Termin wurde nicht eingehalten.
Das Projekt leidet weiterhin unter ständigen Verzögerungen, finanziellen Engpässen und organisatorischen Problemen. EU-Gelder, die ursprünglich den Großteil der Finanzierung ausmachten, wurden gestoppt, nachdem klar wurde, dass die Umsetzung des Projekts nicht fristgerecht abgeschlossen werden würde. Nun ist der Kreis Maramuresch gezwungen, das Vorhaben aus eigenen Mitteln oder über den Staatshaushalt zu finanzieren.
Aktuelle Situation: Ein Wettlauf gegen die Zeit
Gegenwärtig, im Jahr 2024, läuft die Uhr endgültig gegen das Projekt: Mit dem Ablauf des Jahres endet die letzte Frist, innerhalb derer die Arbeiten abgeschlossen und das Zentrum in Betrieb genommen werden müssten. Sollte dies nicht geschehen, drohen massive finanzielle Rückforderungen seitens der EU, die das Projekt mit über 97 Millionen Lei aus dem Kohäsionsfonds unterstützt hat. Weitere 271 Millionen Lei wurden aus dem nationalen Haushalt bereitgestellt, um die Fertigstellung zu gewährleisten.
Gleichzeitig müssen umfangreiche Genehmigungen eingeholt werden, bevor das Zentrum seine Arbeit aufnehmen kann. Am 12. September 2024 wurde ein Vertrag mit dem Unternehmen Evalproteh SRL unterzeichnet, welches sich um die erforderlichen Umwelt- und Betriebsgenehmigungen kümmern soll. Doch auch hier drohen Verzögerungen. Die Erteilung einer integrierten Umweltgenehmigung ist ein langwieriger Prozess, da das Projekt mittlerweile als potenziell umweltschädlich eingestuft wird.
Was passiert, wenn das Projekt doch noch fertiggestellt wird?
Selbst wenn das CMID Sârbi-Fărcașa bis Ende 2024 technisch abgeschlossen wird, bleibt die Frage, wann das gesamte SMID-System in Betrieb gehen kann. Neben dem Zentrum in Sârbi müssen auch weitere Komponenten wie Transfer-stationen und Sortieranlagen genehmigt und betriebsbereit gemacht werden. Es ist unwahrscheinlich, dass all diese Genehmigungen vor Ende 2025 vorliegen werden. Das bedeutet, dass der Kreis Maramuresch bis dahin weiterhin gezwungen ist, seinen Müll über weite Strecken in andere Regionen zu transportieren – eine teure und ineffiziente Lösung.
Eine Geschichte des Missmanagements
Das SMID-Projekt ist mehr als nur ein infrastrukturelles Vorhaben. Es ist ein Symbol für das Versagen regionaler und nationaler Verwaltung, Gelder effektiv zu nutzen und Projekte im Sinne der Bevölkerung umzusetzen. Der Bau des Zentrums wurde von einer Reihe von politischen Fehlentscheidungen, ungenauen geologischen Gutachten und mangelnder technischer Kompetenz begleitet. Es ist kaum zu übersehen, dass dieses Projekt im Laufe der Jahre immer wieder als Geldquelle für verschiedene Akteure diente, die ihre eigenen Interessen über die des Gemeinwohls stellten.
Was bleibt?
Die Bürgerinnen und Bürger im Kreis warten seit fast einem Jahrzehnt auf eine Lösung für die Abfallproblematik ihrer Region. Während die Kosten weiter in die Höhe schnellen und der politische Druck zunimmt, bleibt der Ausgang des Projekts weiterhin ungewiss. Falls das Zentrum nicht rechtzeitig fertiggestellt wird, drohen dem Kreis nicht nur finanzielle Strafen, sondern auch ein Desaster in der Abfallentsorgung.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Projekte dieser Größenordnung nicht nur technische und finanzielle Herausforderungen darstellen, sondern vor allem einer klaren, kompetenten Führung bedürfen. Ohne diese bleibt das CMID Sârbi-F˛rca{a ein weiteres Lehrbeispiel für die Probleme, die auftreten, wenn politische Versprechen und Realitäten aufeinanderprallen.