Ferentaria, ein Raum für die Kunst

Ausstellung mit Fotos der Kinder aus dem Bukarester Viertel Ferentari

Wie ein echter Fotograf: Freude über ein gut geschossenes Foto.
Foto: Policy Center for Roma and Minorities

Die Bukarester Terrasse  Grădina Acuarela war Anfang August Gastgeber einer besonderen Ausstellung namens „Ferentaria“. An Holzwänden im Freien gehängt, zusammen mit alten Kästen, Fenstern, Stühlen oder Schlittschuhen waren 72 Fotografien in verschiedenen Formaten zu sehen. Der Alltag von Alberto, Alexandra, Bogdan, Mitică und Toto, alles Kinder aus dem Bukarester Viertel Ferentari war für alle Terrassenbesucher sichtbar. Die Fotos haben die Kinder selbst geschossen, betreut wurden sie fünf Monate lang von der Fotografin Ioana Moldovan im Rahmen des Fotografiekurses des Klubs für Alternativpädagogik. Am Draht hingen Fotos der Fotografin, dessen Hauptgestalten die Kinder während der verschiedenen Fotoausflüge im Park, Botanischen Garten oder im Freischwimmbad waren.

Porträts,  Landschafts- und Sportfotografien oder künstlerische Aufnahmen konnte man im Rahmen der von der NGO „Policy Center for Roma and Minorities“ organisierten Ausstellung betrachten. Sie kreist um das, was die Kinder beängstigt oder ihnen Freude macht, was sie lieben oder hassen, oder was ihnen auf dem Weg in die Schule besonders auffällt. All das waren eigentlich Aufgaben, die die Kinder im Rahmen der Kurse bekommen haben. Betrachtet man die Fotos, so kann man das Leben mit den Augen eines jungen Bewohners des Ferentari-Viertels sehen. Außerdem hat die Ausstellung das Ziel, negative Einstellungen gegenüber der Roma-Minderheit zu verändern. Seitens der NGO erklärte Olguţa Anghel die Art und Weise, wie der der Klub für Alternativpädagogik in drei Schulen aus Ferentari funktioniert. Schwerpunkte sind Kunst und Sport, es gibt drei Zentren und über 200 Kinder, mit denen gearbeitet wird. „Gäbe es den Klub nicht, hätte die Hälfte von ihnen nie eine Schule besucht“, verdeutlicht Frau Anghel.

Toto, einer der Jungen, der an dem Fotografiekurs regelmäßig teilgenommen hat, war 10 Jahre alt und hatte noch nie die Schule besucht, als er dem Programm beigetreten ist. Durch die Tätigkeit im Klub konnte er den Schulstoff in zwei Jahren nachholen, unterstützt wurde er dabei von Pädagogen. Er konnte sich auch anderen Freizeitaktivitäten widmen: Voriges Jahr hat er erfolgreich an einem Street Dance-Wettbewerb teilgenommen, er qualifizierte sich für das große Finale in Las Vegas.
Mitică, ein anderer Junge aus Ferentari, - auch dessen Fotos wurden zur Schau gestellt -, liebt Fußball. Drei Mal pro Woche geht er zum Fußballtraining ins Stadion und ist einer der besten seiner Generation. Sehr viele seiner Bilder haben diesen Sport als Schwerpunkt.

In Ferentari gibt es den Klub für Alternativpädagogik seit 2010. Dabei geht es darum, einen neuen, sicheren Platz in den Schulen für Kinder aus diesem Stadtviertel zu schaffen und diese somit von der Straße fernzuhalten. Im Klub können sie ihre Hausaufgaben machen und sich an außerschulischen Aktivitäten beteiligen – wie Origami, Theater, Basketball, Gitarrespielen, Musik, Basketball, Fußball, Journalismus oder Fotografie. „Wir sind bestrebt, ihre schulischen Leistungen zu verbessern und sie in verschiedenen außerschulischen Aktivitäten zu engagieren, damit ihr Selbstwertgefühl gestärkt, ihre Teamfähigkeit entwickelt wird. Auf dieser Weise werden auch potenzielle Talente entdeckt“, erklärt Olguţa Anghel. Das Hauptziel des Projekts ist die soziale Inklusion der Roma-Minderheit. Der Klub für außerschulische Bildung wurde immer größer, es ist ein Beispiel für Gute Praxis, der vom Europarat genehmigt wurde.

Die Ausstellung wurde von der NGO „Policy Center for Roma and Minorities“ und dem Kulturverein Imbold mit privater finanziellen Unterstützung organisiert. Die Zusammenarbeit mit der Fotografin Ioana Moldovan wird weitergeführt, der Kurs beginnt höchstwahrscheinlich wieder ab September.