Hilfsorganisation unterstützt seit zwölf Jahren Frauen in Not

APFR kämpft mit ehrenamtlichen Helfern gegen häusliche Gewalt

Der Verein zum Frauenschutz in Rumänien veranstaltete eine Aufklärungskampagne zum Dragobete-Tag

Der Verein zum Frauenschutz in Rumänien liegt finanziell brach. Selbst für die Miete reicht das Geld nicht aus. 2006 wurden die EU-Gelder gestrichen. Die rumänische Regierung zahlt dem Verein monatlich rund 2300 Lei. Mit dem Geld kann der Verein einen Sozialarbeiter bezahlen, der Rest geht für Kleinigkeiten drauf. Die Miete übernehmen Sponsoren.

Dass der Verein einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leistet, begrüßt die Stadtverwaltung Temeswar/Timişoara, doch Gelder werden in andere soziale Projekte gesteckt. Und das trotz Umfragen, die eindeutig zeigen, dass die Bekämpfung häuslicher Gewalt für Temeswarer Bürger prioritär ist. Keine andere Hilfsorganisation aus Rumänien, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt, hatte so viele Fälle im vergangenen Jahr, wie der Verein zum Frauenschutz APFR (Asocia]ia pentru Promovarea Femeii din România).

Vor zehn Jahren zeigten sich die Menschen noch eher empört als offen. Doch Rumänien bleibt eine patriarchalische Gesellschaft, die sich auf veraltete Wertvorstellungen stützt. Dabei scheint die Diskrepanz zwischen dem ländlichen und dem urbanen Milieu gering zu sein. Die Umsiedlung vieler Dorfbewohner in die Stadt hat sich nicht auf ihre Denkweise ausgewirkt. „Wo sonst in Europa findet man noch Gemüsegärten vor Plattenbauten”, meint der Leiter der Beratungsstelle des Vereins, Vasile Moldovan.

Die meisten Ostblockstaaten haben die von Kate Millett ausgelöste Frauenbewegungswelle der 70er und 80er Jahre verschlafen. Beispielhaft verhielt sich allein die DDR. Doch Milletts „Sexus und Herrschaft“ spielte eine zweitrangige Rolle. Die Gleichberechtigung der Frau wurde in der DDR für eine gesteigerte wirtschaftliche Produktivität propagiert.

Auch heute noch gilt das Motto: Arbeiten dürfen alle gleich. Anders bei der Bezahlung: Laut der jüngsten Studie der APFR verdienen Frauen in Führungspositionen um durchschnittlich 1000 Lei weniger als ihre männlichen Kollegen. „Es handelt sich um eine ernstzunehmende Diskriminierung, die jedoch weder von weiblichen noch männlichen Befragten wahrgenommen wurde“, sagt Moldovan.

Auch heute werden ernste Probleme wie häusliche Gewalt von rumänischen Bürgern – und besonders Bürgerinnen – immer noch ignoriert. Oft schalten sich die Kinder ein, die sich an den Verein wenden. Die Aufklärungskampagnen der APFR in Schulen haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass immer mehr Jugendliche auf das Problem aufmerksam geworden sind und dagegen vorgehen. Erziehung sei das wichtigste Schlüsselwort bei der Bekämpfung häuslicher Gewalt. Darum wenden sich auch inzwischen zahlreiche Frauen aus Temeswar an den Verein.

Viele der Opfer fassen schwer Mut, offen darüber zu reden. Persönlich klopfen nur selten Frauen an die Tür des Vereins und bitten um Hilfe. Wichtigste Anlaufstelle bleibt die Telefonberatungszentrale der APFR. Täglich zwischen 8.30 Uhr und 17 Uhr können sich Frauen an das Hilfetelefon „Telefonul Albastru“ (Rufnummer: 0256.293.203) wenden. Beratung erhalten sie von jungen Soziologiestudentinnen. Auch hier arbeiten vorwiegend Frauen ehrenamtlich, weil die nötigen Gelder fehlen. Insgesamt sind rund 40 Freiwillige für den Verein tätig, davon mehr als 90 Prozent Frauen.