Kahlschlag wegen des Borkenkäfers

...den man allerdings erst ein Jahr danach nachweist

Abfall überall, unaufgeräumter Kulturwald voller umgestürzter oder gefällter und liegengelassener Stämme, tief aufgewühlte Forststraßen, die niemand pflegt, Aufforstungen ohne jede Logik – so sieht Senator Mihai Goţiu (USR) den Zustand der Nationalparks im Banater Bergland, nachdem er sie in Begleitung von Experten seiner Wahl und ohne die von Romsilva bestellten Nationalparkverwaltungen verständigt zu haben, besucht hat. Der Vizepräsident des Senats Rumäniens konnte „bloß Nachlässigkeit und flagrante Interessenlosigkeit“ feststellen, wo es um die „Sorge für die Umwelt, um seltene Naturschätze und um die Erhaltung und Pflege eines unschätzbaren touristischen Potenzials“ geht. Um das festzustellen, bedürfe es eigentlich keines Kennerblicks, meinte der Ex-Journalist, was er sah, könne jeder Besucher mit halbwegs kritischem Blick aus eigener Ansicht feststellen.

Zu alldem kommt die Entdeckung zahlreicher Kahlschläge, wo es für sie absolut keine forstwissenschaftliche und wirtschaftliche Begründung gibt – außer maßloser Bereicherungsgier –, von Abfallhaufen rund um die zeitweiligen Arbeiterkolonien, wo die Holzarbeiter untergebracht waren, Bauvorhaben in geschützten Arealen der Natur- und Nationalparks („wer kann sich so etwas erlauben, außer Privilegierten unter dem Sonderschutz von Romsilva?“) und vieles andere mehr, das Senator Goţiu, auch durch aufmerksames Filtern der Medienberichterstattung über Missbräuche in geschützten Arealen, mit Hilfe seiner Mitarbeiter zusammengetragen hat.

Zugrunde liegt dem Bericht ein Inkognito-Besuch, den der Vizepräsident des Senats in Begleitung von Experten der Forstwirtschaft, von Forstwissenschaftlern und Fachleuten für Biodiversität den Nationalparks des Banater Berglands abgestattet hat (ADZ berichtete). Er besuchte mit seinem Team die Nationalparks Semenik-Karasch-Schluchten und Nera-Schluchten – Beuşniţa-Wasserfälle, die in diesem Jahr auf die Unesco-Liste schützenswerter Areale aufgenommen wurden.
In Reschitza veranstaltete der Senator eine Pressekonferenz als Schlussfolgerung seines Besuchs. Auf dieser präsentierte er auch die Hauptpunkte seines Berichts, den er dem Senat Rumäniens jetzt, zu Beginn der Herbstsession, vorzulegen gedenkt.
„Anlässlich meines dreitägigen Besuchs in den beiden Nationalparks konzentrierten wir uns praktisch auf fünf Punkte, vor allem im Nationalpark Semenik - Karasch-Schluchten. Wir waren im Bereich der Torfmoore auf dem Semenik-Plateau, in unmittelbarer Nähe des „Höhenkurorts“ und Skigebiets, sahen ein Areal mit Kahlschlägen in unmittelbarer Nähe der Straße, die auf den Semenik führt – jene Gegend, wo einen Tag, nachdem ich verkündet habe, dass ich darüber einen Sonderbericht anfertigen werde, ein Waldbrand „ausgebrochen“ war. Dann sahen wir uns ein Areal an, das voller Fallen für Borkenkäfer war – wer sind die Fallensteller, die im Nationalpark etwas beweisen wollen? – und wir untersuchten genauer viele der Vorwände – die Interessierten nennen sie „Gründe“ –, die dazu führen, dass Kahlschläge ganz offiziell genehmigt werden. Auch in anderen Wäldern, die zum Schutzgürtel der streng geschützten Areale gehören, in sogenannten Kulturwaldungen. Erschütternd war ein Areal, das gefällt wird, in der Nähe eines der Naturdenkmäler des Banater Berglands, inmitten des besichtigten Nationalparks, rund um die Comarnic-Höhle. Aber wir haben auch Kahlschläge im Nationalpark Nera-Schluchten - Beuşniţa-Wasserfälle besucht, die aus Romsilva-Sicht unbedenklich waren, aus unserer Sicht aber nie und nimmer gefällt werden durften.

Das Torfmoor am Semenikplateau ist integrierter Bestandteil des Nationalparks, mit Pflanzen und Tieren, die unter Schutz gestellt sind. Da aber für diesen Nationalpark ein Managementplan immer noch nicht genehmigt ist, wird dort eine Grundsatzgenehmigung des wissenschaftlichen Beirats aus dem Jahr 2013 angewandt. Diese wurde so interpretiert, dass gewisse Eingriffe in Nationalparks erlaubt sind, in Torfmooren – und angeblich auch in anderen Gebieten, genau jenen, die wir besucht haben...“. Oberflächlich betrachtet, haben die Inkognito-Besucher dort weidende Schafherden gesehen. „Natürlich bin nicht ich derjenige, der mit Sicherheit sagen kann: Für ein Torfmoor wird dort viel zu intensiv beweidet. Trotzdem: Auf dem Plateau gibt es ausreichend andere Weiden, sogar ausgedehnte, und die Hirten müssten ihre Schafe nicht gerade auf ein geschütztes Torfmoor zutreiben. Da geht es allerdings auch um die Kommunen, die dort oben Grundstücke besitzen und die Weiden auf Zeit verpachten. Wer schaut denen auf die Finger? Wer kontrolliert regelmäßig die Hirten mit ihren Herden? Wer weiß, wie oft wie viele Schafe das Torfmoor abgeweidet haben?“
Auch die Schutzhütte der Bergrettung Salvamont, ursprünglich ohne Genehmigung errichtet (anders gesagt: die Genehmigung zu ihrem Bau kam nachträglich...), hätte nicht unbedingt mitten ins Torfmoor gebaut werden müssen, meint Senator Goţiu. Im selben geschützten Torfmoor haben die Betonrohre nichts zu suchen, mit denen, durch deren vertikale Versenkung ins Moor, Trinkwasser gewonnen wird – und das Moor dabei auszutrocknen droht. Alle geschützten Arten des Torfmoors sind dadurch gefährdet.

Zum Kahlschlag im Nationalpark, der nach seinem Besuch, offensichtlich zur Spurenvernichtung, angezündet wurde, meinte Senator Goţiu: „Wir waren auch dort, wo es anschließend brannte. Das Ministerium für Gewässer und Wälder hat sein Kontrollcorps hingeschickt, um die Genehmigungen zu prüfen, aufgrund derer gefällt und anschließend aufgeforstet wurde. Auch das Areal, das zur Regenerierung vorgesehen war, sollte überprüft werden. Da alles abgefackelt wurde, waren nur noch Spuren zu identifizieren, Spuren angeblicher Absichten. Es bleibt trotzdem irritierend, dass inmitten eines Buchenwalds Nadelbaumsetzlinge ausgebracht wurden. Oder dass dort die Säuberung nach dem Kahlschlag des vergangenen Jahrs im Juli dieses Jahres stattfand, in der größten Hitze, wo die Gefahr eines Waldbrands akut ist. Wenn das alles nicht illegal sein sollte, dann ist es zumindest bar aller Logik. Welcher Mensch mit gesundem Verstand geht im Juli in den Wald und beschäftigt sich mit den trockenen Ästen und Zweigen?“

„Wir haben auch ein Areal besucht, das vorgeblich vom Borkenkäfer befallen war und das zum Kahlschlag freigegeben wurde. Dort haben wir allerdings bei unserem Besuch Fallen mit Pheromonen gefunden. Das Problem: Der Kahlschlag fand schon vor über einem Jahr statt. Die Borkenkäferfallen sind frisch aufgestellt gewesen. Jetzt. Wird da nicht nachträglich nach einer Rechtfertigung für den Kahlschlag gesucht? Uns schien es so.
Oder die vielen angehackten Stämme in manchen Arealen. Das ist in der Forstwirtschaft in der Regel der Vorwand, die Bäume fürs Fällen zu markieren, um dem Borkenkäferbefall zuvorzukommen – wenn es keinen anderen Grund gibt. Wer sind die „Anhacker“ der Stämme? Das bleibt wohl das Geheimnis der Forstverwaltung... der gelieferte Anlass ist für die Forstverwaltung sicher Grund genug, die „Anhacker“ zu schützen.“

Nicht zuletzt fand Senator Mihai Goţiu, dass das Fällen der Riesenstämme im Areal des Vollschutzes rund um die Comarnic-Höhle auch eine „totale Zerstörung der Kommunalstraße“ durch den Transport der Stämme bewirkte, was ihm die Bewohner der nächstgelegenen Ortschaft, die Kroaten aus Iabalcea, voll bestätigt haben (ADZ berichtete über das rowdyhafte Verhalten der Betreiber des Holzschlagunternehmens aus Bozovici, das dort aktiv war). Wieso gerade im Vollschutzgebiet eines Nationalparks, der noch keinen Managementplan besitzt, gefällt werden durfte, bleibt ein offenes Geheimnis der staatlichen Forstverwaltung Romsilva. Die Logik des Wolfs im Schafspelz: Solange es keinen Managementplan eines Nationalparks gibt, kann, mit der entsprechenden Begründung, alles gemacht werden, was ein Managementplan verbietet. Warum sich also mit der Verabschiedung eines Managementplans beeilen?