Die Renovierung der Nikolaus-Lenau-Schule, Räumlichkeiten für ein geplantes Institut zur Erforschung des Kulturerbes der Banater Schwaben und die Anbringung von Tafeln an historischen Gebäuden oder an Häusern deutscher Persönlichkeiten aus Temeswar sind drei von sechs Anliegen, die das Demokratische Forum der Deutschen im Banat (DFDB) in einer Bittschrift an den Temeswarer Bürgermeister Dominic Samuel Fritz gerichtet hat. Die Liste der Vorschläge für die zukünftige Zusammenarbeit hatte der Bürgermeister selbst am Tag seiner Amtsübernahme infolge einer Unterredung mit den Vertretern der Minderheiten aus Temeswar verlangt.
In seinem Brief listet der DFDB-Vorsitzende Dr. Johann Fernbach Probleme, aber auch Projekte der deutschen Gemeinschaft aus Temeswar auf. An erster Stelle steht eben die ins Stocken geratene Renovierung der Fassade an der Nikolaus-Lenau-Schule. Als Antwort darauf zeigt sich Dominic Fritz „vorsichtig optimistisch“, dass die Arbeiten im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein werden. Diese Tage führe ein Bauunternehmen Malerarbeiten aus und erstelle die anzubringenden Ornament-Elemente. Außerdem gingen die Arbeiten an dem neuen Schulcampus weiter, wobei es bestimmt noch einige Jahre bis zur Fertigstellung dauern werde, betonte Fritz.
Die schon über zwei Jahre dauernde interimistische Leitung des Deutschen Staatstheaters Temeswar sähe das Forum als dringend zu lösendes Problem, zumal mit dem Ausfall des ehemaligen Intendanten Lucian Vărșăndan die Leistungen des Theaterhauses rapide abgenommen hätten und dies für eine europäische Kulturhauptstadt ein unzumutbarer Zustand sei. Inzwischen gab es mehrere Prozesse, die Vărșăndan gegen die Stadtverwaltung gewonnen hat. Der neue Bürgermeister setzt auf den direkten Dialog, will sich mit Vărșăndan treffen und hofft, in Bälde sowohl die optimale juristische und Personalkonstellation für einen Neubeginn am Theaterhaus zu finden. Der neue Bürgermeister sieht ein, dass das Deutsche Staatstheater erneut Zuwendung und Aufmerksamkeit braucht.
Noch vor den Lokalwahlen haben sich der Vorsitzende des Banater Forums, Dr. Fernbach, und Dominic Fritz über die fehlende Beschilderung des architektonischen Erbes Temeswars unterhalten. Die Bitte um die Anbringung von Tafeln an Häusern und Palais, die von Persönlichkeiten der Deutschen aus Temeswar bewohnt oder gar gebaut wurden, die sowohl den Namen des Gebäudes, aber auch zum Beispiel den des Architekten oder der einstigen Bewohner kenntlich machen, ist auch in dem Bittschreiben aufgelistet. „Unsere Gemeinschaft und Generation weiß noch um das Deutsche Rathaus, das Löffler-Palais oder die Schwäbische Bank, aber wer weiß, wo ein Prof. Josef Brandeisz, der berühmte Architekt Hans Fackelmann oder Mundartforscher Peter Kottler gewohnt haben?“, beklagt Dr. Fernbach. Eine mehrsprachige Beschilderung historischer Gebäude sieht der Bürgermeister als durchaus sinnvoll an und hofft, diese bis 2023 auch fertigzustellen. Es gäbe allerdings auch das Projekt eines Stadtführers in digitaler Form für Touristen, die mittels QR-Codes Informationen über Sehenswürdigkeiten und Gebäude auf ihren mobilen Geräten in verschiedenen Sprachen erhalten würden.
Ein besonderes Anliegen des Deutschen Forums ist es, ein Forschungsinstitut über das Kulturerbe der Banater Schwaben zu gründen, und man erhofft sich vom Temeswarer Rathaus Räumlichkeiten für dieses Vorhaben zu bekommen. In dem Hauptbüro könne man eine Bibliothek und ein Archiv mit relevanten Dokumenten über die 300 Jahre lange Geschichte der Banater Schwaben anlegen. Man sei sich dafür der Partnerschaft mit und Unterstützung durch Institutionen und einschlägige Einrichtungen sicher, wie den Universitäten in Temeswar, der Landsmannschaft der Banater Schwaben, dem Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm oder dem Weltdachverband der Donauschwaben, so Dr. Fernbach. Die Idee zu dem Institut findet der Temeswarer Bürgermeister begrüßenswert, doch könne man sich zurzeit dazu nicht äußern. Ebenfalls noch keine Antwort seitens Dominic Fritz gibt es zur Anfrage betreffend die Skulptur „Tor nach Serbien“ von Ingo Glass, einem weltberühmten Bildhauer Temeswarer Abstammung. Die deutsche Gemeinschaft zeigt sich mit dem Zustand und der Positionierung des geschenkten Kunstwerks tiefst unzufrieden. Seit elf Jahren steht das „Tor nach Serbien“ neben dem Thermalstrand, an der Michelangelo-Brücke, die Skulptur sei inzwischen jedoch beschädigt und beschmutzt, und würde nach Ansicht des DFDB-Vorsitzenden einen sichtbareren Aufstellungsort verdienen, sogar im Vorgarten des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses.
Erwünscht sei auch die Unterstützung und Förderung sämtlicher Kulturveranstaltungen der Banater Deutschen in Temeswar, bei denen die Anwesenheit des Bürgermeisters sehr zu begrüßen sei, schließt Dr. Johann Fernbach.
Dominic Fritz weist wiederum darauf hin, dass er auch von den anderen Minderheitenorganisationen aus der Stadt solche Listen und Vorschläge bekommen habe und dass man nun dabei sei, diese zu analysieren und zu priorisieren. „Ziel ist es eine strategisch kohärente Herangehensweise zu finden, für alle Minderheiten, um im Grunde sichtbar zu machen, dass Temeswar diese multikulturelle Stadt ist, und einen Ansatz zu finden, der eher auch die Gemeinsamkeiten herausarbeitet“, schließt Dominic Fritz. Beide, Bürgermeister und Forumsvorsitzender, sind zuversichtlich, dass es eine gute und enge Zusammenarbeit zum Wohle der deutschen Gemeinschaft und der Temeswarer künftig geben werde.