Randbemerkungen: Winke - Kronen als Köder für Kehrtwenden

2026 sind es 250 Jahre seit der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika. Spekuliert: der pompös-prächtige Empfang, mit Goldkutsche etc., den Charles III. Trump und Entourage, dem Möchtegern-Kaiser von Amerika samt Hofstaat, bereitet hat, war auch ein Wink, was Amerika durch seine Unabhängigkeitserklärung verpasst hat.

Andrerseits: geschickt war es, dem primitiven Dollar-Grapscher aus Übersee, der nach Ehrung, Anerkennung und Pracht lechzt, vor Augen zu führen, was er verpasst, wenn er, wie vom Dollarpapa öfters drohend oder verächtlich angedeutet, Europa den Rücken kehrt. Täuscht nicht alles, hat der teure Aufwand des alten Fuchses Charles sich gelohnt, den seine Mutter viel zu spät ans Regierungsruder ranließ: Profi-Dealmaker Trump scheint eine von seinen häufigen Kehrtwenden genommen zu haben: plötzlich ist er der Meinung, die Ukraine könnte doch wieder zu alten Grenzen – von vor 2014, von vor 2022? – gelangen... Trumps feste Überzeugung zertrampelte er selber, als er die Bemühungen von Charles betreffs Umweltschutz und Erhalt der Bio-sphäre sowie die königlichen Gärten lobte. Am nachhaltigsten scheint Trump der Pomp-Prunk am königlichen Hof beeindruckt zu haben – vielleicht ein genetischer Wink von seiner schottischen Mutter? „Das könnte der diplomatische Trumpf der britischen Regierung gewesen sein“, mutmaßte Anna Whitelock von der Londoner Universität.
Doch ob Trump jetzt endgültig zum Transatlantischen Pakt herübergezerrt wurde, das weiß er wohl selber nicht. Ließ er doch durchblicken, das sei wohl sein letzter Staatsbesuch, und auch, dass eine Kultur der Freiheiten und des Liberalismus, die auf einem John Locke und William Blackstone fußen, in seinen Augen wohl nur zu zu hohen „Kosten“ – was immer er damit meinte – zu halten sei. Immerhin blieb er bei seiner Grundüberzeugung (ICH bin ICH): „Das heutige Amerika ist eines der „strongest“en Länder der Welt, obzwar es noch vor einem Jahr ein krankes Land war.“ Was die Freiheiten und den Liberalismus im Locke/Blackstone`schen Sinn betrifft: Ohne stabile, solide und berechenbare Institutionen funktioniert nichts – genau Trumps Pferdefuß und Verachtungsobjekt...
Bei den Protesten gegen den Trump-Besuch sagte u.a. der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan, Trump verwandle „alle Minderheiten in Sündenböcke, deportiert illegal amerikanische Staatsbürger und besetzt demokratische Städte mit Militär“. Das sei gegen jede abendländische Wertvorstellung, sagte der Muslim (!!), solcherlei Maßnahmen kämen direkt aus dem Lehrbuch der Autokraten. Trump weigerte sich, den Londoner Bürgermeister beim Dinner zu sprechen. Der englische Grüne Zack Polanski ging noch weiter: „Der Augenblick ist gekommen, wo wir alles hinterfragen müssen, was Donald Trump darstellt. Jedwede Politik des Hasses und der Spaltung ist von uns zu weisen!“ 

Unter solchen Umständen und wegen der aufgebrachten Bevölkerung praktizierten die Engländer Trumps totale Isolation von den Massen. Transporte im öffentlichen Raum nur mittels Hubschraubern, Goldkutschenfahrt nur innerhalb des Schlossparks von Windsor, Privatgespräche mit Charles III. nur innerhalb fester Mauern, Gespräch mit Premier Starmer außerhalb Londons, in Chequers, auf Starmers Landsitz. Bürgermeister Khan deutete diese Abschirmung Trumps als Folge „der von uns gezeigten Macht“ des Protestes gegen diesen strategisch wichtigen, aber unbeliebten Besuch.

Fakt ist, dass die königlichen und Regierungs-Vorbereiter des Besuchs Trump viele subtile Winke ins Programm reinpassten – etwa den Besuch der Archive Sir Winston Churchills (Wink: in Krisenmomenten müssen alle positiven Kräfte zusammenhalten!) – Ob es bei Dollarpapa Langzeiteffekt hat?
Charles III.? „Ein Brückenbauer in einer Zeit, wo Politiker Brücken niederbrennen.“ (Sean Coughlan, BBC-Korrespondent für Königliche)