Sammlertrieb

Foto: sxc.hu

Vor allem in Rumänien ist der Sammlertrieb sehr verbreitet. Dabei, so habe ich beobachtet, gibt es zwei Kategorien von Sammelgut: Das eine hebt man für schlechte Zeiten auf, weil man meint, es irgendwann ganz dringend zu brauchen. Das andere sammelt man, wohl wissend, dass man es nie verwenden wird...

Zur ersten Kategorie gehören zum Beispiel ausgegessene Joghurtbecher, die fein säuberlich mit ihren Artgenossen in der Abstellkammer bis zur Decke hoch gestapelt werden. Joghurtbecher sind unheimlich praktisch! Sie können als Pflanzen-Anzuchttöpfe, Camping-Trinkgefäße, Windlichthalter, Keksausstecher, Sandkastenförmchen oder Kakerlakenfallen  dienen – oder als Behältnisse für anderes Sammelgut! Nur, dass man sie halt im Moment nicht braucht, weil man schon genug Anzuchttöpfchen, Trinkgefäße, Windlichthalter undsoweiter besitzt.

Auch Sektkorken sollte man auf keinen Fall wegschmeißen! Erstens ist Kork ein überaus wertvolles Naturprodukt und die portugiesischen Korkeichen, die alle zwei Jahre bei lebendigem Leib abgeschält werden, müssen dafür furchtbar leiden. Zweitens kann es passieren, dass man irgendwann in den Besitz einer Badewanne gelangt, in deren Ausguss zufällig genau ein Sektstöpsel passt. Wehe, man hat den Originalstoppel verloren und dann keinen Sektkorken zur Hand!

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Dinge, die man sammelt, ohne jemals an eine Verwendung zu denken. Den Kollektionswein von Anno 1960! Den darf man natürlich nicht einfach trinken, weil die leere Flasche nichts mehr wert ist. Allerdings hat man dann auch nichts davon. Deswegen befindet sich in Kollektionsweinflaschen vermutlich eine x-beliebige Plörre, denn je teurer die Flasche, desto unwahrscheinlicher, dass jemand den Schwindel entdeckt.

Auch die leere Colaflasche aus dem Jahr 1984, die heute nicht mehr produziert wird, muss unbedingt aufgehoben werden. Vielleicht, um sie eines Tages gewinnbringend an ein Museum zu verscherbeln? Obwohl, dafür ist sie viel zu schade – es gibt ja kaum noch welche! Ein anderes Beispiel sind Socken, die zum Tragen nicht geeignet sind, weil sie abfärben, die Füße darin anschwellen oder schwitzen.

Da man neuwertige Socken nicht einfach wegschmeißen kann, bleiben sie natürlich – als ständiges Ärgernis – im Schrank. Vielleicht sortiert man sie mit leicht schlechtem Gewissen ein wenig zur Seite, damit sich die tragbaren Exemplare leichter finden lassen.

Auch Zeitungen sollte man unbedingt sammeln, denn sie gehören gleich beiden Kategorien an. Zum einen sind sie direkt verwendbar, und zwar zum Feuermachen. Wie? Sie haben einen Gasherd? Mein lieber Freund! Das Leben ist lang und unberechenbar. Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass ich mal in die Situation geraten würde, mit Holz zu heizen und zu kochen. Heute ärgere ich mich grün und blau, dass ich nicht schon mein ganzes Leben lang Zeitungen gesammelt habe. Was hätte ich damit Anzünderwürfelchen und Holzspreißel gespart!

Zum anderen aber sind Zeitungen einzigartige Zeitzeugen, was nun wiederum gegen das Verheizen spricht. Die Zeitung vom Geburtstag vor 20 Jahren, vom Namenstag, Hochzeitstag, Scheidungstag, vom libyschen und tasmanischen Nationalfeiertag oder von jedem Dienstag, denn Dienstag ist mein Glückstag. Am besten sammle ich gleich alle Zeitungen, dann sind die Feiertage und Glückstage aller meiner Freunde auch dabei und ich habe immer ein passendes Geschenk parat. Daher empfiehlt sich, von jeder Zeitung stets zwei Abos zu bestellen – eines zum Verheizen und das andere zur historischen Dokumentation.

Das praktische ADZ-Doppelabo erhalten Sie unter aboservice@adz.ro. Fairerweise muss ich jedoch darauf hinweisen, dass die ADZ seit dem Wechsel zur besseren Papierqualität nicht mehr so richtig brennen will.