Der Bistritzer Toni Pal ist ein leidenschaftlicher Fotograf und Mitbegründer des Fotoclubs Axxa Bistri]a. Voriges Jahr hat er mit Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen und des Regionalforums Altreich am Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien einen eindrucksvollen zweisprachigen Bildband veröffentlicht. Anlässlich des Treffens der Deutschen aus der Altreichregion in Moine{ti 2024, wo seine Ehefrau, Hermine Pal, das von ihr geleitete Ortsforum Vatra Dornei vertritt, stellte Toni Pal seinen Bildband „Omul, p²mântul ve{nicia/Der Mensch, das Land, die Ewigkeit“ erstmals vor. Nach einer Autogrammstunde hat er sich mit ADZ-Redakteurin Cristiana Scărlătescu über seine Fotokunst unterhalten.
Sind Sie vom Beruf her Fotograf oder betreiben Sie Fotografie als Hobby?
Ich bin kein professioneller Fotograf, aber es war mehr als ein Hobby, ich bin etwas weiter gegangen, als mich mit anderen Amateuren am Samstagnachmittag zu treffen, um ein paar Fotos zu machen. Ich habe 2006 als Hobby mit der Fotografie begonnen, danach wollten ich und andere Begeisterte mehr als das machen, also gründeten wir 2008 einen Fotoclub mit Rechtsstatus und so gelang es uns, eine Partnerschaft mit dem Kulturzentrum des Landkreises Bistritz-Nassod/Bistri]a-N²s²ud zu schließen, das uns eine Fotowerkstatt, einen Ausstellungsraum sowie eine Reihe von Rahmen zur Verfügung stellte, was unsere Arbeit erheblich erleichterte. Dann geschah etwas Interessantes: Das Kreiskulturzentrum verstand unter Fotografie die ethnografische Art. Obwohl wir, die sechs-sieben Mitglieder des Fotoclubs, damals andere Affinitäten hatten und uns für andere Gattungen der Fotografie interessierten, wandten wir uns langsam der ethnografischen Fotografie zu und stellten fest, dass sie viel tiefer geht, als auf den ersten Blick vermutet. Im Rahmen des Fotoclubs haben wir Fotocamps und -kurse organisiert. Vier Generationen von Schülerinnen und Schülern waren es, und ich weiß, dass einige von ihnen heute selbst Fotografie betreiben. Darauf bin ich stolz.
Beschäftigen Sie sich derzeit ausschließlich mit der Fotografie?
Nein, ich arbeite für ein deutsches Unternehmen in Bistritz. Aber ich übe sie nebenbei aus.
Ihre Fotografie ist nicht amateurhaft, sondern Sie haben diese auf Kunstniveau erhoben und sich auf dieses Gebiet spezialisiert.
Nun ja, es sind viele Jahre vergangen und es ist bereits ein ziemlich umfangreiches Fotoportfolio entstanden, aus dem gute Bilder ausgewählt werden können. Das ist vielleicht das Geheimnis der Fotografie. Dahinter steckt aber auch eine Menge Studium. Es gibt kein Rezept für das perfekte Foto. Man muss viele Fotos machen und dazu viel lernen.
Sie haben sich im Laufe der Zeit verschiedenen fotografischen Gattungen angenähert: der Studio-, Event-, Landschafts-, Straßenfotografie und auch der ethnografischen Fotografie. Welche davon hat Sie am meisten geprägt?
Gemessen am Gewicht ist die ethnografische Fotografie am emotionalsten. Es gibt schutzbedürftige Menschen auf dem Land – Kinder, ältere Leute – und wir bemühen uns oft, sie nicht auf eine nachteilige Weise darzustellen. Die Fotos zeigen die Menschen mit Würde und Respekt. Wenn ein Bild mehr als nötig mit Emotionen aufgeladen ist, verzichten wir sofort darauf, egal wie gut es ist, um die Privatsphäre der fotografierten Personen zu schützen - oder wenn uns jemand bittet, das Foto zu löschen.
Ein Schritt weiter wäre die Straßenfotografie. Manche vergleichen sie mit Jazz in der Musik. Ihre Schönheit ist nicht offensichtlich. Straßenfotografie hat ihre Finesse und ist etwas gehobener. Nicht jeder Betrachter weiß sie zu schätzen und wiederum auch nicht jeder Fotograf traut sich, auf die Straßen zu gehen. Manche haben sogar Angst, Menschen zu fotografieren. Ich habe diese Angst überwunden, aber Porträtfotografie hat sicherlich nicht die emotionale Ladung wie ethnografische Fotografie. Diese Art von Fotografie stelle ich am meisten aus und damit rühme ich mich. Wenn ich sagen müsste, was mich ausmacht, dann wäre es die ethnografische Fotografie!
„Der Mensch, das Land, die Ewigkeit“ ist Ihr erster persönlicher Bildband?
In der Tat. Ich habe auch Sammelbildbände des Fotoclubs erstellt. Das Kreisarbeitszentrum bat uns, einen Bildband zu erstellen und sponserte sogar eine Reise durch den Kreis. Es wurden mehrere tausend Fotos gemacht und daraus entstand der Bildband „Descoperi]i jude]ul Bistri]a-N²s²ud“ (Entdecken Sie den Kreis Bistritz-Nassod), aber es war kein persönlicher Bildband. Ansonsten habe ich viele Ausstellungen organisiert, aber was die Bildbände betrifft, ist dies der erste persönliche.
Können Sie bitte den gewählten Titel erläutern? Gibt es dabei etwa eine Verbindung zum berühmten Vers des rumänischen Dichters Lucian Blaga „Die Ewigkeit kam zur Welt auf dem Land“?
Generell ist in der ethnografischen Fotografie eine Sensibilität im Umgang mit den Menschen zu spüren. Wenn wir durch die Dörfer gingen, fragten sie uns, warum wir sie filmten oder von welchem Fernsehsender wir seien, obwohl wir nur ein paar Fotos machten. Sie sahen uns irgendwie bewundernd an, obwohl das nicht begründet war. Es war mir etwas unbehaglich, sie so bescheiden zu sehen. Darüber hinaus habe ich bemerkt, dass auf dem Land Gewissheit herrscht. In der Stadt gibt es zumindest heutzutage viel Ungewissheit, denn wir haben immer viele Möglichkeiten, man wählt eine und weiß nicht, ob die anderen nicht besser gewesen wären. Auf dem Lande ist irgendwie alles im Voraus festgeschrieben. Für die Menschen ist der Lebensverlauf sehr klar, auch wenn heute modernere Trends aufgetaucht sind, denn der ländliche Bereich ist nicht von allem isoliert, was Technik bedeutet und was in der Welt passiert. Aber im Allgemeinen nimmt das Leben seinen natürlichen Lauf und die Menschen kennen ihn alle. Jeder weiß, wo sein Ackerland liegt und dass er es bebauen muss und es keine Entschuldigung dafür gibt, es jemand anderem zu geben, damit er es bewirtschaftet. Dies kam nicht in Frage, das muss jeder selbst tun. Das hat meine Mutter immer gesagt. Nicht, dass wir diese Ernte unbedingt brauchten, aber was hätten andere gesagt, wenn meine Familie ihr Land nicht selbst bewirtschaftet hätte? In ihrer Seele hatten Dorfleute auch eine Verbindung zu den Tieren, die sie auf dem Hof züchteten. Es war nicht zu fassen, dass Menschen morgens die Tiere nicht füttern oder sie alle verkaufen, weil sie sich langweilen.
Eine weitere Gewissheit war die Beziehung zu Gott, wobei alles ganz klar und selbstverständlich war. Von klein auf gingen Dorfleute in die Kirche, ließen sich konfirmieren, heirateten dort und ließen ihre Kinder taufen. Das tägliche Beten fehlte auch nicht. Das alles finde ich faszinierend, denn als ich in der Großstadt war, galten all diese als Optionen oder Interpretationen, während das auf dem Land nicht so ist. Deshalb heißt das Buch „Der Mensch, das Land, die Ewigkeit“, weil es genau die Zusammenhänge hervorhebt, die zwischen dem Menschen und dem, was ihn im ländlichen Bereich umgibt, entstehen. Unsere Kinder sollen unbedingt lernen, die Beziehung zu Land, Tieren und Gott neu anzuknüpfen.
Ein paar Bilder wurden in Hermannstadt aufgenommen. Wo sind die anderen entstanden?
Die meisten davon wurden im Kreis Bistritz-Nassod aufgenommen, aber einige auch in den Kreisen Karlsburg/Alba und Kronstadt/Bra{ov, wo ich an Fotoworkshops teilgenommen habe.
Ist dieser Bildband das Ergebnis Ihrer Arbeit der letzten fast 20 Jahre?
Nicht wirklich. 2006 habe ich tatsächlich angefangen zu fotografieren, aber diese Bilder stammen aus der Zeitspanne 2010 bis heute.
Sind die Bilder eher inszeniert oder handelt es sich um Momentaufnahmen?
Es sind reine Momentaufnahmen. Auf keinen Fall wurde Regie geführt. Wir trafen die Leute auf dem Weg und baten sie, für ein Foto anzuhalten. Mehr als das haben wir nicht inszeniert. Wenn sie uns interessant erschienen, haben wir sie fotografiert, aber wir haben ihnen nie gesagt: „Haltet das Pferd eher links!“ Am liebsten wäre ich eine kleine Fliege gewesen und hätte ungesehen fotografiert, denn dann bleibt die Authentizität erhalten. In dem Moment, in dem die Leute anhalten und posieren, geht diese Authentizität verloren. Auf einem Bild ist zum Beispiel ein Herr zu sehen, der stolz seine Pferde zeigt. Das Foto von vorne ist gut, aber jenes von hinten betitelt „Unterwegs“, nachdem er mit gesenktem Kopf weggegangen ist – wie er seine Pferde hielt, die kurvenreiche Straße – ist viel authentischer.
Dasselbe Bild haben Sie für die Titelseite gewählt! Gibt es weitere Bilder, bei denen die Sujets nicht wissen, dass sie fotografiert wurden?
Sogar viele!
In vielen Bildern, Landschaften, sogar in Menschenporträts, tauchen Tiere auf. Kamen Sie auf diese Idee aus Ihrer persönlichen Liebe für Tiere oder steckt dahinter eine tiefere Bedeutung?
Vielleicht auch aus diesem subjektiven Grund. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es in den Aufnahmen nicht einfach Menschen und Tiere gibt. Es ist viel mehr als das – eine besondere Beziehung! In einem Foto hielt ein Herr sein Pferd am Zaum. Die Art, wie er es streichelte, diese Zärtlichkeit… Das Pferd ist mehr als ein Haustier, es arbeitet mit dem Menschen zusammen und der Mensch muss darauf achten, ihm alles zu geben, was es braucht, damit das Tier gesund ist. Es ist eine sehr enge Beziehung, die ich bewundere. Und wenn man ins Gespräch kommt, loben die Leute ihre Tiere, sie reden sehr nett über sie und in gewisser Weise ist es beeindruckend. Deshalb versuche ich stets diese Beziehung hervorzuheben.
Was planen Sie für die Zukunft bezüglich der Fotografie?
Ich würde gerne drei weitere Bildbände veröffentlichen, wenn ich die Gelegenheit dazu hätte: einen mit ethnografischer Fotografie, einen anderen mit Straßenfotografie und einen weiteren mit Fotos, die ich in Mexiko aufgenommen habe, als ich dort drei Monate verbrachte. Mit „Der Mensch, das Land, die Ewigkeit“ hat mir das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien sehr geholfen und ich bedanke mich dafür auf diesem Weg, denn sonst hätte ich die Veröffentlichung des Bildbandes nicht finanziell unterstützen können. Wir werden in Zukunft sehen, was die Pläne sind und ob wir noch zusammenarbeiten können. Aber die erwähnten drei Bildbände möchte ich besonders gerne veröffentlichen.
Vielen Dank für das angenehme Gespräch! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!