Am 2. Oktober dieses Jahres lud das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt/Sibiu zu dem jährlichen Empfang anlässlich des deutschen Nationalfeiertags ein. Rund 300 Gäste aus Politik, Minderheitenvertretung, Kultur und Kirche u.a. wurden im Festsaal des Hilton-Hotels von Konsulin Wiebke Oeser begrüßt.
Wiebke Oeser hat ihr Mandat als Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt im August angetreten. Oesers Karriere ist ein Beispiel für diplomatische Kulturarbeit, bei der Kunst und Bildung als Brücken zwischen Ländern dienen. Die 1967 geborene Hannoveranerin studierte in Kassel und Madrid Grafikdesign und Typographie. Ihre Karriere begann sie als Illustratorin und Buchgestalterin. Sie machte sich einen Namen als Illustratorin für Kinderbücher wie zum Beispiel: „Richtig dicke Freunde – Kleine Geschichten zum Staunen“ mit einem Text von Toon Tellegen, „Wo steckt Pepé?“ mit einem Text von Charles Simic. Ihr Buch „Bertas Boote“, welches sie auch selber illustriert hat, wurde mit mehreren Preisen gekürt: Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis, Troisdorfer Bilderbuchpreis, Bronzemedaille – „Die schönsten Bücher aus aller Welt“ und wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Für die Illustration von „Wo steckt Pepé?“ erhielt sie den Bologna Ragazzi Award.
Ihre diplomatische Laufbahn begann in der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft in Argentinien, wo sie zwischen 2015 und 2018 Programme zur Förderung der deutschen Sprache und Bildung unterstützte, darunter das PASCH-Netzwerk. 2018 bis 2021 war sie im diplomatischen Bereich in Nicaragua im Einsatz, wo ihr Fokus auf interkulturellen Projekten lag. 2024–2025 war sie als stellvertretende Leiterin der deutschen diplomatischen Mission in Gambia tätig.
In ihrer Ansprache ging Oeser auf die zeitgenössischen Herausforderungen ein, mit denen sich beide Länder, Deutschland und Rumänien, konfrontieren. Ausgehend von dem Motto der Feierlichkeiten des Tages der Deutschen Einheit 2025: „Zukunft durch Wandel“, erklärte sie: „Doch Wandel braucht ein starkes Fundament, nur so sind Gelassenheit und Mut zu Reformen möglich. Dass der Wandel kommt, ist keine Frage, nur ob und wie wir ihn gemeinsam gestalten!“ Einleitend schilderte sie ihre Erlebnisse während der Wende von 1989 in Deutschland und betonte ihre lebendige Erinnerung an die Bilder aus Rumänien, die sie damals beeindruckten: „Dass die Revolution in Rumänien und auch hier in Hermannstadt leider nicht friedlich verlief, sah ich mit Schrecken in den Fernsehbildern aus Bukarest, die sich seitdem in mein Gedächtnis eingeprägt haben.“ Ausgehend von dem aktuellen politischen Kontext betonte Wiebke Oeser die Notwendigkeit des Zusammenhalts auf allen Ebenen, aber im besonderen in der deutsch-rumänischen Zusammenarbeit. Dabei würdigte sie den Einsatz aller in Siebenbürgen aktiven lokalen, nationalen und internationalen Einrichtungen: „Dieses – Ihr – Engagement in all diesen Bereichen, diese guten vertrauensvollen Beziehungen bilden ein starkes Fundament hier in Siebenbürgen für die deutsch-rumänische Freundschaft. Der Dank für diese Arbeit, verehrte Gäste, für dieses gemeinsame Fundament, gilt Ihnen!“ Als wichtig betrachte sie den lebendigen Dialog und Austausch, der nur durch den Einsatz von Politik, Bildungseinrichtungen, Kulturträger, Wirtschaftsvertreter und Investoren, Minderheiten- und Kirchenvertretungen sowie durch die Tätigkeit von Freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiter möglich gemacht wird.
Musikalisch wurde der Abend von der Musikband „The Teachers“, welche nur aus Lehrer und Lehrerinnen besteht, untermalt.