Wort zum Sonntag: Glaube ist wie ein neues Kleid


„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1. Johannes 5,4c). So schreibt es der erste Johannacesbrief. Ein großer Satz. Fast zu groß, beinahe wie ein Widerwort gegen die Realität, oder? Denn die Welt, sie scheint oft anders zu sein: Krankheiten, Kriege, Erschöpfung, Ungerechtigkeit…Wie kann man da noch vom Sieg sprechen?

Und doch, dieser Satz steht da. Ja, er steht da wie ein Fels. Unser Glaube ist keine Flucht aus der Welt, sondern die Kraft, sie zu bestehen. Keine Realitätsverweigerung, sondern Widerstandskraft, und zugleich eine lebendige, kraftvolle, handelnde Präsenz im Leben eines Christen. Und das durch Tatkraft, innere Stärke, Leidenschaft: „O, es ist ein lebendig, kräftig, tätig, mächtig Ding um den Glauben.“ (Martin Luther) 

Nun, was heißt das? Jeden Freitag, Punkt zwölf, findet in der Margarethenkirche bei Mediasch ein Friedensgebet statt. Gebetet wird für den Frieden in der Ukraine, im Nahen Osten und überall dort, wo Menschen unter Krieg und Gewalt leiden. Und jeden Freitag kommen dieselben Menschen. Menschen, die bei uns Zuflucht gefunden haben. Sie treten leise ein, zünden eine Kerze an und in ihren Gesichtern liest man: „Ich weiß nicht, was kommt. Aber ich weiß, dass ich nicht allein bin. Und das gibt mir Kraft.“ Das heißt: Glaube, der trägt! Nicht, weil man die Welt versteht. Sondern, weil man sich gehalten weiß. Und damit: sieghaft.

„Ihr habt Christus angezogen“, schreibt Paulus im Galaterbrief (Galater 3,27). Ein starkes Bild: Glaube ist wie ein neues Kleid. Nicht irgendein Accessoire, sondern Identität. Was ich anhabe, prägt mich. Was ich glaube, verändert mich. Denken wir an einen Morgen: Man steht verschlafen vorm Kleiderschrank. Heute Bewerbungsgespräch? Dann vielleicht das seriöse Hemd. Heute Sonntag? Vielleicht das Lieblingskleid. Kleidung spiegelt, wer wir sind, oder wer wir sein wollen. Und manchmal hilft das sogar: Man geht aufrechter, wenn man etwas Anständiges trägt. Man fühlt sich mutiger. So ist es mit dem Glauben. Wer Christus „anzieht“, der trägt mehr als Stoff. Der trägt Hoffnung. Liebe. Gnade. Luther hat es wunderbar auf den Punkt gebracht: „Der Glaube verbindet die Seele mit Christus wie eine Braut mit ihrem Bräutigam“. Eine lebendige Beziehung! Wer Christus „anzieht“, trägt ein Stück Himmel mitten in den Alltag hinein.
Wir aber verwechseln Sieg oft mit Erfolg… Doch der Glaube siegt anders. Er hält stand, wenn alles bricht. Er sagt „trotzdem“, wo andere schweigen. Er sieht im anderen nicht den Feind, sondern den Bruder. Wie beim Fußball: Wenn das Team auf den Platz läuft, tragen alle das gleiche Trikot. Unterschiedliche Menschen, aber ein Ziel, ein Herzschlag. In der Gemeinde Christi ist es ähnlich, nur dass unser T-Shirt kein Stoff ist, sondern die Liebe Gottes.

Der sieghafte Glaube ist kein Triumphzug, sondern eine Lebenshaltung. Er ist still, geduldig, aber unbezwingbar. Er glaubt gegen den Augenschein. Er sieht hinter dem Dunkel schon das Licht. Der sieghafte Glaube ist also keine Waffe gegen andere. Sondern eine Kraftquelle für uns selbst. Für uns selbst und für die Welt. Der Glaube befreit uns von Angst, hebt uns heraus aus dem Getrenntsein und macht uns zu Menschen, die Hoffnung tragen. Nicht weil alles gut ist. Sondern weil Christus da ist. Und wer Jeschua trägt, ist schon jetzt verbunden mit dem Sieg, den kein Tod, keine Macht, kein Schatten mehr nehmen kann. Ehre sei dem Weg, der Wahrheit und dem Leben!