Ob das Halten von Tieren in Käfigen für die Unterhaltung der schaulustigen zweibeinigen Wesen, die den blauen Planeten verwalten, tatsächlich ethisch korrekt ist, ist eine polarisierende Frage. Zugleich ist jeder und jede wenigstens einmal im Leben durch einen sich gewöhnlich im Grünen befindenden Tiergarten geschlendert und hat den Anblick der gewöhnlich in Umzäunungen lebenden Wesen genossen. Meistens sind es Kindheitserinnerungen, die man mit diesen Einrichtungen verbindet. Doch wie anders fühlt sich der sich in diesen Tagen vor unseren Augen entfaltende Zoo, mit dem wir Rumänien vergleichen können, an. Da der schwarze Panther, der Rumänien kreuz und quer in der ersten Jahreshälfte durchwandert hat, sich in Luft aufgelöst hat, drängen sich andere Tiere ins Rampenlicht.
Präsident Dan besuchte Temeswar. Im Großen und Ganzen ein passabler Auftritt, in dem er aber unter dem Strich gesehen nichts Neues zu verkünden hatte. Dem kollektiven Erinnerungsvermögen sind seine Aussagen schon längst entschwunden. Aber mit Sicherheit nicht sein Auftritt als kopfloses Huhn vor der Ehrengarde, die sich irgendwie bemühte, den ihm gebührenden protokollarisch vorgesehenen Respekt zu erweisen. Wie im falschen Film gelandet wand sich der Mathematiker um die eigene Achse gleich dem berüchtigten Wind, der jedem mal entfährt und der sich im Sprichwort in der Laterne dreht. Kaum die Orientierung wiedergefunden, geriet die Welt erneut aus den Fugen, denn über seinem Kopf schwebten bunte Regenschirme. Wie ein kaum aus dem Ei gesprungenes Küken blickte Dan verwundert zum Himmel und hoffte wohl, dass die schwebende Farbenpracht ihm nicht auf den Kopf fallen würde. Die Gefahr von oben überstanden, drängte er sich wie ein begossener Pudel ins Abschlussgruppenfoto.
Vom Weltgeschehen ganz eingenommen, streiten sich nun die Rumänen darüber, wer eigentlich die einheimischen Nashörner sind. Der gute alte Eugene Ionesco musste herhalten, damit Dan Teodorescu ein vor Banalität triefendes Lied schreibt. Was uns der Künstler sagen will: Wer nicht gut ist, der ist böse. Und die Bösen sind die Nashörner. Diese weltbewegende Botschaft wird in dem Musikvideo von 31 rumänischen Promis mitgetragen, die ihre Lippen zu dem von Teodorescu gesungenen Text bewegen. Ob das nicht gerade die Botschaft des Liedes unterstreicht und sie selber wie Nashörner aussehen lässt, haben sich die Protagonisten wahrscheinlich nicht gefragt. Was wir aber durch die um das Lied entfachte Debatte verstehen: Alle anderen sind Nashörner, nur wir nicht. Alle anderen sehen die ihnen auf dem Riecher wachsenden Knochengebilde, nur wir bleiben schön, besonders in der eigenen Spiegelreflexion.
Die Hyänen ziehen ihre Kreise um die scheinbar in den letzten Atemzügen liegende Regierungskoalition immer enger. Die Aussicht auf den Kadaver, auf welchen sie sich bald stürzen können, lässt den Schleim von ihren zum irreführenden Grinsen gefletschten Zähnen triefen. Das einzige, was sie noch fürchten, sind die Aasgeier, mit denen sie sich den ultimativen Kampf um die noch an den Knochen hängenden Fleisch- und Sehnenstücke liefern werden.
Wie aus dem Nichts hat der Pfau und Präsident a.D. Traian B˛sescu erneut den Weg ins Licht der Studioscheinwerfer gefunden. Er schien sich auf Tournee bei den Nachrichtensendern zu befinden. Vor laufender Kamera präsentiert er nun den farbenprächtigen Federschwanz seiner Weisheit und erklärt den Ochsen, jenen in Machtpositionen und jenen, die vor dem Fernseher sitzen, wo es langgehen müsste. Selbstbewusst und sich seiner Verführungskraft sicher, hofft er wahrscheinlich noch, als alter Hahn im Korb als ernstzunehmender Kandidat für das von ihm geliebte Bürgermeisteramt in Bukarest in Betracht gezogen zu werden.
Während die Wächter sich eine nicht endenwollende Pause gönnen, lässt sich das Volk durch den Zoo treiben.