Bukarests Aktienmarkt schloss die vergangene Handelswoche im Minus, die Börse verlor knapp einen Prozent, bei rückgängiger Marktkapitalisierung (umgerechnet 20,2 Milliarden Euro). Der durchschnittliche Tagesumsatz halbierte sich fast im Vergleich zur Vorwoche und belief sich auf umgerechnet 5,6 Millionen Euro.
Der Einbruch kam in der zweiten Wochenhälfte, nachdem der rumänische Senat den Antrag des Präsidialamtes auf Beschleunigung der Börsengänge staatlicher Unternehmen zurückwies. Damit bremste die Politik die Kapitalmärkte weiter aus. Ursprünglich hätten Ministerien und Behörden die Börsengänge mehrerer staatlicher Unternehmen bis zum 31. Dezember 2008 abschließen sollen. Der Termin wurde auf 2014 verschoben, ist aber Teil der Abmachungen mit dem IWF. Das Präsidialamt forderte eine Beschleunigung des Verfahrens, bislang ohne Erfolg.
Indizes und Aktien
Insgesamt gab der Markt ein uneinheitliches Bild ab. Zwar schlossen die meisten Indizes im Minus, allerdings hielten sich die Wochenverluste in Grenzen. Ein eindeutiger Trend ließ sich jedoch nicht identifizieren, die Unternehmen, die Kursgewinne eingefahren haben, waren in den unterschiedlichsten Branchen aktiv. Ebenso schlossen Aktien von Unternehmen aus den verschiedensten Branchen mit hohen Wochenverlusten.
Unter den größten Verlierern befand sich allerdings die Erste Group Bank AG (EBS, 95 Lei, ISIN AT0000652011), die 5,5 Prozent verlor, unter die 100-Lei-Marke fiel und somit ihr 52-Wochen-Tief erreichte. Sorgen um die europäischen Banken belasteten in der vergangenen Woche auch die Aktien der SocGen-Tochter BRD (BRD, 11,46 Lei, ISIN ROBRDBACNOR2), die um 2,7 Prozent nachgaben. SIF-Aktien schlossen ebenfalls uneinheitlich und hielten so den Kursverlust des BET-FI bei 0,1 Prozent.
Ausblick
Am vergangenen Wochenende warf der Chefökonom der Europäischen Zentralbank EZB, Jürgen Stark, das Handtuch und offenbarte so die Zerrissenheit in der EZB. Die Nachricht stürzte den Euro auf ein Jahresminimum zum US-Dollar, die Auswirkungen auf die rumänischen Märkte blieben allerdings noch aus. Gut möglich, dass die Euro-Schuldenkrise den Aktienmarkt in Bukarest in dieser Woche weiter belastet.
Im Inland steht die Politik nun unter Druck, nachdem der Senat eine Beschleunigung der Börsengänge staatlicher Unternehmen ausgebremst hat. In dieser Sache ist die Entscheidung der Abgeordnetenkammer ausschlaggebend.
Aktie der Woche
Zu den wenigen Gewinnern der vergangenen Woche zählen die Aktien des Bauunternehmens Dafora Media{ (DAFR, 0,0806 Lei, ISIN RODAFRACNOR5). Das Unternehmen konnte binnen zwei Wochen zwei Großaufträge an Land ziehen. Zuerst willigte der Mineralölkonzern OMV ein für einen Erdöl- und Gas-Förderauftrag über 23 Millionen Euro.
Nun wird Dafora für die GeothermSolarpark Nordhastedt GmbH in Schleswig-Holstein in Nordhastedt im Kreis Dithmarschen nach Erdwärme bohren. Vertragswert: 15 Millionen Euro. Auf einem 25 Hektar großen Areal soll ab Dezember Energie gewonnen und 450 Megawatt Strom produziert werden, dabei werden mehr als 100 Millionen Euro in das Projekt investiert.
Für Dafora ist dies der erste Auftrag in Deutschland, dementsprechend wichtig ist das Engagement des rumänischen Unternehmens. Die Anleger belohnten diese guten Nachrichten mit einem Kurszuwachs von 3,06 Prozent. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 78 Millionen Lei und einem Stammkapital von knapp 100 Millionen Lei ist das Unternehmen derzeit unterbewertet.
Allerdings belasteten Ende 2010 hohe Schulden das Ergebnis. Im vergangenen Jahr setzte Dafora knapp 200 Millionen Lei um.
Rasdaq
Am Sekundärmarkt Rasdaq herrschte Flaute in der vergangenen Woche. Der durchschnittliche Tagesumsatz fiel fast auf ein Drittel des Umsatzes der Vorwoche. Nur am ersten Handelstag wurde die Millionengrenze überschritten. Der Hauptindex verlor auf Wochensicht 0,6 Prozent, allerdings schaffte es der Rasdaq-C, noch jenseits der 1600-Punkte-Marke zu schließen.
Devisen
Der Druck, der auf dem Euro lastet, durch die Turbulenzen bei der EZB, war auch in Bukarest zu spüren. Gegenüber der rumänischen Währung legte der Euro 0,5 Prozent zu und schloss wieder jenseits der 4,25-Lei-Grenze. Der Notenbankgouverneur stimmte die Märkte in der vergangenen Woche auf höhere Kursschwankungen ein.
Erste Anzeichen wurden am vergangenen Mittwoch sichtbar, als der Euro 0,4 Prozent zum Leu verlor, und am vergangenen Freitag, als er 0,5 Prozent zulegte. Die Kursveränderung zum US-Dollar fiel hingegen stärker aus. Der Leu verlor innerhalb einer Woche 3,7 Prozent. Der Dollar schloss am vergangenen Freitag bei knapp 3,1 Lei.
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