Bukarest/Rom (ADZ/dpa) - Die Vorsitzenden der rumänischen Kartellamts, Bogdan Chirițoiu, sowie der Energieregulierungsbehörde (ANRE), Dumitru Chiriță, gehen nicht davon aus, dass der Abgang des italienischen Energiekonzerns aus Rumänien die Versorgung der Kunden mit Strom bzw. Gas beeinträchtigen wird. Beide Behörden-Chefs erklärten am Dienstag in unterschiedlichen Mitteilungen an die Presse, dass ein Besitzer- bzw. Aktionärswechsel eines Unternehmen die Versorgungssicherheit nicht in Frage stelle.
„Es gibt keinen Grund warum der Verkauf die Kunden beeinträchtigen würde“, erklärte Chirițoiu laut der Nachrichtenagentur Agerpres, und brachte einen Vergleich mit dem Energieversorger CEZ an, welcher zwar vom gleichnamigen tschechischen Konzern in den Besitz eines in London registrierten australischen Investmentfonds gewechselt habe, aber immer noch unter demselben Namen in Rumänien tätig sei. ANRE-Chef Chiriță erinnerte ebenfalls in einer Mitteilung an Agerpres auch daran, dass zusätzlich die Strom- und Gasversorgung letzter Instanz gesetzlich geregelt ist. Eine offizielle Benachrichtigung für den anstehenden Besitzerwechsel bei Enel habe ANRE noch nicht erhalten.
Der italienische Energiekonzern Enel hatte am Dienstag angekündigt, seinen Schuldenberg durch milliardenschwere Beteiligungsverkäufe verringern zu wollen. In den kommenden Jahren will das größte Energieunternehmen Italiens im Portfolio aufräumen und sich regional schlanker aufstellen. Geplant sind Verkäufe in Höhe von 21 Milliarden Euro. Per Ende September stand bei Enel eine Nettoverschuldung von fast 70 Milliarden Euro in den Büchern, nach knapp 52 Milliarden Ende 2021.
Enel will die Verkäufe schon im kommenden Jahr starten und sich dann als agileres Unternehmen auf sechs Kernländer – Italien, Spanien, USA, Chile, Kolumbien und Brasilien – konzentrieren. Im Gegenzug werde man sich aus anderen Märkten in Europa, darunter Rumänien, und Südamerika zurückziehen. Der Anteil der erneuerbaren Energien soll auf drei Viertel der gesamten Stromerzeugung steigen.
Die anfallenden Investitionen bezifferte der Konzern für die restlichen Jahre der Planungsperiode bis 2025 auf 37 Milliarden Euro. „In den nächsten drei Jahren werden wir uns auf integrierte Geschäftsmodelle, digitales Know-how und Geschäftsbereiche konzentrieren, die trotz des derzeit schwierigen Umfelds einen Mehrwert schaffen können“, sagte Konzernchef Francesco Starace. Damit stärke Enel die eigene Widerstandskraft.
Zum Rückzug aus Rumänien erklärte der Manager, dass man hier-zulande kein zukünftiges Wachstumspotential mehr sehe. Mit dem gesetzlichen Rahmen oder Regulierungen habe die Entscheidung nichts zu tun, weder diese noch Anti-Krisenmaßnahmen seien in Rumänien „besser oder schlechter“ als in anderen europäischen Ländern.
Angesichts steigender Gaspreise und den Eingriffen der Politik erwartet Starace nach eigenen Angaben „mindestens noch ein paar Jahre mit Turbulenzen“. Daher verfolge Enel nun einen „konservativeren Ansatz“. Auf diesem Weg soll der Schuldenberg abschmelzen, den Enel im Zuge einer Übernahmewelle zum Ausbau der erneuerbaren Energien angehäuft hatte.